11. Etappe WfF Europa Radtour 2015

Die Bande nimmt mich mit
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Pietraporzio – Valdeblore


Nach der Nacht in den durchgelegenen Betten in idyllischer Bergbauern-Romantik ging es erstmal nach dem einfachen italienischen Frühstück gut 10 km den Berg hinab. Es war zwar recht kühl, denn wir waren in über 1600 Meter Höhe, aber an den Stellen wo die Sonne schien war es um 8:40 Uhr durchaus schon als warm zu bezeichnen. Herrlich! Ich pfiff Lieder in der Abfahrt, verstummte dann aber, als es recht abrupt in den Berg ging. Nicht nur ein bisschen Berg, ein richtig langer Kanten. Aber erstmal endlose enge Serpentinen bevor es lange recht Steil in den Berg ging. Landschaftlich eher Durchschnitt.

Aber sicher war ich durch die vergangenen Tage auch arg verwöhnt. Der Berg wollte auch nicht enden und vernünftige Wegsteine wie bei den Franzosen gab es auch nicht. Nix »Bella Italia«. Zu allem Überdruss verschwand auch noch die Sonne und dunkle Wolken machten sich breit. Da ich schon auf knapp 2.000 Meter war und ein kalter Wind blies, möchte ich die dortige Weiterfahrt als sehr unzufriedenstellend bezeichnen. Ja, nein, ich hasste es und verdammt diesen Colle. Ich wollte meine Cols zurück! Aber alles Jammern und Fluchen half nix, ich musste da rüber.

Oben angekommen, war die Fernsicht, wie der ganze Berg, eher unspektakulär. Richtig gruselig wurde es in der Abfahrt, denn nach etwa drei Kilometern passierte ich den Skiort »Isola 2000«. Ein in den Berg gestampfter Wintersportort, der jetzt im Sommer seine ganze Hässlichkeit preis gab: dörre Pisten und in Beton gegossene Massenquartiere. Ich konnte mir gut vorstellen, wie es im Winter hier wohl zugehen würde. Im Sommer war es aber eine Geisterstadt. An ein paar Ecken ein Handwerker der etwas ausbesserte, ansonsten gähnende Leere und verrammelte Türen. Bloß schnell weg hier, den es war auch kalt und ungemütlich. Die sehr kurvige Abfahrt, welche ich mit Bedacht fuhr endete im echten Isola ohne »2000«, in dem das Orga-Team uns wieder ein herrliches Buffet bereitet hatte. Da wir früh dran waren gab es noch ein »Café au lait« im Ort bevor es auf eine weitere lange Abfahrt auf der Hauptstraße ging.

Mit einem Linksknick endete die Abfahrt abrupt. Wir hatten heute Bergankunft, dass bedeutete, dass wir nochmal 16 km bergauf mussten. Die Gäng wollte gerne mit mir fahren, was mich sehr freute und ich durfte sogar die Steigungsgeschwindigkeit von maximal 780 Höhenmeter pro Stunde diktieren. Formidable!

So wurde ich nicht abgehängt und wir erreichten plaudernd eine letzte Einkehr vor der großen geräumigen Jugendherberge die uns heute eine komfortable Unterkunft für die Nacht bieten sollte.

10. Etappe WfF Europa Radtour 2015

Briancon am Morgen
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Briançon –  Pietraporzio


Nach dem Ruhetag sollten die Beine eigentlich frisch & locker sein – waren sie aber nicht. So entschloss ich mich schon vor dem Frühstück die kurze Strecke zu fahren. So würde mir zwar ein Pass fehlen, entsprechende Ambitionen auf Höhenmeter-Meisterschaften mit der Bande hatte ich aber so oder so nicht. Also erstmal gefühlte endlose Kilometer leicht abfällig immer der Hauptstraße entlang. Es war mit 12°C relativ frisch, aber hinter den Berggipfeln schielte schon die wärmende Sonne hervor und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mit Kurz-Kurz und ohne Armlinge für den heutigen Tag richtig gekleidet am Start war.

Nach dem ersten kurzen Stop ging es auch schon in den Berg, der sich mit den bekannt Kilometersteinen ankündigte. 19 km stand auf dem Ersten. Wieder ein ganz schöner Schuh, aber die Sonne war noch nicht zu warm und die Steigungen waren nie im zweistelligen Bereich. Allerdings konnte ich mich auch nicht richtig quälen und so war der Puls selten über 140. Extrem schweißtreibend war dies zwar nicht aber sehr ökonomisch. Nach dem passieren von diversen Skigebieten, die jetzt im Sommer wie Geisterstädte wirkten, konnte wieder das atemberaubende massive Bergrelief bestaunt werden. Perfekte Unterhaltung zum drögen gekurbel.

Dann sah ich schon von weitem die wehende wff-Fahne an der Passhöhe wehen: Zeit fürs Buffet, dass mit Baguette, Nudeln, Brioche und diversen gekühlten Getränken wieder sehr üppig ausfiel.

