10. Frankenwald Radmarathon 2012

Lesezeit: 4 Minuten

oder »Rennradvergnügen mit Hindernissen«


Im West Wing schellten um 4:45 Uhr syncron zwei iPhones um uns aus den bequemen Betten zu scheuchen. Fast schon gewohnte Sonntags-Aufstehzeit für ambitionierte Rennradfahrer. Nun galt der erste Blick dem Regenradar, welches eine breite Regenfront im Aufzug zeigte. Schlechte Laune stellte sich bei mir ein. Trotzdem spulten wir routiniert unser Programm ab: Sachen packen, Trikottaschen und Getränkeflaschen füllen, dann in Fetthosen runter zum Frühstücksbuffet und ab ins Auto um den 10 km entfernten Startplatz in Stockheim zu erreichen.

Auf dem Weg dorthin begann es in meinem Bauch ordentlich zu grummeln und so war klar, dass ich fünfzehn Minuten vor dem Start noch hektisch eine Toilette aufsuchen musste. Gar nicht so einfach, bei solchen Massenveranstaltungen.

Als ich nun endlich startbereit war wollte ich mich in der Startaufstellung nicht mehr nach vorne durchdrängeln. Ich dachte, dass ich mich bei den wenigen Startern schon nach vorne durcharbeiten können würde.

Nun erfolgte der Startschuss und ich wunderte mich nach einigen Minuten, dass sich die Radler vor mir nur sehr zögerlich der Startlinie näherten. Es dauerte eine weitere Minute, bis ich bemerkte, dass ich im 160er Block gelandet war, deren Start erst in 10 Minuten erfolgen sollte. Was für ein Ärgernis! Ich musste mich nun nicht nur durch die dicht stehenden Radler drängeln; nach passieren der Startlinie waren auch die Beine in die Hand zu nehmen und richtig Stoff zu geben, um an das, vor einigen Minuten gestartete, Feld wieder heran zu fahren.

Als ich noch vor Pressig und dem ersten Hügel das Feld erreichte, waren die Beine dick und Warmfahren musste heute auch ausfallen. Suboptimale Voraussetzungen um 196 km mit 3.000 Höhenmeter zu fahren.

Meine Peeps waren nicht zu sehen und ich machte mir Gedanken was wohl sein würde, wenn es stark zu regnen beginnen würde!? Denn wir hatten keinen konkreten Schlachtplan für diese Situation ausgearbeitet und ich hatte auch nur mein Notfall-Telefon in der Trikottasche.

Eigenmotivation war nun ein wichtiges Thema. Zum Glück konnte ich mir an den Anstiegen Musik auf die Ohren tun, um nicht dem Rennrad-Blues zu verfallen. Ich hatte die Hoffnung, vielleicht an der ersten Kontrolle in Probstzella, den anderen Alpinisten zu begegnen. Als ich dort ankam hieß es aber, das die schon wieder weg seien. Also weiter alleine fahren.

Zum Glück fuhr ich nun bei einem Team auf, mit dem ich den nächsten Anstieg gemeinsam erklimmen konnte. Verpflegung #2 in Lehesten wurde erreicht, von meinen Jungs war aber wieder nichts zu sehen. Leckeres Cubana-Spezi-Light von Höllensprudel, einem der Sponsoren, wurde mit Bienenstich konsumiert, bevor es weiter auf dem welligen Terrain ging. Im Vergleich zum Arber Marathon, am vergangenen Wochenende, war das Profil viel welliger. Ich würde es Prenzlau-HügelmarathonExtrem nennen. Wolfgang H. auf den ich nun auffuhr meinte nur, dass es hier ganz schön kantig sei. Wohl wahr – in einen kleinen Gang geschaltet und hoch die Kuppe.

Auf einer schmalen, schnellen und gefährlichen Abfahrt wurden wir durch Eines der, immer wieder auftauchenden, Orga-Quads eingebremst. Der Grund war schnell klar: Vor uns hatte sich ein Unfall ereignet. Der Blick auf die Unfallstelle präsentierte ein, in den Büschen liegendes, Rennrad mit abgerissenem Sattel und daneben liegend, ein abgerissener Begrenzungspfosten. Von dem Gestürzten war zum Glück nichts zu sehen und auch das Rad war unbekannt, also war keiner meiner Peeps gestürzt. Kurz inne gehalten, sortiert und weiter den Berg hinab.

Die Straße machte im Tal einen Linksknick und ein weiterer längerer Anstieg präsentierte sich vor mir. Ein Radler aus Toronto fragte mich: »Did you see the accident?« Ich freute mich instantly, den Anstieg nicht alleine fahren zu müssen und einen englischen Schnack zu halten: Fabolous! James erzählte, wie genial doch unsere Infrastruktur, mit den vielen kleinen Nebenstrassen zum Rennradfahren, sei und dass es, trotz der atemberaubenden Landschaften so etwas in seiner Heimat nicht gebe. Oben angekommen wollte er auf seine Freunde warte, ich wollte weiter zur Verpflegung #3.

Dort angekommen freute ich mich aufs Neue, denn Uwe und Alexander waren noch bei Kaffee & Kuchen und so konnte ich gemeinsam mit den beiden Alpinisten die folgenden Kanten in Angriff nehmen. Jetzt begann es dass Ein ums Andere mal leicht zu nieseln, was aber in Anbetracht der Vorhersage von Starkregen und Unwetter locker zu verkraften war. Denn auf Regen folgte Sonnenschein.

Eine lange Durststrecke war nun zu überbrücken, denn die Verpflegung #4 folgte erst in 42 Kilometern. Diese war in Hölle, auf dem Fabrikgelände des gleichnamigen Sprudels. Das, dort aufgebaute, Buffet ließ kaum Wünsche offen. Es gab sogar Nudelsuppe als Warmverpflegung. Sehr löblich, aber nix für mich. Flaschen füllen, Käsebrötchen und Bienenstich gefuttert und weiter.

Nun noch die restlichen 54 Kilometer unter die Räder nehmen. Ein Blick auf das Höhenprofil verriet aber, dass noch zwei echte Herausforderungen auf uns warten würden. Eine davon war die Wand von Posseck: 1,2 km mit 112 Höhenmetern. Aua. Oben angekommen war eine Fanmeile installiert und ein Sprecher verlas die Namen der gequälten Radfahrer. Auch Sportograf schoss Fotos. Nach der Abfahrt waren es jetzt noch etwa elf flache Kilometer ins Ziel, auf denen ich mit ein paar anderen Radlern noch mal Druck machte.

Zufrieden erreichte ich das Ziel und freute mich über kaltes, leckeres Cubana-Spezi-Light im Zielbereich und die anschließende noch erfrischendere Dusche im Vereinsheim. Die gute Laune wurde stark getrübt, als ich beim Duschen erfuhr, dass der gestürzte Radfahrer  noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Solch ein Todesfall bringt mich sehr ins Grübeln und trübt die Freude über das Erreichte sehr.

Fazit: Ein perfektes Rennrad-Wochenende, bei dem es Petrus sehr gut mit uns meinte. Der Frankenwald ist ein wunderbares Terrain um meinen Sport zu betreiben. Die, von Alexander recherchierte, Unterkunft war preiswert und komfortabel. Der Frankenwald-Radmarathon war sehr professionell organisiert und ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Die Verpflegung, Streckenmarkierung und Absperrungen waren sehr professionell. Gerne wieder!

Arber Radmarathon 2012

Lesezeit: 5 Minuten

oder »Mal wieder ein unvergessliches Rennradwochenende!«


Die Wetteraussichten für das Arber-Radmarathonwochende waren, wie auch schon im letzten Jahr, äußerst bescheiden und so verwunderte es nicht, dass viele Protagonisten der Berliner-Rennradszene nicht im komfortablen Reisebus in die Oberpflalz-Metropole saßen.

Die unerschrockenen Dreiundzwanzig genossen dadurch viel Beinfreiheit und eine gewohnt entspannte Atmosphäre bei der Anreise. Die komfortablen 4-Sterne-Zimmer im Hotel Held sorgten dann auch nach einem leckeren und reichhaltigen Abendessen-Buffet für eine angenehme Nachruhe.

Das iPhone klingelte natürlich wieder viel zu früh, denn um 4:25 Uhr musste aufgestanden werden, wollten wir pünktlich zum Start um 6 Uhr am Dultplatz in Regensburg sein. Der Blick aus dem Fenster und aufs Regenradar versprach einen zwar bewölkten Himmel, aber trockene Straßen. Der Alptraum einer Abfahrt zum Start bei Starkregen blieb aus und die Temperaturen waren auch mit 16°C so angenehm, dass sich  fast alle gleich Kurz-Kurz auf den Weg machten.

Am Start, den wir um 5:47 Uhr erblickten, waren weniger Radler als im Vorjahr, obwohl der Veranstalter von über 6.000 Teilnehmern sprach. Wie viele auf der Marathonstrecke starteten konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.

Pünktlich um 6:01 Uhr erfolgte, nach einer kurzen Ansprach des sportlichen Direktors in bayrischer Mundart, der Startschuss und fast alle machten sich auf dem Weg nach Osten. Die wenigen Anderen wollten den Start von der Brücke aus beginnen und wurden böse, von der neuen Streckenführung, überrascht. Für die war Treppensteigen und hinten einreihen angesagt.

Für mich war Race-Mode auf der Ausfallstrasse angesagt. Das heisst: Flott fahren, Löcher schließen und nach vorne vorarbeiten. Ich wusste, dass das so lange gutgehen würde, wie das Terrain flach war, sobald es in die Hügel ging, war für mich mit Vorarbeiten sense.

Als die ersten Hügel unter die Räder genommen wurden, merkte ich wie schlecht sich meine Beine heute anfühlten. Auch die Lunge brannte. Kein guter Start, schon vor der ersten Verpflegung die Hügel so hoch zu kneten. So ließ ich Christian und Stefan B. ziehen und machte mein eigenes Ding. Nicht ganz, denn Max K. war bei mir und wir begannen über oberpfälzer Mundart zu parlieren und trafen auch gleich auf eine Frau, welche eben diese zum Besten geben konnte. Sehr kurzweilig und lehrreich das Ganze.

Nachdem wieder dieser leckere Bienenstich und Nusskuchen in Cham, dem ersten Verpflegungspunkt, genossen war, ging es auf den zweiten Sektor, der uns heute nach zweijähriger Pause, endlich wieder zur, auf 1.062 Meter gelegenen, Hindenburgkanzel hochschicken sollte. Der Anstieg führt durch grüne Wälder über gute Straßen und einer Steigung im einstelligen Bereich. Wirklich sehr gut zu fahren. Musik auf die Ohren und hoch. Oben angekommen freute ich mich nicht nur über den gebügelten ersten Anstieg sondern auch auf die Abfahrt hinunter nach Bayrisch Eisenstein und die zweite Verpflegung in Regenhütte. Diese ließ wieder keine Wünsche offen: Über warme Brühe, diverseste Kuchen, Tomaten, Orangen, Bananen, Äpfel, gab es Apfelschorle, Wasser, Iso und Tee. Auch PowerBars wurden gereicht. Besser geht es nicht. Allerdings wollte ich nicht zu lange hier pausieren, denn es folgte nun der härteste Anstieg hoch zur Bretterschachten.

Sieben Kilometer recht steil bergauf waren nun zu bewältigen. Die Beine brannten aber die Laune war nun bestens, denn die Sonne kam immer öfter hinter der Wolkendecke hervor gekrochen. Oben auf der Bretterschachten war keine Zeit zum Verschnaufen, denn die rasante Abfahrt wollte gefahren werden. Leider dauerte es dann in dem, auf die Abfahrt folgenden, langen Sektor sehr lange, bis sich eine Gruppe fand, die den Windkampf mit mir aufnehmen wollte. Ich dachte immer, vor mir würde sich schon was finden und da ich Musik hört, wusste ich nicht, was hinter mir geschah. Als ich mich dann mal umdrehte, staunte ich nicht schlecht, über den Bienenschwarm an Radlern, die mir folgten. In der Ebene Hügel-bügeln scheint doch eher mein Spezialgebiet zu sein und ich konnte mich vor Anhängern kaum retten.

Der nächste Anstieg folgte und zur Aufmunterung meines geschundenen Körpers, gab es ein Tropical-Fruit-Gel in die ausgezehrten Glycogenspeicher. Jetzt blickte ich doch öfters auf den Garmin, um zu sehen, wie weit es noch zur nächsten Verpflegung auf den Kolmberg war. Zu allem Übel waren auch meine Getränkevorräte leergesoffen und die Gedanken an den Becher Cola, welcher auf dem Bauernhof dort oben gereicht werden würde, grub sich in meine Synapsen.

Jetzt begann es leicht zu nieseln. Eine willkommene Erfrischung bei leeren Flaschen und gefühlten 200% Luftfeuchtigkeit. Allerdings wurde aus dem Nieseln schnell Starkregen und jetzt pressierte es mir, den schützenden Verpflegungspunkt zu erreichen. Christian und Stefan B. waren schon dort und wir verkrochen uns gemeinsam in die trockene Scheune und beobachteten den sinnflutartigen Wolkenbruch. Nach etwa zwanzig Minuten, als die Gewitterfront vorbei gezogen war und wir uns auf die Weiterfahrt machen wollten, kam Karsten A. angerollte. Er freute sich wie ein Kind als er uns sah, denn er wusste, dass er ab jetzt nicht mehr alleine zu fahren hatte.

Auf der folgenden Abfahrt war höchste Konzentration gefordert, da die Strasse noch nass und rutschig war. Zu unserem Erstaunen war es dann unten im Tal trocken und es hatte überhaupt nicht geregnet. Mysteriöse Wetterscheide.

Nun blieb es wellig und oben auf dem Gipfel bei Maibrunn entschlossen wir uns die Regenjacken wieder auszuziehen. Großer Fehler, denn in der Abfahrt begann es erneut stark, mit dicken Tropfen, zu schütten. Kleine Wasserbomben zerplatzen im Gesicht. Wahrlich kein angenehmes Gefühl, aber je schneller ich fuhr, um so schneller würde es auch vorbei sein.

Die Vorfreude auf den Verpflegungspunkt Saulburg wurde größer, denn ich wusste, dass alkoholfreies Bier von verschiedenen Brauereien gereicht werden würde. Auch an fester Nahrung mangelte es nicht und einige Mitfahrer verdrückten noch Wurstsemmeln und Kuchenteilchen.

Traditionell wurde nach der Bier- Erholungs-Pause wieder ein Zug für die letzten 40 Kilometer aufgemacht, der uns mit hohem Tempo zurück nach Regensburg brachte. Wir wechselten sauber und ich hatte viel Spass auf diesen letzten, flachen aber windigen, Kilometern.

Leider passierten wir auch noch einen gestürzten und an Kopf und Knien blutenden Radfahrer, der schon von Ersthelfern versorgt wurde. Kein schöner Anblick. Postwendend wurde ich von Stefan B. zu ruhigerer Fahrweise ermahnt, was aber nur für wenige Minuten vorhielt.

Regensburg wurde erreicht und wieder das gleiche traurige Spiel mit den regelwütige Polizisten die uns auf die Radwege schicken wollten. Ich folgte den Anweisungen nicht und fuhr bis zum Dultplatz weiter auf der Strasse ohne wirklich ermahnt zu werden oder gar ein Bussgeld zu kassieren. Alle Jahre wieder…

Im Ziel, auf dem Dultplatz, schien die Sonne und die Stimmung war ausgelassen. Nach Einlösen unserer Startnummer gab es wieder, das in der Startgebühr enthaltene Finisher-Trikot, einen Essengutschein und zwei Getränkebons. Genial. Auf ein weiteres alkoholfreies Weizen, eine Brezen, Leberkäs und Kartoffelsalat hatte ich mich schon seit mindestens 60 Kilometern gefreut. Leider mussten wir die Uhrzeit im Auge behalten, da der Bus pünktlich auf die Rückreise gehen wollte. Schade, denn wir hätten noch Stunden bei Weissbier und Sonnenschein verweilen und ratschen können.

Fazit:  Jahr für Jahr scheinen sich die Veranstalter selbst zu übertreffen. Die Organisation war in diesem Jahr perfekt. Das ging schon damit los, das wirklich an jeder gefährlichen Einmündung oder Kreuzung Streckenposten standen, um die Radfahrer zu warnen oder die Strecke abzusichern. Ständig wurden wir von Polizei- und DRK-Motorrädern eskortiert, die uns den Weg frei machten. Die Verpflegungspunkte boten eine riesen Auswahl an, perfekt auf Rennradler-Bedürfnisse abgestimmten, Leckereien. Aber auch die vielen, unzähligen Helfer waren stets gut gelaunt und hilfsbereit. Ganz großes Kino! Eigentlich stellt sich die Frage nicht, ob ich auch in 2013 wieder dabei sein werde.

Warnemünde-Tour

Lesezeit: 3 Minuten

oder »Heute mal wieder etwas länger unterwegs«


Nachdem gestern der Harz unter die Räder genommen wurde, dachte wir uns, dass heute sicher ein wenig Abwechslung zum drögen Berge hochschruppen, gut tun würde. Christoph bot eine etwas längere Tour nach Warnemünde an und alle Kettenschwestern und Brüder sagten zu. Da durfte ich einfach nicht fehlen.

Recht spät für einen Rennrad-Sonntag ging es um 7.00 Uhr los, zum 20 km entfernten Kreisverkehr nach Bötzow. Dort trudelten nach und nach alle 14 Mitfahrer und 3 Mitfahrerinnen ein. Die Stimmung war super und nach dem notorischen Gruppenfoto mit Selbstauslöser und Weitwinkelobjektiv, ging es auch schon hoch gen Norden. Ein leichter Schiebewind stellte sich ein und der Tacho war selten unter 30 km/h. Alle waren zufrieden, dass es so super rollte.

Unser erstes Etappenziel war das rund 60 km entfernte Rheinsberg, in dem Mike bei einem Bäcker ½-belegte-Brötchen für die Truppe bestellt hatte. Wir genossen diese mit Kaffee in der Sonne, bevor es weiter durch das Land der 1.000 Seen nach Norden ging.

Die Wechsel funktionierten reibungslos und die Gesprächsthemen gingen nie aus – Herrliches Pedallieren. Weiter nach Norden zu unserem nächsten Stop, einer Tankstelle in Röbeln, an der die Flaschen gefüllt wurden und eine kurze Riegelpause eingelegt wurde.

Am Kreisverkehr des Ortseingangs nach Malchow bremste Bernd in der Abfahrt leider zu spät und kollidierte mit Harald. Er kam zu Fall, leichter Materialschaden war die Folge und der Helm hatte einen Riss. Nach kurzer Pause und Prüfung von Mann und Material konnte es weiter gehen. Bernd ist schon ein zäher Hund. Allerdings wäre dieser Sturz sicher auch vermeidbar gewesen.

Weiter ging es durch diesen, an sich schönen Ort, in dem uns ein Straßenfest mit Buden und streunenden Passanten die Weiterfahrt erschwerten. Merkwürdige unausgeglichene Menschen leben dort, in einer schönen friedlichen Landschaft. Negative Energie erreichte uns nicht nur von brüllenden, eng überholenden Autofahrern, auch die Fussgänger befahlen uns abzusteigen und zu schieben, obwohl keine Schilder das Radfahren untersagten. Merkwürdiges Stück Deutschland.

Die nächste, perfekt von Mike geplante, Pause war wieder an einer Tankstelle etwa 60 km entfernt in Güstrow. Ideale um an einem Sonntag, abseits des Weges, schnell Energie nach zu füllen. Nun waren es noch 54 km zum Tagesziel, die Sonne brannte, wenig Schatten aber noch so einige Wellen warteten auf uns, die noch Körner kosten sollten. Die Stimmung wurde angespannter, da viel grau waren und ruhiger fahren wollten. Wir entschlossen uns, bis Rostock auf jeden Fall gemeinsam weiter zu fahren und dann noch mal einen Zug aufzumachen.

Geplant – getan und los ging es mit Rückenwind und Tempo fast immer über 40 km/h auf der fast ampelfreien Nebenstrasse, den letzten Sektor von Rostock nach Warnemünde. In der Führung wollte mir nur Christian helfen. Karsten versuchte sich kurz, ging dann aber auch wieder nach hinten. Niemand wusste wo das, sehnlichst erwartete, Ortsschild der Küstenstadt positioniert war. Als es dann endlich vor uns auftauchte, holte es sich Christian mit einer halben Radlänge Vorsprung. Sauber – großer Sport, der doch recht lange, Schlusssprint. Ausreißversuch leider Misslungen aber dafür große Freude, gemeinsam angekommen zu sein. Der Jens kann sich kaum besser fühlen.

Das Hotel Neptun wurde erreicht und schnurstracks die Strandpromenade angesteuert. Jetzt blos schnell die durchgeschwitzten Kleider vom Leib reißen und rinn ins erfrischende kühle Nass der Ostsee! Welch Wohlgefühl für den geschundenen Körper und speziell die Beine die sich im kalten Wasser der Ostsee pudelwohl fühlten und sich, wie von selbst lockerten und dehnten. Einfach genial – Alles für diesen Moment!

Nun noch Fischbrötchen und Proviant für die lange Zugfahrt zurück in die Hauptstadt kaufen und mit den Kettenbrüdern im leeren aber warmen Obergeschoss des Regionalexpress die Eindrücke der letzten Stunden reflektieren. Ein toller Tag am Meer auf der Straße, immer nach Norden, geht zu Ende. Danke fürs Mitnehmen.