Oderbruchrunde

Lesezeit: 2 Minuten

oder „Einmal im Jahr mindestens an den Oderbruch“ – jetzt auch mit Video!


Nach 6 Tagen Trainingspause war es wirklich mal wieder an der Zeit das Rennrad zu bewegen, und so kam die Oderbruchrunde, welche Dirk anbot, gerade recht: 180 km gen Osten.

Diese Runde bin ich im letzten Jahr gefahren und darauf basierte auch der Track. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und führt ein Stück auf dem Oder-Deich an der Deutsch-Polnischen-Grenze.

Wir trafen uns um 10 Uhr an der Warschauer Brücke. Dirk, Marcin, Ralf H. und Dirk-2 warteten schon. Es kam noch Isabell hinzu und dann ging es auch schon los, auf einen sehr schönen Schleichweg heraus aus der Stadt. Quer durch Lichtenberg und Marzahn. Am Stadtrand musste dann allerdings doch die Landsberger Allee genommen werden.

In Hönow erwarteten uns schon Sven, Oliver, Jan und Wolfgang. Welch nett große Truppe um diese lange Runde zu fahren! Gewohnt zügig ging es raus, immer Richtung Osten mit ordentlich Rückenwind. Mir schwante schon schlimmes für die Rückreise, denn der Wind blies ordentlich. Besonders warm war es auch nicht. Gut das ich schon in Intermediate-(Herbst)-Radkleidung am Start war.

Nach knapp 80 km wurde in Wrietzen an einem Aldi gehalten und ordentlich Proviant gebunkert. Frischeiwaffeln, Beerlauch-Wiener-Würstchen, Cappuchino-Becher, Studentenfutter und Fitnesskekse wurden gekauft und verdrückt.

Weiter ging es über den Radweg, welcher der Fährte einer stillgelegten Bahnstrecke aus vergangenen Tagen folgte, direkt an den Oderbruch, unser östlichstes Ziel heute. Nun bogen wir gen Norden ab und der Wind blies uns mit voller Wucht ins Gesicht. Diese Deichkilometer waren wahrlich kein Vergnügen und es musste ordentlich vorne im Wind geackert werden.

Nach dem Bügeln der Hügel in und um Oderberg wurde zielsicher Frau Kühn in Niederfinow angesteuert. Es gab Kaffee und hausgemachten Kuchen bevor es weiter auf die letzte Etappe ging. Der Heimweg war mühsam: Der Gegenwind machte uns nun allen zu schaffen. Bedingt durch den zweiten Platten mussten wir nun eine weitere Zwangspause einlegen, welche zum Plaudern und Frischeiwaffeln futtern genutzt wurde. Marcin reparierte sein Hinterrad in Rekordzeit und so konnte nicht ohne einen ordentlichen Regenguss Bernau erreicht werden. Gut so, sonst wäre es auch recht sinnfrei von mir gewesen das Raceblade-Schutzblech als einziger mitzuführen. Auch die Regenjacke leistete gute Dienste bis Bernau, wo es wieder trocken war. Nun wurden die letzten Kilometer über Zepernick und Karow abgespult, und ich fuhr ab Pankow allein über Reinickendorf nach Siemensstadt.

Fazit: Eine schöne lange Runde, die mit dieser Truppe riesen Spass gemacht hat. Kann mir fast nicht vorstellen, einen Samstag schöner zu verbringen. 1-A-Tour & Truppe!

Der Morgen »Rad am Ring«

Lesezeit: 3 Minuten

oder „Der Countdown läuft“


Die Nacht war überstanden und ich wartete auf meine letzte Runde in der „Grünen Hölle“.

Einerseits wollte ich diese Runde noch einmal richtig genießen und die Strecke einatmen, andererseits musste wieder richtig am Rad gedreht werden um unsere Plazierung im Gesamtklassement zu halten oder gar zu verbessern.

Genießen und Bolzen ließ sich erstaunlicherweise perfekt kombinieren, was auch an dem fast wolkenlosen Morgenhimmel und dem wärmenden Lüftchen lag. Ich freute mich schon auf die Fuchsröhre, der schnellste Abschnitt der Strecke, an der Christoph mit einem Top-Speed von 90,4 km/h eine klare Ansage gemacht hatte. Die 9 wollte ich natürlich auch vorne auf dem Tacho sehen, was mir auch gelang.

Der Spass endete aber, wie schon all die Runden zuvor, am Anstieg zur Hohen Acht – dem steilsten Stück der Nordschleife. Es musste mit voller Konzentration gefahren werden, da die Strecke nun, bedingt durch eine RTF sehr voll wurde und auch Familien mit Kindern die Strecke befuhren. Einerseits kann ich die Veranstalter verstehen das dieses tolle Asphaltband möglichst vielen Hobby-Radlern zur Verfügung stehen soll, warum das aber zeitgleich mit uns Rennfahrer erfolgen muss, ist mir unverständlich. Aber jede Ring-Stunde kostet eine Menge Geld und so muss das halt optimal genutzt werden. Ein Geschmäckle bleibt, denn die volle Fahrbahnbreite nutzende Familienväter mit ihren Kindern auf Tourenrädern störten den Rennbetrieb doch empfindlich. Und gerade in den letzten Stunden, wo alle 24-StundlerInnen doch mehr oder weniger angeschlagen sind, sind solche künstlichen Hindernisse nicht gerade der Sicherheit dienlich.

Seis drum, ich konnte trotzdem Genießen und Bolzen und ein letztes mal die echte Transponder-Trinkflasche an Peter übergeben. Nach 24 Stunden das erste mal aus meinen Radklamotten pellen um ein erfrischende Dusche nehmen – welch ein Genuß!

Nach Peter ging dann Christoph auf die letzte, 27. Runde. Er fuhr diese erneut sehr schnell und sicherte uns so den 93. Platz von 674 4er-Teams.

Fazit:

Eine im Großen und Ganzen recht gut organisierte Veranstaltung. Die Nordschleife mit dem Rennrad befahren zu dürfen ist ein Traum: Der Asphalt ist durchgehend perfekt glatt, griffig, sauber und frei von Schlaglöchern. Auch die Sicherheit entlang der Strecke ist super. Nachts hatte das THW sogar an gefährlichen Passagen Flutlicht aufgebaut. Was ich bemängel ist der extrem hohe Kommerzialisierungs Grad. Das fängt mit der Ring-Card an, welche an Terminals mit Bargeld beladen werden muss um Dinge auf dem Boulevard kaufen zu können, 6,- € Leihgebühr für den Transponder inkl. 40,- € Pfand (!) und hört bei kleinem Kaffee für 2,- € an der Verpflegungsbude auf.

Auf der anderen Seite gab es aber auch viele Sponsoren, die uns kostenlos versorgten, wie eine lokale Molkerei an der dann eben der gesponsorte kostenlose Eiskaffee in Dosen getrunken wurde. Auch die kostenlose 24-Stunden-Fahrer-Nacht-Verpflegung war ok: Im Boulevard gab es immer ausreichend Bananen, Kekse, Frischeiwaffeln, Muffins und Pepsi-Cola.

An vielen Stellen merkt man halt auch, das die Symbiose von Rad- und Motorsport einfach nicht funktioniert. Das ganze Konzept „Nürburgring“ ist halt für 364 Tage im Jahr Motorsport erstellt worden: Abseits der Nordschleife erwarten einen halt eine funktionale Betonwüste und keinerlei Grünflächen. Der industrielle Charm einer Motorsportbox läßt sich für eine Nacht durchaus ertragen, die Jungs vom Team „Spass Am Ring“ hatten allerdings Probleme die Heringe ihrer Zelte auf ihrer betonierten Parzellenfläche einzuschlagen. Aber das können die Veranstalter auch nicht ändern.

Die Strecke der Grünen Hölle entschädigt für all das und ich habe sehr große Lust, diese Veranstaltung wieder mit einem tollen Team zu besuchen. Ob schon in 2011…ich werde sehen!

Die Nacht »Rad am Ring«

Lesezeit: 3 Minuten

oder „Oh what a night!“


Jetzt war es so weit: Die Sonne verschwand am Horizont und es wurde Dunkel. Wir waren vom Material her gut für die Nacht gerüstet: Alle hatten sehr leuchtstarke Scheinwerfer an Ihren Rennern. Dank der Leihgabe von Karsten konnte ich sogar mit zwei Scheinwerfern fahren. So standen auch tollkühnen Abfahrten bei Nacht nichts im Wege.

Mein Runde, die 13. (!), begann um kurz vor Eins, die Transponderübergabe während der Fahrt klappte super: Wir reichten uns den Transponder in einer leeren Wasserflasche währende der Fahrt – wie bei einem Staffellauf. Zuerst musste ich mich jedoch an die absolute Dunkelheit gewöhnen, da ich die Strecke nun aber schon ein wenig kannte konnte ich mich recht schnell drauf einstellen.

Ich hatte den VP (Virtuellen Partner) von einer vorigen Runde – im Hellen – aktiviert und wollte sehen wie sehr ich an eine helle Rundenzeit anknüpfen werde können. Es lief recht gut ich war immer weniger als 200m hinter mir. Sicher auch bedingt durch den wenigen Radverkehr und die langsameren Abfahrer bei Nacht. Ich ließ es ordentlich krachen und verblies viele Körner, denn nach dieser Runde hatte ich für mehr als 4 Stunden Pause, da die 14. Runde eine Doppelrunde für meine Teammitglieder sein sollten. Wir hatten das vorher so eingerichtet, damit jeder in der Nacht eine längere Pause zum schlafen hatte.

