8. Etappe WfF Europa Radtour 2015

Oben auf dem Col de Madeleine im Restaurant
Lesezeit: 2 Minuten

Seéz – Sante-Marie-de-Cuines


Da war er wieder, einer dieser »Überbrückungstage« – ein Tag laut Strecken-Architekten Dirk nur zum Durchfahren ein paar Täler um dann am Zielort für große Taten bzw. Berge gewappnet und erholt zu sein. So ging es auch los. Erstmal 30 km den Berg herunter durch wunderschöne Täler rollern; kaum treten einfach nur gucken. Ein paar Minikanten waren dabei, aber die wurden einfach weggedrückt.

In einem kleinen beschaulichen Ort war sich die Gäng dann einig, dass erstmal Cappuccino oder besser »Café au lait« konsumiert werden wollte. Die Rentner taten es uns gleich, nur Christian wollte die lange Runde fahren und entschwand.

Nach der Pause gab es weitere 10 km Atempause in Form von negativen Steigungen bevor es »endlich« was wegzudrücken gab. Und zwar nicht irgendwas, sondern der mehrfach Tour de France erprobte »Col de la Madelaine«.

Der Kilometerstein sprach eine deutliche Sprache, denn da stand 26 km in grossen Lettern. Was hieß das im Detail? Mindestens 2 Stunden in der Gluthitze zwischen 4 und 11% Steigung von 600 Metern über normal Null auf 2.000 Meter aufsteigen. Na Prost Mahlzeit!

Dann ging es sich erstmal mit 4 bis 6 % Steigung recht locker an. Die Passage war schattig und gut zu fahren.

Dann nach dem Buffet auf halber Strecke wurde es aber richtig garstig: kilometerlange 8 bis 11 % Steigungen, schattenlose Passagen zogen mir die letzten Körner aus den Pantoffeln. Da half auch kein Gel oder PowerBar. Ich dachte öfter an Pausieren oder Schieben. Tat es dann aber doch nicht. Zum Glück, meine Radfahrer-Ehre hätte stark gelitten. Schieben konnte ich morgen noch oder übermorgen oder über-übermorgen. Also weiter zum Gipfel, der recht unspektakulär dalag. Drei, vier Hütten: das war’s. Die Bande war schon eingekehrt und hatten es sich an einem schattigen Plätzchen in der Restauration gemütlich gemacht. Ich gesellte mich recht aufgelöst dazu und bestellte Cola Zero mit Eiswürfeln und Zitrone! Nach drei Dosen war der Durst gestillt und wir konnten uns in die Abfahrt stürzen, nicht ohne vorher ein Gipfel Foto zu schießen.

24 km bergab, volle Konzentration, denn langsame PKWs mussten überholt werden. Auch auf den Berg hinauf schießende Motorradfahrer machten die Abfahrt gefährlich.
Unten angekommen, war es nicht mehr weit in unser Ibis Budget Quartier. Morgen dann »richtige Pässe«.

7. Etappe WfF Europa Radtour 2015

Berge soweit das Auge reicht
Lesezeit: 2 Minuten

Annecy – Seéz


Nach dem leckeren Frühstück mit frischem Baguette, gesalzener Butter und Maronencreme ging es mit harten Waden pünktlich um 9 Uhr auf die Strecke.

Der Track führte uns erst einmal gut 20 km eben entlang es Ufers des Lac d’Annecy. Ein toller Multi-Sport-Radweg, der auch von fitnessbegeisterten Läufern und Skatern frequentiert wurde. Kein Problem, ich wollte ja nicht rasen und die ständigen Barken, die die querenden Hauptverkehrstrassen trennten, verhinderten auch dieses. Dann ging es auch (endlich) in den Anstieg. Mit den vielen Bergen um uns herum war es schon merkwürdig ständig im Tal zu kurbeln.

Moderate 5 – 7 Prozent und bevor wir uns versahen waren wir in Beaufort, wo eigentlich Buffet gereicht werden sollte. Aber wir bekamen nur die Molkerei zu sehen, die den bekannten Rohmilichkäse herstellt, der auch den Ortsnamen trägt. Da wir aber wieder mal zu früh eintrafen, machte ich mein Buffet beim lokalen Bolanger selber und genoss Eclair und Himbeer-Tarte. Köstlich!

Die extra Kalorien waren aber auch nötig, denn nun wartete ein exakt 20 km langer Anstieg auf uns. Aber erstmal musste noch der Pannenteufel bekämpft werden, der mich heute erneut heimsuchte. Mein Hinterrad verlor aus unerfindlichen Gründen Luft und verlangte nach einem neuen Schlauch. Isabell assistierte dem stocksauren Schorsch geduldig. Die von gestern bekannten Kilometersteine wiesen darauf hin, wie hoch hinaus ich musste, denn Isabell war schon wieder hinauf geflüchtet. Glücklicherweise war die Steigung sehr kontinuierlich und nie über 9%, was dem Kopfkino gut tat. Auch blätterte ich nie aufs Höhenprofil auf meiner Streckenaufzeichnungsmaschine, denn ich wusste ja, dass ich bei dieser Geschwindigkeit rund 2 Stunden rauf brauchen würde. Ich arrangierte mich mit dem Berg und schloss Frieden. So konnte ich den Anstieg zeitweise sogar genießen!

Nach etwa 12 km war dann ein Plateau erreicht, dass ein atemberaubenden Blick auf ein zerklüftetes Felsmassiv und einen tiefblauen See freigab. Welch Naturschauspiel!

Aber oben ist oben und da wo ich war, war noch nicht oben. Also nochmal beißen und in der Mittagshitze die restlichen Kilometer hoch. Kurz vor Ende schubste mich ein Schweizer Porsche-Club mit seinen Boliden bei seiner Gipfel-Ausfahrt noch fast von der Straße. Mit Hupe und ohne Berge hätte ich mich beinahe wie in Brandenburg gefühlt!

Ein Mann am Strassenrand rief mir mit geballter Faust zu: »C’est dur« und grinste verschmitzt. Ich verstand nicht.

Oben gab es dann vom sehr freundlichen fliegenden Händler ’ne eiskalte Cola zu fairen 2,- €. Der Händler erklärte mir auch was  »C’est dur« bedeutet, indem er mit seiner Hand auf den provisorischen Holztresen klopfte.

Zu meinem Bedauern lag unsere Pension heute am Berg und so mussten wir nach der schönen Abfahrt noch einmal 4 km bergauf fahren bevor es endlich WLAN und Duschen gab.

Ein klasse Tag auf dem Rad, der mich mit dem gestern erlebten wieder versöhnte! Freu mich auf morgen auf den Col de la Madeleine!

6. Etappe WfF Europa Radtour 2015

Blick auf den Mont Blanc - geschenkt
Lesezeit: 2 Minuten

Lausanne – Annecy


Nach dem Ruhetag hätte eigentlich alles ausgeruht sein sollen. Auch die Beine. Waren sie aber leider nicht. Das merkte ich gleich an der ersten Welle am wunderschönen Genfer See. Diesem hatten wir dem Ufer etwa 50 km zu folgen um Genf zu erreichen. Die üblichen verdächtigen waren erst einmal nicht auszumachen und so hing ich mich in eine relativ flotte 4er Gruppe rein. Großer Fehler denn an einem Kreisverkehr passte mein Hintermann nicht auf, semmelte mir ins Hinterrad und zerstörte eine Speiche. Wie sich später herausstellte, sogar die ganze Felge. An weiterfahren war nicht zu denken. Der Materialtransporter musste kontaktiert werden und nach gut 90 Minuten erschien er auch. Meine Gäng hatte mich mittlerweile eingesammelt und Christian spendierte mir sein mitgebrachtes Ersatz-Hinterrad. Aber nicht nur dass war ein extrem feiner Zug von ihm, auch seine flinken Hände wechselten in windeseile meine Kassette und so konnte weiter gefahren werden.

Genf wurde erreicht, die Sonne brannte und an der Seepromenade konnten wir gerade noch die Reste vom Buffet verdrücken, bevor es in den Berg ging. Aber vor dem Berg noch das berühmt berüchtigte Badewannen-Hotel »Beau-Rivage« und darauf folgend, die französische Staatsgrenze passiert, bevor es in den 16 km langen Anstieg ging.

Was soll ich sagen: ich hasste ihn vom ersten Meter! Das machten auch die jeden Kilometer aufgestellten »Orientierungsschilder« nicht besser, die mir mitteilten, wie viel Steigungsprozente der nächste Sektor noch haben wird, auf welcher Höhe ich mich befand und wieviele Kilometer es noch bis oben waren. Einige viele Sektoren hatten durchschnittlich 11% was mir in der Mittagshitze und mit meiner Kondition eindeutig zu viel war. Ich dachte über schieben nach. Aber das war keine echte Option. So baute ich mir immer wieder Nahziele, wie ein Schild, eine Leitplanke oder ein Schatten spendenden Baum. Habe ich schon geschrieben, dass ich es hasste? Es stellte sich so gut wie kein Flow ein: der Berg & Schorsch oder so. Es war eher wie: Der Berg gegen Schorsch. Unaufhörlich. Ich dachte mir, man sollte ihn verbieten, aber auch das half mir nicht, ich musste da hoch.

Nach dem Passieren der Seilbahnstation waren es noch 5 km. Endlich oben angekommen wurde ein atemberaubender Blick auf das Mont-Blanc-Massiv frei. Dafür die ganze Schinderei? Geschenkt!

Meine Flaschen waren auch leer und laut Höhenprofil sollte es wellig weiter auf dem Kamm gehen. Na Prost Mahlzeit! Andere bräunen sich die Plautze an der Atlantikküste und ich Kurbel auf Bergkämmen mit Cotton-Mouth. Finde den Fehler!

Aber alles hat mal ein Ende – dachte ich zumindest, denn nach der langen Abfahrt gab es erstmal ne Cola und Wasser für die leeren Flaschen.

Bedauerlicherweise hatte ich die Rechnung ohne den Strecken-Zampano Dirk gemacht, denn bevor Annecy erreicht werden »durfte« mussten noch einige Höhenmeter »gesammelt« werden. Ich war komplett leer, als wir in Annecy ankamen. Jetzt im Delirium bloß keinen Fahrfehler machen und den Anstieg (!) hoch zur Jugendherberge mit bravour Meistern, dann darf ich auch morgen wieder Höhenmeter sammeln. Ich freu mich!