Groß Glockner Hochstrasse

Lesezeit: 3 Minuten

oder „Ohne Hochalpen feht Dir was“


Heute war für mich ja eine echte Premiere geplant: Ich wollte und sollte zum ersten mal in meinem Leben mit dem Rennrad in den Hochalpen fahren!

Die Vorfreude war fast wie bei einem kleinen Kind vor Heilig Abend! Aber auch die übliche Nervosität begann, je weiter wir mit Thomas G’s 1er der österreichischen Grenze und der Groß Glockner Hochstrasse kamen.

Nach rund 2 Stunden Fahrt erreichten wir Fusch, wo wir den Wagen parkten und unsere Räder bergfertig machten. Thomas versprach mir das wir erst einmal einrollen würden. Dem war aber nicht so und es ging gleich mit 5 bis 7% hoch zur Tal-Maut-Stelle der Groß Glockner Hochstrasse.

Thomas verschwand schnell und es bestätigte sich wieder einmal, das Berge einfach nicht mein Revier sind. An der Maut-Station wartete er auf mich. Ich schaute mir den österreichischen Stop-O-Mat an, welcher kostenpflichtig und defekt war, dann ging es los auf eine Rampe, welche gleich zeigte wo es die nächsten 13 km lang gehen wir: Nach oben und immer zweistellig, erstmal standen kontinuierlich 10% Steigung auf dem Garmin.

Das ließ sich ok an, denn ich dachte, das es sicher bald wieder flachere Passagen zur Regeneration geben würde. Aber ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Das hier ist ein Hochalpen-Pass und kein Wunschkonzert: Nur in den engen Kehren war die Straße flach. Zu wenig Zeit zum regenerieren aber genug Zeit einen großen Schluck aus der Getränkeflasche zu nehmen, denn es war Mittag und die Sonne schien gnadenlos. Das grandiose Alpenpanorama und der wenige Verkehr stimmten mich aber sehr positiv und ließ die Strapazen, den Schweiß und die brennenden Beine schnell vergessen und mich zu meinem Fluss finden. Leider konnte ich zu keinem Zeitpunkt den Gipfel oder die Edelweisshütte am Ende des Passes sehen und musste einfach darauf hoffen, das nach der nächsten Kehre weit über mir eine Hütte zu sehen sein wird. Dem sollte aber für die nächsten 90 Minuten nicht so sein: Es ging einfach immer im zweistelligen Prozentbereich aufwärts. Ohne Gnade, ohne Schnörkel. Das war neu für mich.

Die Kehren hatten nun Namen und Nummern. Auch waren die Höhenmeter angegeben. Leider wusste ich aber nicht, wie weit es noch sein würde. Ich brauchte nun dringend einen dieser Strohhalme, die mir helfen könnten das Kopfkino am Laufen zu halten. Da entdeckte ich an einem der Kehrenschilder ein kleines rotes Email-Schild, welches auf eine Radveranstaltung aufmerksam machte und das es noch 6,9 km seien. Ich überlegte wieviel Kehren, Höhenmeter, Kurbelumdrehungen das wohl noch sein werden: das Kopfkino lief wieder.

Dann nach gut 100 Minuten war die Qual fast beendet und ich war am Hochplateau, wo wir kaltes Iso-Getränk und Pepsi-Cola für 1,60 € kauften. Sehr preiswert für 2.415 m ü. d. M. Nun stand uns noch ein kurzes knackiger Anstieg über Kopfsteinpflaster bevor, der uns zur Edelweisshütte führen sollte.

Dort gab es dann für Thomas Speckknödel und für mich Kaiserschmarn, ein Russ wurde auch getrunken und dann die herrliche Abfahrt zurück nach Fusch in Angriff genommen. Auf den langen Geraden ließ ich es einfach rollen und beschleunigte ohne Mühe auf 85 km/h. Die übersichtlichen Kehren mit tollem Asphalt konnten schnell gefahren werden. Es zahlt sich doch aus, wenn Auto und Motorradfahrer für die Straßenerhaltung in Form von Maut zur Kasse gebeten werden!

Kurz vor dem Tal passierten wir noch ein Verkehrskommando, welches die Überreste eines Motorradunfalls von der Straße räumte. Der Anblick groundete mich dann doch ein wenig und ich nahm raus und reduzierte das Tempo.

In Fusch wurden die Räder verladen und die  Rückfahrt nach München angetreten.

Ein herrlicher Tag in echten Bergen, eigentlich dachte ich eine 43 km lange Radtour könne mich nicht fordern – ich wurde eines Besseren belehrt. Danke Thomas.

3 Antworten auf „Groß Glockner Hochstrasse“

  1. Hallo Georg,
    herzlich willkommen im Club. Die Alpen, diese Erfahrung durfte ich letzte Woche machen, sind etwas ganz anderes als das schnöde Kilometer-Abreißen in der Hauptstadt. Schön, dass Dich dieses Virus gepackt hat. Vielleicht auf ein paar gemeinsame Ausfahrten im Königreich des Rennrades. Ab 2.000 m. Ü. Null beginnt das Leben

  2. tja, wie ich schon mal schrieb. Die amzahl der km, ja selbst der hm sind nicht sonderlich aussagekräftig. 1000hm im hochgebirge können durchaus heftiger sein als 2000 im mittelgebirge.

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