Nach ausgiebiger Stärkung musste ich mich in die Abfahrt stürzen um nicht zu spät am nächsten 12 km langen Anstieg zu sein. Dem Col de Vereign Larch, recht unbedeutend und so unbedeutend wie der Name war auch der Anstieg. Durchgehend 4 bis 6 Steigungsprozente, also 12 mal Willy, dann oben am Pass an der französisch-italienischen Grenze in einem Schnapsladen noch eine eiskalte Dose Coca-Cola für 1,- € (!) weggeschlürft und dann in die letzte Abfahrt gestürzt. Diesmal waren die Kehren nummeriert und acht Kilometer entschieden sich viele Mitfahrer für eine Cappuccino-Einkehr am Wegesrand. Guter Plan, denn Marietta organisierte das WLAN-Kennwort und so konnten wir noch alle die Smartphones zücken und ein wenig »internetten«.

Gut so, denn in unserer bescheidenen Bergunterkunft gab es neben wenig Duschwasser und Betten die fast zum Boden hingen weder WLAN noch ordentlichen Daten-Empfang. Mehr als „E“ wurde nicht geboten. Aber wer braucht bei solch einer Bergkulisse auch Internet?

Zum Abendessen musste etwa 1 km ins Tal gelaufen werden. Was sich aber durchaus lohnte, denn es gab ein leckeres 3-Gang-Menü, bestehend aus Lasagne, Schweine-Medaillons mit Bratkartoffeln und zum Nachtisch Tiramisu. Ein feistes Mahl – wir waren froh 1 km zurück auf den Berg kraxeln zu müssen. Mal sehen, wie das Gekraxel auf dem Rad morgen dann ausfallen wird. Ankunft wieder in Frankreich.

9. Etappe WfF Europa Radtour 2015

Oben auf dem Col du Calibier
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Sante-Marie-de-Cuines – Briançon


Heute mal Wecken um 6 Uhr. Die Meute möchte wegen der Hitze ne Stunde früher starten. Ich würde gerne irgendwas anderes machen, als 60 km bergauf zu fahren, gleich nach dem Frühstück, kalt und ohne je wieder eine klein wenig verschnaufen in einer Flachpassage zu haben. Aber das geht heute nicht. So sah das Profil aus.

Dann kam es aber anders: Der Track führte entlang der französischen Maut Autobahn durch ein Tal, relativ flach – genau richtig zum Warmfahren. Ich fuhr wie so oft alleine. Kein Herdentrieb, kein Kassetteglotzen, einfach in atemberaubender Bergwelt auf dem Rad richtig erwachen. Ich hatte grossen Spaß!

Dann erreichte ich Saint-Michel-de-Maurienne. Ein ganz im Tour-de-France-Outfit geschmückter Ort. Alle Geschäfte, vom Fleischer bis zum Schuster hatten ihre Schaufenster mit bunten Rädern beklebt oder die Auslagen mit Rennrad Devotionalien dekoriert. Eigentlich ein Ort zum Einkehren und Verweilen. Dafür war es mir heute aber zu früh, denn der Einstieg in den Anstieg »Col du Télégraph« war schon ausgeschildert. Also aufs kleine Blatt geschaltet und los. Neuer Asphalt und moderate Steigungsprozente machten Spaß sich an dem Berg abzuarbeiten. Zu sehr ließ ich es nicht krachen, da direkt im Anschluss noch der Galibier hochgefahren werden wollte.

Das Relais-de-Télégraph war schneller als gedacht erreicht. Eine wenig spektakulären Kehre, da sie den Blick ins Tal nicht wirklich frei gab. Für ein Erinnerungsfoto reichte es aber trotzdem, bevor ich mich in die kurze Abfahrt nach Valloire stürzte. In dem Skiort gab es Buffet und Erfrischungen. Ein wenig ehrfürchtig war ich schon vor diesem Galibier, denn ich wusste nur, dass es auf über 2.000 Meter hoch gehen würde. Nicht aber wie steil der rund 14 Kilometer lange Anstieg sein würde.

Auch die Hitze war schwer zu kalkulieren. Da ich aber zu keinem Rennen hier war, war der Pass das Ziel. Mit ein paar Mitstreitern wurden dann doch noch kleine Ausscheidungen gefahren. Geschenkt!

Die letzten Kilometer wurden, wie es sich für eine »Hors Catégorie« gehört, noch mal etwas steiler und dann war endlich die Gipfelkehre erreicht. Ein atemberaubender Blick in die Bergwelt offenbarte sich mir. Weiße Gipfel ohne Ende und 23 Grad und Sonnenschein. Formidable!

Nur Cola gab es da oben keine also in die Abfahrt gestürzt und auf halbem Weg eingekehrt. Zu moderaten 1,50 € mehrere bergsteuerfreie Cola-Dosen geleert und ein leckeres Panini mit Schinken & Bergkäse verdrückt. Das Leben ist schön!

Die Abfahrt herunter nach Biançon habe ich auch genossen, war dann aber froh, dass ich endlich in unsere Hauberge »Le Petit Phoque« (wtf!?) angekommen war und ein 5-Bett statt eines 11-Bett Zimmers mit 3er-Stock-Betten beziehen dürfte. Morgen dann mal wieder Ruhetag! Juhu!