3. WfF Nightride Berlin -> Hamburg

Fahren in der Abendsonne
Lesezeit: 2 Minuten

erster 300er seit Langem


Schon zum dritten mal führt mein Radsportverein die Nachtfahrt nach Hamburg durch. Diesmal wollte ich endlich mit dabei sein. Mehrere Leistungsklassen sollten zu unterschiedlichen Uhrzeiten starten. Dies würde die Logistik der VerpflegerInnen erleichtern und auch den COVID-Vorschriften gerecht werden.

Bei der Einschreibung meldete ich mich für die fast schnellste Gruppe an. Am Start, der letzten und schnellsten Gruppe merkte ich, dass diese Nacht recht anstrengend werden könnte: Neben meinen Besties erschienen weitere Radler, in perfekter Radsportmontur mit Carbonlaufrädern und sehr wenig Körperfett. Respekt mischte sich mit Ehrfurcht und ein wenig Angst. Ob ich die Hansestadt mit dieser Bande wohl unbeschadet erreichen würde!?

Flott aber nicht überdreht ging es Richtung Falkensee. Der Tacho pendelte sich bei 35 km/h ein, was relativ gut zu halten war. Vorerst. Wir bewegten uns lange Zeit in für mich bekanntem Terrain und und langsam begann ich mich auf die erste Pause in Havelberg zu freuen. Dort waren die ersten 100 km geschafft, also genau ein Drittel des Projekts.

Es gab für jeden Vespertüten mit belegtem Käsebrötchen, Obst und Milchreis. Auch Coca-Cola war noch da. Dann ging es mit Beleuchtung in die Nacht. Die für mich persönlich angespannteste Phase begann. Alle mussten sich erstmal an die Dunkelheit gewöhnen und auch die Wegstrecke wurde schlechter und es folgten viele Kopfsteinpflaster-Passagen. Die zuvor harmonisch agierende Gruppe wirkte fahrig und zerpflückt. Das ausgeschüttete Kortisol machte meinem Herz zu schaffen und mir ging es gar nicht gut.

Irgendwann fuhr man dann wieder gleichmäßiger und Wittenberge wurde angesteuert. Dort war fast Halbzeit. Feiernde Jugendliche grölten uns zu und applaudierten in die dunkle Nacht hinein. Süßer Geruch von Sport-Zigaretten begleitete uns. Dann wurde es wieder dunkel. Der dunkelste Sektor begann. Nächster Check-Point war Dömitz, der Ort, der unsere Republik lange geteilt hat. Die Grenze von Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen war passiert. 5 Bundesländer würden in dieser Nacht besucht werden. Jetzt freuten wir uns auf den Nachtstop in Dannenberg.

Bedauerlicherweise hatte die Tankstelle, welche eigentlich immer geöffnet hat, geschlossen. So konnten wir uns nicht mit Kaffee, Cola oder Energy-Drinks versorgen. Sehr sehr schade. Das Lunchpaket mundete aber sehr gut und so ging es nach etwa einer halben Stunde Pause auf den letzten Sektor.

Müdigkeit setzte ein. Nachts um drei mit 200 km in den Beinen für mich auch nichts ungewöhnliches. Aber Schlafen war nicht angesagt. Zu allem Überfluss wurde es bei Hitzacker auch noch hügeliger und einige Höhenmeter mussten genommen werden. Dann ging es immer weiter am Deich entlang, bis bei Geestach die Elbe noch einmal überquert wurde. Dann endlich das erlösende Ortsschild »Hamburg«.

Nun waren es noch rund dreißig endlose Kilometer in die Stadt. Ich begann jeden Meter zu zählen. Der Körper wirkte war verspannt und eine komfortable Sitzposition war nicht mehr zu finden.

Den Zielsprint wollte ich dann nicht mehr mitmachen und so erreichte ich alleine den Fischmarkt, der keiner war. Aufgrund von Covid war dieser abgesagt. Ein paar Getränke warteten im Ziel und die Freude überwog dem Schmerz der müden Knochen. Nach ein paar Getränken ging es zum nahen Bahnhof Hamburg-Altona um den ICE zurück in die Hauptstadt zu erreichen.

Mein Fazit: Endlich kann ich das Event abhaken. Ein ganz schönes Stück Arbeit und viel Disziplin waren erforderlich, um das weite Ziel zu erreichen. Dank der klasse Gruppe wurde ich immer zur Höchstleistung angetrieben. Die Orga war gut und wir wurden gut verpflegt. Ob ich nächstes Jahr wieder dabei sein werde? Sag niemals nie…

Mein Sportjahr 2019 – Eine Retrospektive

Lesezeit: 2 Minuten

Mittlerweile hat es schon fast Blog-Tradition, hier am 31. Dezember einen Jahresrückblick zu veröffentlichen.