Ich kam nach 53 Minuten nur wenige Meter hinter meinem VP in die Boxengasse und da passierte das Malheur: Ich griff in meiner Angespanntheit nicht nach der Transponderflasche und übergab sie Peter sondern schickte ihn mit meiner fast leeren Wasserflasche in die Nacht!

Nach wenigen Minuten im Klappstuhl sitzend in der Box bemerkte ich das auf unsere Tisch nicht meine Wasserflasche stand, sondern die Transponderflasche!

Panik! Ich war entsetzt und eine schnelle Entscheidung musste her. Ich entschied, erneut auf eine Rund zu gehen, mit Transponder und bat Jan, der den Boxen-Telefon-Funk zu diesem Zeitpunkt leitete, Peter anzurufen. Dieser ging, verständlicher Weise, erstmal nicht an sein Handy. Er sollte ja fahren und nicht telefonieren.

Ich machte mich unmittelbar auf die Reise, war aber so zerstreut, das ich mein Handy vergaß. Also noch mal umkehren und los. Ich hoffte innig, das Jan Peter erreichen würde, denn es wäre fatal, wenn Peter 2 Runden durchfahren würde, ohne zu merken, das er nur meine Trinkflasche an Board hat.

Ich war so durcheinander auf meiner zweiten Runde, ja auch kaputt durch die große Anstrengung, das ich mich an der ersten Senke verschaltete und die Kette absprang. What a nightmare! Angehalten hektisch die Kette wieder aufgelegt und weiter.

Nun begannen die Steigungen und das Handy klingelte! Anhalten, Handy auspacken, Jan war dran. Er hatte zum Glück Peter erreicht und mit Ihm ausgemacht das dieser vor der Opel-Steilkurve auf mich warten würde. Klasse dort würde ich wohl in maximal fünf Minuten auch eintreffen und könnte dann den Transponder übergeben.

In der Nähe vom Treffpunkt hörte ich schon Peters Stimme meinen Namen in die Nacht hinein rufen. Ich Übergabe den Transponder mit einer großen Entschuldigung. Peter antwortete: „Es gibt schlimmeres“, was mich wieder richtig aufbaute: Wahrer Sportsgeist! Ganz großes Kino!

Ich hatte nun meine Strafe auszulöffeln und musste diese Fehlrunde zu Ende fahren. Die Anstiege sind auch langsam nicht ohne und kosten ordentlich Körner. Aber wenigstens musste ich nicht auf die Uhr schauen und musste nicht im Time-Trial-Tempo den Rundkurs absolviere.

Am Ende kostete uns diese 14. Runde 12 Minuten extra. So fatal wie sich die Situation für mich am Anfang darstellte, hätte es weit aus schlimmer kommen könnnen. Nun muss ich wohl befürchten, sollte ich hier im nächsten Jahr wieder starten wolle, das mich niemand mehr in seinem Team haben möchte und ich als Einzelstarter die 24 Stunden angehen muss.

Nach den zwei Runden war ich nicht nur nervlich sondern auch kräftemäßig am Ende, zugleich aber total aufgedreht. Ich wusste das ich eine Mütze schlaf bekommen musste, sonst würden meine fest eingeplanten zwei Runden im Morgengrauen böse Ende. Ich legte mir Schaumstoffmatten im Heck des Vitos aus uns versuchte zu schlafen. Das gelang mir zum Glück auch bis um kurz nach fünf als ich durch einen Anruf von unserem Team geweckt wurde. Ich hatte mich nicht ordentlich abgemeldet und keiner wusste wo ich steckte. Die erste halbe Stunde wach war der Horror: Mir war kalt und ich zitterte. Ich trank ein RedBull und aß zwei PowerBars – what a breakfast! – und es begann mir langsam besser zu gehen. Jan erreichte pünktlich zum Sonnenaufgang, nachdem er seine zwei Runden absolviert hatte, unsere Box und übergab mir korrekt den Transponder.

Die Beine fühlten sich schlecht an, richtg Druck aufbauen war irgendwie nicht mehr möglich. Schnell merkte ich aber, das es den Anderen auf der Strecke genau so ging und ich konnte am Berg viele kassieren und ausspucken. Das nach der Runde noch eine Runde gefahren werden musste, half natürlich überhaupt nicht im Kopfkino. Der Film wollte einfach nicht richtig in Gang kommen. Also neue Taktik: Kino komplett ausschalten, einfach reintreten und irgendwann würde ich zum zweiten mal die Box erreichen. So kam es auch und ich konnte bei beiden Runden unter 60 Minuten bleiben.

In der Gesamtwertung rutschten wir zum Ende der Nacht zum ersten mal in die Top-100. Mal sehen ob wir das bis zum Ende halten können. Noch knapp 4 Stunden 2go