Dr. Strunz Seminar Tag 1

Lesezeit: < 1 Minute

oder »Willkommen in Herzogenaurach«


Schon um 5:20 Uhr klingelte der Wecker in unserem schönen Sporthotel. Papa und ich wollten den Tag früh mit einem Lauf durch den nahegelegenenWald beginnen. Es war, wie auch schon in den Tagen zuvor, recht kalt und ich war froh meine lange Laufhose und Shirt eingepackt zu haben.

Die Felder waren noch mit Reif bedeckt, als die Sonne hinter einer Lichtung hervorzublinzeln begann. Wir fühlten, das dies ein herrlicher Tag werden würde.

Nach einer knappen Stunden lockeren Laufens und einer heissen Dusche wurden wir zum Wiegen, Körperfettbestimmung und Blutentnahme gebeten. Um 9 Uhr begann der Vortrag von Dr. Strunz zum Thema »Kreativität und Höchstleistung«. Ich freute mich etwas neues zu erfahren.

Dr. Strunz referierte über Wohlstandskrankheiten, richtige Ernährung und die Wichtigkeit von Aminosäure und täglicher Bewegung. Der Stil seines Referats war spannend, fesselnd und kurzweilig, genau wie in den Radio-Interviews und Fernseh-Sendungen, die ich zuvor gehört und gesehen hatte.

[gcmap act=“83843117″ class=“alignleft“]Nach einer Stunde gab es eine »Fitnesspause« in der Eiweissshakes gereicht wurden. Der spannende Vortrag ging weiter bis um 12 Uhr. Nun verabschiedete sich Dr. Strunz und Holle Bartosch übernahm nun den praktischen Teil des Trainings. Sie erklärte uns wie morgen der Laktat-Test ablaufen wird und gab sehr hilfreiche Empfehlungen wie man seinen Laufstil verbessern und optimieren kann. Wirklich interessante Neuigkeiten waren dabei. Im Anschluss wurde das restliche Trainerteam vorgestellt und auf den vor dem Hotel gelegenen Sportplatz gewechselt. Dort machten wir mit 80 Mann und Frau Dehnübungen bevor wir zu einem 30-minütigen Lauf in den Wald aufbrachen.

Interessante Gespräche wurden mit den Trainern während des lockeren Laufs geführt. Nach exakt 15 Minuten wurde umgedreht und der gleiche Weg zurück eingeschlagen. Im Hotel warteten weitere Dehnübungen auf uns, die mit einem Eiweissshake mit Schokoladengeschmack ihren Abschluss fanden. Ich bin gespannt auf Morgen!

Mallorca Trainingscamp – Tag 8 – Inselumrundung

Lesezeit: 6 Minuten

oder »6 Mann – 1 Plan«


Schon im Trainingscamp 2010 wurde der Wunsch geäußert, mal die Insel zu umrunden, aber verworfen. In diesem Jahr wollten wir ernst machen und dieses Vorhaben in die Tat umsetzen.

Ohne ausgiebige Planung war das nicht möglich. Viele Parameter waren im Vorfeld zu besprechen und zu klären. Wir wollten unbedingt verhindern, dass es während der Fahrt zu Unstimmigkeiten kommt. Die Runde würde hart genug werden und es gab auf der Strecke keine Zeit für Diskussionen.

Herbert, Timo, Heiko, Michael, Holger und ich trafen uns am Montag um 20 Uhr in der Suite von Heiko und Michael zur Teambesprechung. Wir planten die Strecke genau und orientierten uns dabei an der m312 Strecke von Pino-Tours. Wir wollten aber im Uhrzeigersinn fahren, sodass die Berge am Schluss auf uns warten würden. Da der Wind, wie in den letzten Tagen schon von Nord-Ost kommen sollte, wäre das auch die bessere Lösung für den Rückweg: Wind in den Bergen ist alle mal erträglicher als auf der langen Süd-Nord-Strecke von Palma nach Artà. Auch legten wir fest, zu welchem Zeitpunkt wir, welche Orte passiert haben müssen. Das war insofern wichtig, da wir maximal 13,5 Stunden Tageslicht haben werden und mit Licht fahren keine Option darstellte.

Ralph-Udo bot sich an, uns mit einem Mietwagen zu begleiten. Das war ein, wie sich im Nachhinein herausstellte, hervorragender Vorschlag. So mussten wir unsere Verpflegung nicht komplett am Mann tragen und konnten auch Pannen-Material wie Schläuche, Mäntel und Rennkompressor im Fahrzeug deponieren. Wir sprachen mit Ralph-Udo die Checkpoints ab und gingen dann unruhig aber voller Vorfreude zu Bett.

Der Wecker klingelte pünktlich um 5:30 Uhr. 6:00 Uhr Frühstück. 6:30 Uhr fertig machen. 7:00 Uhr Abfahrt. Um Punkt 7 Uhr machten wir uns, nicht ohne die notorischen Startfotos geschossen zu haben, auf Richtung Osten in den erwachenden Tag. Es waren noch keine Radfahrer und sehr wenige Autos unterwegs und so konnten wir Port Alcudia schnell hinter uns lassen. Die Wechsel vorne, welche wir wie abgesprochen bei jedem Kilometerstein ausführten, klappten hervorragend. Ich freute mich über das klasse Team und das tolle Gruppengefühl. Schnell stellten wir fest, das es sicher schlauer gewesen wäre, die Armlinge doch anzuziehen, denn der Garmin Thermometer zeigte bescheidene 7°C. Auf den Wiesen war Morgentau und der Atem dampften aus unseren Lungen, jedoch kam die Sonne nun hinter dem Mittelmeer hervor gekrochen und die Temperaturen stiegen im Minutentakt.

Hinter Artà bogen wir rechts ab und es rollte noch besser. Ein wenig Rückenwind gemischt mit negativer Steigung brachte uns flott voran. Die Gruppe harmonierte hervorragend und es wurde sauber, weiter jeden Kilometer gewechselt. Ralph-Udo war ständig in unserer Nähe, hinter uns und wurde auf der großen Verbindungsstraße nach Manacor sogar von der Polizei ermahnt, da er mit seiner Fahrweise den fließenden Verkehr blockieren würde. Wir bekamen von allem dem nichts mit und sehnten uns nur noch unserem ersten geplanten Stop bei Kilometermarkte 97 entgegen.

Aber bis dorthin galt es noch diverse Bettenburgen rund um Porto Cristo zu passieren. Eine Ecke von Mallorca, die wirklich nicht zum träumen einlädt, wohingegen mir die Ortsdurchfahrt von Port Christo dann doch wieder recht gut gefallen hat. Zum ersten mal wurde jetzt das Feld etwas unruhig und alle fieberten der nahenden Pause in Ses Salines entgegen. Es gab Käsestullen und frisches Wasser+Iso für die Getränkeflaschen aus dem Begleitfahrzeug von Ralph-Udo, der vorbildlich an der mit uns besprochenen Stelle wartete.

Nach der Erfrischung ging es weiter über karge, relativ flache Landschaften gen S’Arenal und Palma. Ich war froh, dort Unten keinen Radurlaub gebucht zu haben. Kein schönes Terrain für Ausfahrten. Landschaftlich monoton und wenig abwechslungsreich.

Plötzlich rief Herbert »Platten« und wir stoppten mitten im Nirgendwo. Gut das Ralph-Udo direkt hinter uns fuhr und wir für solche Pannen bestens gerüstet waren. So dauerte der Schlauchwechsel nur wenige Minuten und das Aufpumpen war dank Stand-Rennkompressor ein Kinderpiel.

Jetzt galt es, den Moloch Sektor S’Arenal und Palma möglichst schnell und unbeschadet zu passieren. Ich war eigentlich dankbar für die Abwechslung: Gucken, Navigieren, Anfahren und Stoppen, aber meine Kettenbrüder konnten dem nichts abgewinnen. Allerdings war auch ich froh, als es hinter Palmanova wieder in die Berge, zu unserem nächsten Pausenpunkt nach Calvia ging.

Wieder sehnten wir uns nach dem Ort und fantasierten schon wieder über Käsebrote und Coca-Cola. Minütlich wurde gefragt, wie weit es noch bis Calvia sei, denn die Straßenschilder verrieten dies nicht. Auch mein Garmin war für solche Zwischenfragen nicht programmiert.

Schneller als gedacht waren wir dann aber dort und Ralph-Udo wartete mitten in der Sonne auf einem Tankstellenparkplatz mit unserem Versorgungsfahrzeug. Für mich war es nun an der Zeit für eine Coca-Cola-Zero und auch meine Kettenbrüder freuten sich über kalte Erfrischungen von der Tankstelle. 175 km waren nun abgespult und jetzt begann der wirklich anstrengende Teil unseres Tagesausflugs. Wirkliche Anstiege warteten nun auf uns. Zeitlich waren wir voll im Soll so dass wir davon ausgehen konnten, bei Tageslicht wieder in der Home-Base zurück zu sein.

Die ersten langen Hügel fuhren wir gemeinsam. Leider hatte Holger Probleme zu folgen und wir mussten oben auf ihn warten. An den ersten Anstiegen waren es nur wenige Minuten, dann dauerte es aber immer länger. Wir mussten handeln, um unseren Zeitplan nicht zu gefährden und entschieden, Holger samt Rennrad ins Auto zu Ralph-Udo zu setzten. Wieder gut, das wir Ralph-Udo und das Begleitfahrzeug dabei hatten. Nicht auszudenken was wir bei Einbruch der Dunkelheit im Berg gemacht hätten, wenn diese Option nicht bestanden hätte?!

Weiter ging es nun nur noch zu Fünft. Die Küstenstraße, so schön sie auch war, konnte ich leider nicht wirklich genießen, denn ich bin diese dort noch nie gefahren und hatte so auch keinen Streckenplan im Kopf. Das war schlecht fürs Kopfkino. Ich sehnte mich nach dem Abzweig nach Valldemosa und der dazugehörigen Wand von Valldemosa. Von da ab ging es bergab nach Deìa, wo ein letzter Pausenpunkt geplant war. Wir erreichten den Ort 20 Minuten zu spät und ich begann mir Sorgen über unsere pünktliche Ankunft, bei Tageslicht, in der Home-Base zu machen.

Sorgen bereitete mir auch der letzte große Anstieg, den Puig Major hoch. Diesen war ich noch nie gefahren und konnte so auch nicht wirklich einschätzen, ob er mir auf den letzten Kilometern die Schuhe ausziehen würde. Mit einem recht mulmigen Gefühl und Tropical-Fruit-PowerBar-Gel im Bauch durchquerten wir das Tal um in den Einstieg in den Berg zu gelangen. Timo gab mir wichtige Tips fürs Kopfkino: Bei Kilometerstein 38 ist Oben und es dauert selten länger als 60 Minuten dort hoch zu kommen. Mit diesen Informationen und guter Mucke aus meinem iPod-Shuffle auf den Ohren begann ich gleichmäßig zu pedallieren. Der letzte große Anstieg, der ist nun auch noch drin!

Oben angekommen warteten meine Kettenbrüder schon auf mich. Es hatte ihnen die Schuhe ausgezogen, denn sie liefen barfuss herum. Ein Pass-Foto wurde gemacht und dann drängte ich auf eine zügige Weiterfahrt. Es begann leicht zu dämmern und die Temperaturen sanken. Leider hatte ich mir keine Windweste eingepackt und so stürzte ich mich ohne diese in die wellige Abfahrt. Es lagen noch rund 40 km vor uns und ich wollte nun nur noch nach Hause. Die Beine waren noch gut aber der Spass am Radfahren wurde bei jedem Meter geringer.

Als Kilometerstein 14 erreicht war, wussten wir, dass es nun nur noch die lange Abfahrt hinunter nach Pollença zu fahren war. Unten im Tal machte ich noch mal ordentlich Druck und einen schnellen Zug auf, denn ich wollte auch zurück sein, bevor der Akku meines Garmin Edge 800 leer war. Herbert, mit seinem älterem Garmin Edge 705, hatte dahingegen keine Probleme.

Nach 13:44 Stunden Brutto- und 12:05 Stunden Nettofahrzeit erreichten wir platt aber überglücklich im Halbdunkel unsere Home-Base. Die 300-km-Marke war geknackt und auch über 3.700 Höhenmeter wurden gebügelt.

Fazit: Eine ganz große Tour, die nicht alle Tage gefahren wird. Dank der hervorragenden Vorbereitung und dem klasse Teamplay wurde diese Ausfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ohne das Begleitfahrzeug mit Ralph-Udo hätten wir auch nicht so sorglos radeln können. Das Team hat hervorragend funktioniert und wir hatten viel Spass auf den gemeinsamen Kilometern. Eine Runde die, sofern die Körner vorhanden sind, auf jeden Fall mal auf dem Zettel stehen sollte.

Dank an meine Kettenbrüder Heiko, Herbert, Timo, Michael, Holger und Ralph-Udo für den Einsatz!

Hamburg->Berlin 2010

Lesezeit: 6 Minuten

oder „Neun Mann gegen den Wind“


Wie in den drei Jahren zuvor wählten wir für die Anreise nach Hamburg wieder die Deutsche Bahn, die unsere Räder und uns mit Ihren komfortablen IC’s sicher und unpünktlich nach Hamburg bringen sollte.

Im Zug, den ich erst in Berlin-Spandau bestieg, saßen schon meine Teamkameraden Ralph, Christoph und Jan. Das Berlin Racing Team von Zeljo, Sven, Oliver, Heiko und Stefan hatte auch schon seine Plätze eingenommen und am hinteren Ende des Zuges saßen noch Tobias und Tino vom Eisenschweinkader.

Die Fahrt war kurzweilig, denn interessante Kettengespräche wurden mit den Teamkameraden geführt.

In Hamburg angekommen verriet der Blick aus den großen Wagonfenstern nichts gutes: Der Regen prasselte nur so einnieder auf die Straßen der Hansestadt. Von Bergedorf hatten wir noch 14 km mit dem Rad zu unserer Unterkunft in Altengamme zu fahren.

Nach der zehnminütigen Fahrt mit dem Regionalexpress vom Hauptbahnhof erreichten wir dann Bergedorf. Ralph erspähte ein wirklich großes Großraumtaxi, direkt auf dem Bahnhofsvorplatz in welches 7 Räder & Radler passten. Sven und Stefan entschieden sich, trotz des Regens, mit dem Rad nach Geesthacht zu fahren, wo das Berlin Racing Team sein Nachtquartier haben würde. Respekt!

In unserer Pension in Altengamme, der Bäckerei Harden, bezogen wir schnell unsere Zimmer, denn Ralph und Jan hatten noch Kohldampf und wollten im benachbarten Restaurant noch ein Bauernfrühstück verdrücken. Weizenbier wurde getrunken und nun kam auch Christoph T. aus der dunklen Nacht angeradelt – unser Team war nur komplett. Unser fünfter Mann, Christoph R. hatte ja leider krankheitsbedingt absagen müssen.

Zeitig ging es ohne Fernsehen für uns in die Heia, denn der Samstag versprach anstrengend zu werden. Der Schlaf von Jan, meinem Zimmergenossen, und mir war alles andere als ruhig: Wir wachten oft auf und ich musste viel husten und meine Nase verstopfte immer mehr. Leider hatte das Gurgeln mit Salzwasser nicht die erhoffte Wirkung gezeigt und ich machte mir wirklich sorgen ob es sinnvoll sein würde, bei meinem angeschlagenen Gesundheitszustand, in wenigen Stunden an den Start zu gehen.

5:30 Uhr – ring ring – aufstehen! Nun musste alles ganz schnell gehen. Die am Vorabend bereits sorgfältig platzierte Radkleidung wurde angezogen und schon saßen wir auf unseren Rädern um zum etwa 500 Meter entfernten Altengammer Fährhaus zu fahren, wo, wie in all den Jahren, wieder der Start sein sollte.

Obwohl wir rund 50 Minuten vor unserem Start dort eintrafen war es schon recht betriebsam und eine lange Schlange hatte sich vor der Akkreditierung gebildet. Dort wurden die Startnummern ausgegeben. Nur ein Mann (!) bediente die Meute. Ohne Frühstück/Kaffee bei 4°C regungslos in der Dunkelheit sich die Beine in den Bauch stehen ist unangenehm. Sehr unangenehm. Jan organisierte dankenswerterweise Kaffee für uns Wartenden. Klasse Teamplay!