Gerade nach den Ereignissen vom  6. Oktober 2018 eine wichtiges Instrument, nochmal in mich zu gehen und zu reflektieren, wie viele schöne Momente ich im vergangenen Jahr auf dem Rad erleben durfte. Wie kostbar und auch wie fragil diese Konstruktion Leben ist.

Das Radsport-Jahr 2019 bot nicht so viele High-Lights wie 2018. Nicht nur, weil es keine echte Fern-Rad-Reise gab. Der Vergleich geht auch nur knapp mit 4 zu 3 an 2018, denn in 2019 waren meine drei Highlights auf jeden Fall die unvergesslichen Radreisen nach:

Ansonsten bin ich meinem Motto treu geblieben, dass nicht mehr die besten Ergebnisse zählen, sondern das Fahren und Erleben an sich. Die Natur um mich herum zu erfahren und nicht mehr noch schneller anzukommen. Wie dies sonst Enden kann, habe ich erlebt.

Meine Jahreskilometer waren wieder ein bisschen weniger als noch im Jahr zuvor. Auch habe ich keine Ambitionen finden können, bei Draußen-Veranstaltungen wie Festive500 oder dem Winterpokal in der Kälte zu frieren mitzumachen. Egal! Ich bin gesund und habe Spass an meinem Hobby. Auch komme ich mal wieder mit Hilfe von Zwift passabel und im Warmen durch die kalte Jahreszeit. Das alles ohne gefrorene Gliedmaßen. Comfort-Zone verlassen, um was Neues zu erleben? Been there – done that.

Mein Wunsch für 2020 und die neue Dekade? Erneut viele schöne sturzfreie Momente auf dem Renner erleben und dabei viele weit entfernte Länder kennen lernen. Nicht mehr und nicht weniger…

 

Wendelstein Rundfahrt 2019

tolle Stimmung am Morgen
Lesezeit: 5 Minuten

Zwei mal 211 Kilometer


Diese Rundfahrt wollte ich schon seit mehr als neun Jahren unter die Räder nehmen. Damals, im Mai 2010 beim Rhön Marathon schwärmte mir Ralph W. vor, daß er diese Rundfahrt unbedingt mal machen wollen würde. Da mir diese Radfahr-Region auch gänzlich unbekannt ist, ich den Tegernsee unter anderem sehr gerne habe, war ein Start dort obligatorisch

Neun Jahre später war es dann endlich soweit. Ich kombinierte dieses Event mit meinem Vinschgau Radurlaub. So dachte ich zumindest. Das zwischen dem Vinschgau und Bad Aibling,  oder besser Au genau 211 Kilometer lagen, ignorierte ich erstmal geflissentlich.

Der Tag rückte näher und meine Planung war nicht wirklich grossartig: Um pünktlich um 7 Uhr am Start in Au zur Wendelstein Rundfahrt zu sein, müsst ich drei Stunden vorher aus Nauders losfahren. Eine Stunde Puffer für Startunterlagen, Umziehen, Rad-zusammenbauen mussten auch noch einkalkuliert werden. Das bedeutete Abfahrt in Nauders um kurz vor 3 Uhr. Aufstehen also 2:30 Uhr und 2:51 Uhr den Motor starten. Ich bin zwar ein Frühaufsteher, aber das war auch für mich extrem hart. Allerdings entschädigten dann die leeren Strassen über den Fernpass. Ich überholte trotz Morgennebels (eigentlich nicht gut) nur 5 Autos auf dem Weg zur A8 hinter Garmisch. Perfekt! Es lief wie am Schnürchen. Der Fernpass war allerdings um diese Uhrzeit in die Gegenrichtung schon sehr gut besucht befahren, also Auto an Auto. Die ersten, relativ einfachen, 211 Kilometer waren somit im Sack.

Aber nun zum Radfahren und zu den etwas schweisstreibenderen 211 Kilometer: Als ich um kurz vor 6 Uhr in Au eintraf gab es im Vereinsheim zwar Käsestullen zu 2,-€ aber keine Startunterlagen. Ok, also erstmal zurück zum Wagen, Rad aufbauen, umziehen, Schüssel Müsli reinschlingen. Bekannte Routine. Zwar nicht um kurz vor 6 auf dem Rasen des Vereinsheims neben meinem Auto, aber alles klappte erstaunlich gut – wie lange mache ich das schon? Um zwanzig vor Sieben war ich dann abfahrbereit, aber ohne Startnummer. Mit Schrecken sah ich, dort wo vor 40 Minuten niemand stand, die lange Schlange von StarterInnen. Und zu allem Übel hatte die Ausgabe noch nicht einmal geöffnet. Genau mein Humor! Wie sich später herausstellte, versuchte der Veranstalter das Starten so zu entzerren, dass nicht die ganze Meute um Punkt 7 Uhr auf der Strasse war. Auch ok.

In letzter Sekunde füllte ich dann noch meine Trink-Flaschen und schon war ich auf der Strecke in der Nebelsuppe. Zum großen Verdruss wollte zum ersten mal in ihrer Laufbahn bei mir, meine doch sehr geliebte elektronische Schaltung von Shimano nicht Schalten. Genauer: Hinten blieb die Kette einfach auf dem kleinsten Ritzel und beim drücken der Taste piepste es nur. Konnte der Akku leer sein? Der Garmin attestierte ihm gesunde 60%. Erstmal aufatmen. Dann hielt ich an. Wusste allerdings nicht, wie ich die Schaltung resetten könnte. Ich versuchte den Knopf an der Kontroll-Einheit lange zu drücken. Nur die Ruhe bewahren, Schorsch! Nach dem langen Druck auf die Taste funktionierte die Schaltung wieder einwandfrei. Welch Freude!

Nun galt es, eine nicht zu schnelle Gruppe zu finden, die einen sicher durch den Morgennebel und den Sonnenaufgang brachte. Dies gelang erstaunlich einfach.

Nach gut 50 Kilometern dann die erste Kontrolle und Verpflegung. Ich staunte nicht schlecht, was der Veranstalter Ski-Club Au e.V. da alles aufgefahren hatte: Über Rühreier und Tee und Brühe, alkoholfreies Bier in allen Geschmacksrichtungen, Kuchen, Joghurt, Quark, Iso. Wahnsinn! Ich musste mich stark kontrollieren, mich nicht einfach einmal durchzufressen.

Aber der grosse Streckenplan an einer Schautafel erinnerte an die kommenden Herausforderungen in Form von Höhenmetern.

Nun lag ein echter Berg vor uns, der Wendelstein. Erstmal ganz schön steil, weiter oben dann weniger. An den folgenden Abfahrten, dann immer Schilder vom Ski-Club, daß auf die Geschwindigkeit geachtet werden soll und auch für die Autofahrer, eine Infotafel, dass doch bitte auf die Radveranstaltung Rücksicht genommen werden soll. Auch an den gefährlichen Abfahrten saßen unten am Berg immer zwei Sanitäter im Schatten, die auf Stürze hätten sofort reagieren können. Vorbildlich!

Langsam bekam ich wieder Hunger. An meinen eigenen, mitgebrachten Riegel-Vorrat in der Trikottasche wollte ich nicht ran, wusste ich doch, daß es beim nächsten Halt wieder klasse Verpflegung geben würde.

So war es dann auch! Diesmal erwarteten uns Käsespätzle als Spezialität. Diese lagen zwar später ein wenig im Magen, waren aber trotzdem extrem lecker.

Lange schon hatte ich die Überlegung abgeschlossen, ob ich wirklich die Marathon Strecke wagen sollte. Das Wetter war perfekt, die Technik funktionierte einwandfrei, ich hatte am Nachmittag keine Termine und ich wollte unbedingt am Tegernsee entlang radeln, wo ich einige mal als kleines Kind die Winterferien bei meiner Tante Lotte verbracht hatte.

Also am Abzweig stolz geradeaus auf die Marathon-Strecke. Ich klinkte mich in eine flotte Truppe ein, die Käsespätzle wollten verdaut werden und ich wollte auch zeitig den Tegernsee erreichen.

Bad Wiessee war noch viel mondäner als ich es in Erinnerung hatte. Nur extrem teure Autos überall und Leute die ihren Reichtum zur Schau trugen.

Nach dem eiskalten Cola-Spezi-Mix an der Marathon-Verpflegung in Bad-Wiessee ging es auf den letzten großen Sektor. Noch rund 50 Kilometer mit so einigen Höhenmetern, die mich ganz schön beanspruchten. Mein Herz meldete sich das Ein ums Andere mal, daß es dort sei und ordentlich zu tun hatte.

Das Ziel war dann bei herrlich blauem bayrischem Himmel erreicht. Zwischendurch gab es noch einige prognostizierte Tröpfchen von oben, die die ganze Runde aber nicht störten.

Im Ziel dann duschen, Rad verladen und Kontroll-Bändchen gegen eine schicke Windweste eintauschen. Welch tolle Erinnerung an die Veranstaltung in meinem Kleiderschrank!

Eigentlich wollte ich noch eine Wurst essen, ein Wurstsemmel scheint aber in Bayern etwas anderes zu sein, als ich im Sinn hatte und so ging es ohne Abendessen ins Hotel.

Vielen Dank an den Ski-Club Au e.V., der diesen sehr langen Tag zu einem für mich unvergesslichen Erlebnis gemacht hat! Wenn die Anreise nicht so weit wäre, wäre ich jedes Jahr dabei!

und noch ein paar Bilder vom Profi-Fotografen: