Bäckertour nach Blankensee

Lesezeit: 3 Minuten

oder »Spende Blut – Radle gut?!?!«


Heute war es wieder soweit, in Erwartung strahlenden Sonnenscheins und Buchteln haben wir uns zu dritt am Kaiserdamm getroffen, um der Bäckerei Röhrig in Blankensee einen Besuch abzustatten. Andreas kam hierfür sogar extra aus dem weit entfernten Friedrichshain angereist.

Wir haben uns für die Anfahrt über die Havelchaussee entschieden, da keiner von uns dreien wusste, inwieweit der Kronprinzessinnenweg passierbar sein würde. Für mich heute keine gute Wahl, war ich doch in der letzten Woche bei der Blutspende und hiervon noch nicht wieder ausreichend regeneriert. Mit nur etwa 90 Prozent meiner üblicherweise zur Verfügung stehenden roten Blutkörperchen fühlte sich jedes noch so kleine Hügelchen an wie ein Berg, ein Ansprinten nach Abreißen von der Gruppe war kaum noch möglich. Somit war die Havelchausseepassage für mich heute vergleichbar mit einer knackigen Mittelgebirgsetappe, die mich gleich zu Beginn unserer Tour ganz schön Kraft gekostet hat.

Da Regeneration nach Aderlass ebenfalls länger dauert, bin ich die ersten Kilometer nach diesen Strapazen immer wieder im Gruppetto rumgegurkt. Ich hatte ja erwartet, zusammen mit Georg aufgrund dessen lädierter Schulter zu zweit die Nachhut zu bilden, aber nichts da. Als wäre nie etwas gewesen fährt er stark wie immer abwechselnd mit Andreas im Wind.

Irgendwann lief es auch bei mir wieder rund und die Strecke wurde zunehmend flacher, so dass wir zu dritt im zusammenhängenden Hauptfeld gar nicht mal so langsam durch den Nebel glitten. Wider meiner Erwartung hielt der sich jedoch penetrant und ließ die Sonne bei einer Durchschnittstemperatur von knapp fünf Grad kaum durchscheinen.

Zum Glück war heute nicht Sonntag und die gute und warme Stube der Bäckerei Röhrig hat uns und noch einige andere unerschrockenen Radfahrer zu einer ausgedehnten Pause aufgenommen. Buchteln für die Jungs und Milchreis für mich! Fantastisch!

Auf der Rückfahrt ist es dann so richtig schön gefluppt, Andreas und Georg haben mich brav nach jeder Bodenwelle/Autobahnauffahrt wieder eingesammelt und so fuhren wir gemeinsam in Berlin ein. Ich hätte mich nach den Erfahrungen des heutigen Tages ja auf das Risiko der Kronenbefahrung eingelassen, ein entgegenkommender Radfahrer hat uns jedoch vor längeren Sandpassagen auf der Strecke gewarnt. Also wieder zurück durch das Mittelgebirge…

Fazit: Trotz Nebel und partieller Erschöpfungszustände am »Berg« war das heute wieder eine super Ausfahrt mit tollen und rücksichtsvollen Mitfahrern! Und ich werde auch weiterhin zur Blutspende gehen! Allerdings nur noch zu Beginn von länger andauernden Schlechtwetterperioden außerhalb der Saison. Aber ganz ehrlich, wer konnte denn mit solch einem kaiserlichen Herbst rechnen?!

Bummeltour nach Blankensee

Lesezeit: 3 Minuten

oder »Demontage eines Mythos«


Man munkelt sich zu, der Garmin-Schorsch könne gar nicht langsam fahren, sogar er selbst behauptet das von sich. Als er mit 274 Kilometern Hamburg-Berlin in den Beinen einen Tag später bei der Spandauer RTF mit 38 km/h in der Spitzengruppe vorne im Wind fährt und dabei noch locker plauscht hätte ich ihm diesen Mythos sogar fast abgenommen. Aber ob dem wirklich so ist wollen wir doch mal sehen!

Die Tourankündigung auf Rennradnews für die Tour heute lautete folgendermaßen: »Tempo soll wirklich moderat sein. Also über 30 km/h sollte am Ende als Schnitt schon aufm Garmin stehen.«

Los geht’s um zehn am Auerbachtunnel. Außer mir und Georg taucht niemand auf, perfekt, denn so bleiben testosteronbedingte Competition, gleichbleibend hohes Tempo und Ortsschildsprints von vornherein aus.

Dank einer sprengungsbedingten Sperrung der Autobahn können wir ein paar Minuten idyllische Stille auf der Krone genießen. Als wäre die eingekehrte Ruhe Teil meines Planes verwickele ich Georg in ein Gespräch. Es funktioniert! Wir fahren unter 30 km/h! Doch als hätte er den Braten gerochen fährt er bald schon wieder vor mir und zieht das Tempo an. Was er allerdings nur bis zum Schäferberg halten kann, wo ich mir mit Absicht wenig Mühe gebe, schnell hinaufzufahren.

Weiter durch Potsdam, vorbei am schönen Schloß Sanssouci, wo ich kulturelle Begeisterung vortäusche und immer langsamer werdend jedes Gebäude ansehen muss. Bald schon haben wir die Kleinstadt mit ihrem Verkehr hinter uns gelassen, ein neuer Vorwand muss her! Ich heuchle Interesse an den Gräsergesellschaften der straßenbegleitenden Moore nahe des Schwielowsees, rufe sogar ein paar lateinische Pflanzennamen in den Wind. Im Augenwinkel sehe ich Georg ob des gefährlich niedrigen Schnitts schon nervös werden, er lenkt ein und ruft mir »so, aber jetzt mal wieder sportlich!« zu.

Nach und nach kommt sogar die Sonne zum Vorschein und es wird annähernd warm, aber eben nur annähernd. Mein Körper fühlt sich an, als würde er schon winterschlafen, nein, heute will der einfach nicht schnell treten! Weitere Verzögerungstaktiken müssen her!

Nahe Ferch, kurz vor dem R1-Radweg, gibt es eine kurze Riegelpause in der Sonne bevor uns der Wald wieder schluckt. Wir fahren eine tolle autofreie Strecke, naheliegend, nun nebeneinander fahrend wieder mit geschwindigkeitssenkenden Gesprächen zu beginnen.

In Blankensee belohnen wir uns mit Kaffee und Kuchen bevor es mit Rückenwind zurück gen Berlin geht. Doch selbst der nutzt nun nicht mehr viel, der Schnitt ist versaut, daran ist nicht mehr zu drehen. Georg wirkt zwischendurch sehr nachdenklich, ich vermute, er grübelt über die Schmach, wie er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 30 Kilometer pro Stunde vor der Weltöffentlichkeit bestehen kann…

Als wir nach ein paar Stunden wieder in Berlin ankommen ist es fix, unser Schnitt liegt unter der magischen 30er Linie, bei läppischen 27,7 km/h! Mein Plan ging auf,

Garmin-Schorsch kann auch langsam fahren – wenn er denn muss. Quod erat demonstrandum!

Fazit: Wieder eine wirklich schöne Tour bei angenehmem, für diese Jahreszeit fast schon fantastischem Wetter. Schnell war’s heute wirklich nicht, aber wenn sich mein Körper irgendwann mal an die Temperaturen gewöhnt haben sollte fahre ich gerne wieder schneller mit Dir!