Nachdem dann endlich, nach gefühlten Stunden Wartezeit, die Startnummern organisiert waren konnten die Rucksäcke in die Begleitfahrzeuge verstaut werden und zu einem schnellen Frühstück ins Fährhaus gegangen werden.

6:50 Uhr – Start- & Sport-Frei für die Westwind Riders! Es ging wieder wie in den drei Jahren zuvor bei Dunkelheit auf bekannten wegen mit Beleuchtung Richtung Westen. Der Vortrieb wurde aber schon nach wenigen hundert Metern durch Rufe von meinem Teamkameraden gestoppt. Christoph hatte Etwas verloren. Wie ich wenig später erfuhr nicht nur Etwas, sondern sein iPhone 4G, welches wohl in der regendichten Hülle nicht richtig an seinem Lenker befestigt war. Durch diesen sehr frühzeitigen Boxenstop fuhr auch gleich das Berlin Racing Team auf uns auf, welches nur 60 Sekunden nach uns gestartet war. So setzten wir die Reise in die Hauptstadt gemeinsam fort.

Die äußeren Bedingungen waren ungemütlich, nach Tagesanbruch waren in allen Himmelsrichtungen dunkle Wolken, die aussahen, als würden sie sich gleich über uns ergießen, und dann war da noch dieser ständige NordOst-Wind der sich uns förmlich in den Weg stellte und uns mitteilte: Jungs,  so leicht lasse ich euch heute nicht zurück in die Haupstadt.

Zuerst wurde daraufhin Windkante gefahren was auf der einen Seite schlau ist, auf der anderen Seite bei einer Gruppengröße von mehr als 10 Mann nicht wirklich sinnvoll erscheint, denn nur 4 bis 6 Radler haben etwas davon, dann ist die Straße zu Ende. So wurde auf meine Nachfrage hin zu Zweierreihen gewechselt, was die Weiterfahrt erheblich entspannte. Zu diesem Zeitpunkt wurde unsere Gruppe immer größer, da wir bedingt durch unser Tempo immer mehr kleine und große Gruppen einsammelten, welche sich dankbar hinten rein hingen.

Hitzacker wurde dieses Jahr ohne große Hügel erreicht und nun war es auch bis Dömitz, der ersten und einzigen Kontrollstelle unserer Fahrt, nicht mehr weit. Dort waren wir, wie im Vorjahr, die erste Gruppe, die dort eintraf. Es gab belegte Brötchen und Kafffee. Ich aß nur einen OatSnack und einen Löffel von Olis Milchreis, bevor es nach gut 90 km Fahrt und dieser kurzen Rast, auch schon weiter ging.

Hinter Dömitz übernahm ich die Führung und fuhr auf eine rote Tagesbaustellen-Ampel zu, die Aufgrund einer Fahrbahnverengung aufgestellt war. Es gab keinen Gegenverkehr und da mir viele Radler folgten bremste ich auch nicht sondern rollte ohne zu treten weiter. Hinter mir war sich das Feld aber nicht sicher ob es halten sollte oder weiter wollte, einige bremsten ohne das entsprechend anzuzeigen und so schepperte es. Sven lag auf der Straße und zwei andere Radler fuhren noch über ihn rüber. Ich bekam von all dem nichts mit, wunderte mich nur, das niemand mehr folgte.

Als ich zurück fuhr bot sich mir ein unschönes Bild: Svens Knie und Arm bluteten und seine Regenjacke und Hose waren dort zerrissen. Sein Schaltauge war verbogen. Zeljo telefonierte mit dem Veranstalter, aber wirkliche Hilfe gabe es nicht . Sven hatte als Option, die ca. 4 km zur Kontrollstellte zurück zu fahren, dann dort Stunden zu warten bis alle Teams durch sind um dann mit einem Fahrzeug nach Berlin gebracht zu werden. Eine schwere Entscheidung, denn es lagen noch 190 km Gegenwind vor uns. Sven checkte sein Rad, wägte ab, und entschloss sich dann, die Reise weiter zu bestreiten. Großer Respekt! Ohne Murren & Knurren wurde wieder Fahrt aufgenommen und Teams, welche uns überholt hatten, ins Visier genommen. Auch Daphne und Niels waren zu diesem Zeitpunkt bei uns mit im Peleton. Sie würde sicher die schnellste Frau bei dieser Veranstaltung werden.

Der Sektor nach Wittenberge war, wie auch schon zuvor, von starkem NordOst-Wind geprägt. Das bedeutet, das die auf der linken Seite unserer Zweierreihen Fahrenden auch in den hinteren Reihen mit Gegenwind in Form von Seitenwind zu kämpfen hatten. Deshalb war die rechte Seite auch gleich als Mädchenseite tituliert und nur die wahren Helden fuhren links.

Ich war zu diesem Zeitpunkt oft ein Mädchen, denn ich fühlte, wie die Erkältung in mir arbeitete und mir die Kraft oft fehlte. Umso dankbarer war ich, das ich mit so klasse Jungs unterwegs war, die einfach fuhren und nicht viel Aufsehen machten, ob Links oder Rechts gefahren wurde.

Wittenberge wurde passiert und nun war es auch nicht mehr wirklich weit zu unserem geplanten zweiten und letzten Stop in Havelberg. Dort wollten wir nach 180 km Fahrt unsere Flaschen füllen und ein Paar Kohlenhydrate zu uns nehmen. Der Netto mit angeschlossenem Bäcker abseits des Weges, wurde zielsicher angesteuert und alle freuten sich über die Rast und die Verpflegung. Noch war es trocken. Ralph und Christoph telefonierten nach Hause und es hieß in Potsdam würde es regnen. Ich beschloss, die Regenjacke noch aus zu lassen, und so machten wir uns auf die restlichen 103,2 km nach Gatow. Es erwartete uns nun der langweiligste Sektor. In meinem Bericht von Hamburg->Berlin 2009 habe ich diesen Abschnitt als DeathValley von Brandenburg beschrieben. Daran hat sich nichts geändert: Dröge Landschaften, keine Ortschaften welche Abwechslung bieten, aber dieses Jahr war doch alles anders: Starke Gegenwind und aufziehender Regen sorgten für Abwechslung! Die Stimmung sank im Team auf den Tiefstpunkt. Von allen Seiten hörte ich Flüche und nun hatte keiner mehr wirklich Lust, weiter zu fahren. Aber was sollten wir tun!? Es gab keine Alternative zur Weiterfahrt auf dem Renner in Richtung Westen. Gegen Wind und Wetter.

Friesack wurde passiert und nun begann mein Kopfkino ein klein wenig zu funktionieren, denn diese Region ist mir durch zahlreiche Ausfahrten mit den Havellandriders bekannt und ich weiss genau wie weit es noch nach Hause ist. Allerdings wurde nun auch der Regen stärker und das Fahren umso ungemütlicher.

Hinter Falkensee wurde die Stadtgrenze nach Berlin passiert, jetzt waren es weniger als 10 Kilometer nach Gatow zum Ziel und es wurden die letzten Kräfte mobilisiert.

Nach 8:50 Stunden Fahrzeit wurde endlich das Ziel erreicht und wir waren froh, zufrieden und erleichtert dieses Distanz gewuppt zu haben. Wie sich heraus stellte waren wir zu diesem Zeitpunkt die erste Gruppe, welche das Ziel nach den vollverkleideten Liegeradlern erreicht hatte. Mal sehen was später die Gesamtwertung sagt. Ein Minute langsamer als das Berlin Racing Team werden wir, die WestGegendenwind Riders, auf jeden Fall gewesen sein.

Fazit: Eine äußerst durchwachsene Fahrt. Mein angeschlagener Gesundheitszustand hat sicher auch nicht zu einem besseren Gefühl beigetragen, aber die Organisation hätte, gerade am Morgen, besser sein können. Warum kann man die Startnummern nicht per Post zuschicken? Die Veranstalter sollte auf die gestiegenen Teilnehmerzahlen entsprechend reagieren.

Das Wetter war unter aller Kanone und eigentlich fast schlimmer als im letzten Jahr. Bei 5°C, Gegenwind und Regen 280 km auf dem Rennrad zu fahren hat nicht viel mit Spass am Radfahren zu tun. Nun bin ich die Distanz 4x gefahren. Ich überlege stark ob es in 2011 ein fünftes mal für mich geben wird.

Die Zeiten und Streckenlängen der vergangenen Jahre im Vergleich: