Einroll-Runde im Frankenwald

Lesezeit: 2 Minuten

oder »Warum bin ich hier noch nicht früher gewesen?«


Für’s Wochenende stand der 10. Frankenwald-Radmarathon auf dem Zettel. Wieder eine Premiere für mich in 2012.

Alexander, Christian, Wolfgang und Thielo waren schon am Freitag in diese, mir unbekannte, Rennrad-Region gereist; Sven und ich sollten am Samstag folgen. Da die vier Früher-Angereisten bei dem schönen Wetter nicht auf uns mit der EInroll-Runde warten konnten wollten, mussten Sven und ich uns um kurz nach 12 Uhr, alleine auf den Weg machen. Nach erfolgreichem Einchecken in unserem Nachtquartier, im schönen West-Wing des Gasthof Pension Steiner in Föritz wurden die Reifen auf erfolderlichen Druck gebracht, Riegel in die Trikottasche gesteckt und die, von Alexander excellent geplante, Route auf dem Garmin gestartet.

Es ging gleich leicht bergauf und sollte so für die nächsten 20 km bleiben. Ein ordentlicher Einstieg in die Hügel Berge des Frankenwalds und ein ausgezeichneter Vorgeschmack auf dass, was uns am Sonntag erwarten würde.

Oben, in Neuhaus am Rennweg wurde zu einem kurzen Koffein-Stop in Form von Cappuchino und Cola angehalten, bevor es bei strahlend blauem Himmel aka Kaiser-Wetter, weiter durch die atemberaubende Landschaft des Frankenwaldes ging. Eine ideale Rennrad-Region, wie wir beide befanden, denn es gibt hier wenig Auto- und Motorradverkehr, eine gute moderne Infrastruktur, ordentliche Kanten Hügel, guten Asphalt und klasse Nebenstrassen inmitten der herrliche satt-grünen Natur. Was begehrt ein Rennrad-Fahrer-Herz mehr?

Zurück in unserer Pension war ich dann doch ganz froh, daß die 94 Kilometer abgespult waren, denn nicht nur Svens flotte Berg-Pace, auch die vielen Kanten und Hitze hatten mir ordentlich zugesetzt und ich hegte leichte Zweifel, ob dieses Einkneten meiner Beine wirklich so hilfreich für ein erfolgreiches Absolvieren des 10. Frankenwald Radmarathon sein würden!?

Die Auflösung dazu gibt es in maximal 12 Stunden, an dieser Stelle!

Arber Radmarathon 2012

Lesezeit: 5 Minuten

oder »Mal wieder ein unvergessliches Rennradwochenende!«


Die Wetteraussichten für das Arber-Radmarathonwochende waren, wie auch schon im letzten Jahr, äußerst bescheiden und so verwunderte es nicht, dass viele Protagonisten der Berliner-Rennradszene nicht im komfortablen Reisebus in die Oberpflalz-Metropole saßen.

Die unerschrockenen Dreiundzwanzig genossen dadurch viel Beinfreiheit und eine gewohnt entspannte Atmosphäre bei der Anreise. Die komfortablen 4-Sterne-Zimmer im Hotel Held sorgten dann auch nach einem leckeren und reichhaltigen Abendessen-Buffet für eine angenehme Nachruhe.

Das iPhone klingelte natürlich wieder viel zu früh, denn um 4:25 Uhr musste aufgestanden werden, wollten wir pünktlich zum Start um 6 Uhr am Dultplatz in Regensburg sein. Der Blick aus dem Fenster und aufs Regenradar versprach einen zwar bewölkten Himmel, aber trockene Straßen. Der Alptraum einer Abfahrt zum Start bei Starkregen blieb aus und die Temperaturen waren auch mit 16°C so angenehm, dass sich  fast alle gleich Kurz-Kurz auf den Weg machten.

Am Start, den wir um 5:47 Uhr erblickten, waren weniger Radler als im Vorjahr, obwohl der Veranstalter von über 6.000 Teilnehmern sprach. Wie viele auf der Marathonstrecke starteten konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen.

Pünktlich um 6:01 Uhr erfolgte, nach einer kurzen Ansprach des sportlichen Direktors in bayrischer Mundart, der Startschuss und fast alle machten sich auf dem Weg nach Osten. Die wenigen Anderen wollten den Start von der Brücke aus beginnen und wurden böse, von der neuen Streckenführung, überrascht. Für die war Treppensteigen und hinten einreihen angesagt.

Für mich war Race-Mode auf der Ausfallstrasse angesagt. Das heisst: Flott fahren, Löcher schließen und nach vorne vorarbeiten. Ich wusste, dass das so lange gutgehen würde, wie das Terrain flach war, sobald es in die Hügel ging, war für mich mit Vorarbeiten sense.

Als die ersten Hügel unter die Räder genommen wurden, merkte ich wie schlecht sich meine Beine heute anfühlten. Auch die Lunge brannte. Kein guter Start, schon vor der ersten Verpflegung die Hügel so hoch zu kneten. So ließ ich Christian und Stefan B. ziehen und machte mein eigenes Ding. Nicht ganz, denn Max K. war bei mir und wir begannen über oberpfälzer Mundart zu parlieren und trafen auch gleich auf eine Frau, welche eben diese zum Besten geben konnte. Sehr kurzweilig und lehrreich das Ganze.

Nachdem wieder dieser leckere Bienenstich und Nusskuchen in Cham, dem ersten Verpflegungspunkt, genossen war, ging es auf den zweiten Sektor, der uns heute nach zweijähriger Pause, endlich wieder zur, auf 1.062 Meter gelegenen, Hindenburgkanzel hochschicken sollte. Der Anstieg führt durch grüne Wälder über gute Straßen und einer Steigung im einstelligen Bereich. Wirklich sehr gut zu fahren. Musik auf die Ohren und hoch. Oben angekommen freute ich mich nicht nur über den gebügelten ersten Anstieg sondern auch auf die Abfahrt hinunter nach Bayrisch Eisenstein und die zweite Verpflegung in Regenhütte. Diese ließ wieder keine Wünsche offen: Über warme Brühe, diverseste Kuchen, Tomaten, Orangen, Bananen, Äpfel, gab es Apfelschorle, Wasser, Iso und Tee. Auch PowerBars wurden gereicht. Besser geht es nicht. Allerdings wollte ich nicht zu lange hier pausieren, denn es folgte nun der härteste Anstieg hoch zur Bretterschachten.

Sieben Kilometer recht steil bergauf waren nun zu bewältigen. Die Beine brannten aber die Laune war nun bestens, denn die Sonne kam immer öfter hinter der Wolkendecke hervor gekrochen. Oben auf der Bretterschachten war keine Zeit zum Verschnaufen, denn die rasante Abfahrt wollte gefahren werden. Leider dauerte es dann in dem, auf die Abfahrt folgenden, langen Sektor sehr lange, bis sich eine Gruppe fand, die den Windkampf mit mir aufnehmen wollte. Ich dachte immer, vor mir würde sich schon was finden und da ich Musik hört, wusste ich nicht, was hinter mir geschah. Als ich mich dann mal umdrehte, staunte ich nicht schlecht, über den Bienenschwarm an Radlern, die mir folgten. In der Ebene Hügel-bügeln scheint doch eher mein Spezialgebiet zu sein und ich konnte mich vor Anhängern kaum retten.

Der nächste Anstieg folgte und zur Aufmunterung meines geschundenen Körpers, gab es ein Tropical-Fruit-Gel in die ausgezehrten Glycogenspeicher. Jetzt blickte ich doch öfters auf den Garmin, um zu sehen, wie weit es noch zur nächsten Verpflegung auf den Kolmberg war. Zu allem Übel waren auch meine Getränkevorräte leergesoffen und die Gedanken an den Becher Cola, welcher auf dem Bauernhof dort oben gereicht werden würde, grub sich in meine Synapsen.

Jetzt begann es leicht zu nieseln. Eine willkommene Erfrischung bei leeren Flaschen und gefühlten 200% Luftfeuchtigkeit. Allerdings wurde aus dem Nieseln schnell Starkregen und jetzt pressierte es mir, den schützenden Verpflegungspunkt zu erreichen. Christian und Stefan B. waren schon dort und wir verkrochen uns gemeinsam in die trockene Scheune und beobachteten den sinnflutartigen Wolkenbruch. Nach etwa zwanzig Minuten, als die Gewitterfront vorbei gezogen war und wir uns auf die Weiterfahrt machen wollten, kam Karsten A. angerollte. Er freute sich wie ein Kind als er uns sah, denn er wusste, dass er ab jetzt nicht mehr alleine zu fahren hatte.

Auf der folgenden Abfahrt war höchste Konzentration gefordert, da die Strasse noch nass und rutschig war. Zu unserem Erstaunen war es dann unten im Tal trocken und es hatte überhaupt nicht geregnet. Mysteriöse Wetterscheide.

Nun blieb es wellig und oben auf dem Gipfel bei Maibrunn entschlossen wir uns die Regenjacken wieder auszuziehen. Großer Fehler, denn in der Abfahrt begann es erneut stark, mit dicken Tropfen, zu schütten. Kleine Wasserbomben zerplatzen im Gesicht. Wahrlich kein angenehmes Gefühl, aber je schneller ich fuhr, um so schneller würde es auch vorbei sein.

Die Vorfreude auf den Verpflegungspunkt Saulburg wurde größer, denn ich wusste, dass alkoholfreies Bier von verschiedenen Brauereien gereicht werden würde. Auch an fester Nahrung mangelte es nicht und einige Mitfahrer verdrückten noch Wurstsemmeln und Kuchenteilchen.

Traditionell wurde nach der Bier- Erholungs-Pause wieder ein Zug für die letzten 40 Kilometer aufgemacht, der uns mit hohem Tempo zurück nach Regensburg brachte. Wir wechselten sauber und ich hatte viel Spass auf diesen letzten, flachen aber windigen, Kilometern.

Leider passierten wir auch noch einen gestürzten und an Kopf und Knien blutenden Radfahrer, der schon von Ersthelfern versorgt wurde. Kein schöner Anblick. Postwendend wurde ich von Stefan B. zu ruhigerer Fahrweise ermahnt, was aber nur für wenige Minuten vorhielt.

Regensburg wurde erreicht und wieder das gleiche traurige Spiel mit den regelwütige Polizisten die uns auf die Radwege schicken wollten. Ich folgte den Anweisungen nicht und fuhr bis zum Dultplatz weiter auf der Strasse ohne wirklich ermahnt zu werden oder gar ein Bussgeld zu kassieren. Alle Jahre wieder…

Im Ziel, auf dem Dultplatz, schien die Sonne und die Stimmung war ausgelassen. Nach Einlösen unserer Startnummer gab es wieder, das in der Startgebühr enthaltene Finisher-Trikot, einen Essengutschein und zwei Getränkebons. Genial. Auf ein weiteres alkoholfreies Weizen, eine Brezen, Leberkäs und Kartoffelsalat hatte ich mich schon seit mindestens 60 Kilometern gefreut. Leider mussten wir die Uhrzeit im Auge behalten, da der Bus pünktlich auf die Rückreise gehen wollte. Schade, denn wir hätten noch Stunden bei Weissbier und Sonnenschein verweilen und ratschen können.

Fazit:  Jahr für Jahr scheinen sich die Veranstalter selbst zu übertreffen. Die Organisation war in diesem Jahr perfekt. Das ging schon damit los, das wirklich an jeder gefährlichen Einmündung oder Kreuzung Streckenposten standen, um die Radfahrer zu warnen oder die Strecke abzusichern. Ständig wurden wir von Polizei- und DRK-Motorrädern eskortiert, die uns den Weg frei machten. Die Verpflegungspunkte boten eine riesen Auswahl an, perfekt auf Rennradler-Bedürfnisse abgestimmten, Leckereien. Aber auch die vielen, unzähligen Helfer waren stets gut gelaunt und hilfsbereit. Ganz großes Kino! Eigentlich stellt sich die Frage nicht, ob ich auch in 2013 wieder dabei sein werde.

Berlin -> Leipzig

Lesezeit: 3 Minuten

oder »Mit dem Rad zur Hochzeitsfeier in die Sachsenmetropole«


Elvira und Klaus, zwei gute Freunde von mir, hatten zur Hochzeitsfeier nach Leipzig geladen. Meine Berlin-Buddies wollten mit dem Auto runterfahren. Das war mir zu schnöde und so beschloss ich schon im Frühjahr, die Anfahrt mit meinem Renner zu bestreiten.

Die ganze Woche waren die Wetteraussichten durchwachsen, aber am Freitag Abend war klar, das der Samstag halbwegs trocken bleiben würde. Mein Vorhaben konnte also realisiert werden.

Um 14:30 Uhr wollte ich am Hotel in Leipzig sein, 6 Fahrstunden für 180 km hatte ich kalkuliert. Mit ein wenig Pause und Puffer war die Startzeit kein großes Algebra: Um 7 Uhr sollte es vor meiner Haustür auf die Reise gehen.

Die ersten Kilometer raus nach Süden liefen gut, es war zwar mit 12°C noch etwas frisch, aber schon jetzt zeigte sich die Sonne und der fast wolkenlose Himmel versprach einen schönen Sommertag. Meine Beine waren nach der Woche Rennrad-Abstinenz ausgeruht und fit. Ideale Bedingungen für diesen, etwas längeren, Ritt.

Nun musste ich nur noch zu mir finden und bei mir selbst und auf meinem Rad ankommen. Das fiel mir in den letzten Wochen sehr schwer und auch heute dauerte es bis hinter Tremsdorf bis sich Spass und Flow einstellte. Dieses herrliche Gefühl der Einheit von Strasse, Rennrad und Muskelkraft, die das schnelle und fast lautlose Vorankommen garantierten.

Ich konzentrierte mich nur auf die Landschaft, den Flow und die Straße. Die zurückgelegten Kilometer, die Fahrzeit und der damit verbundene Schnitt waren nebensächlich. Ich wusste das in Elster die Elbe zu überqueren war und etwa die Hälfte der Fahrstrecke absolviert war. Das sollte als Information reichen.

Leider lotste mich der Garmin in Zülichendorf das erste Mal auf unbefestigte Wege, in einen Wald hinein. Da muss ich wohl in Zukunft bei der Streckenplanung mehr Sorgfalt walten lassen. Trotzdem war Elster erstaunlich schnell erreicht und nach dem Übersetzten mit der Elbfähre zu 1,-€, machte ich erst einmal Rast in einem kleinen Tante-Emma-Laden in Wartenburg. Milchreis und volle Flaschen trugen entscheidend zum weiteren Wohlbefinden bei und ich freute mich auf den zweiten Sektor.

Leider meinte es der Garmin wieder nicht gut mit mir und lotste mich erneut über üble endlose Kopfsteinpflasterpassagen und Panzerplatten. Dann sollte ich in Wirtschaftswege einbiegen, die im dichten Unterholz im Wald zu enden schienen. Ich hatte ständig das Gefühl eine Zeitreise zu unternehmen und fand mich zurück vor 25 Jahren in der DDR. Zweitakter-Gestank und vorbeibrausende Trabbis hätten die Illusion perfekt gemacht, waren aber zum Glück nicht präsent.

Nun wurde die Route zunehmend länger, da ich zum Teil grosse Umwege in kauf nehmen musste, um nicht über weitere unbefestigte Wege durch den Wald fahren zu müssen.

Auch der Wind war nicht auf meiner Seite – die letzten Kilometer wurden richtig anstrengend. Aber nicht so anstrengend, das es sich noch gelohnt hätte ein weiteres PowerBar aufzureißen oder gar Gel zu verdrücken.

Am Ortsschild rief ich Ralph, der sich mit dem Auto auf der Anreis nach Leipzig befand und meinen Anzug mit im Gepäck hatte, an. Wir schalteten beide Google Latitude an, sodass wir wussten, wo wir uns befanden und wer zuerst im Hotel sein würde.

Ich musste mich nun kneifen, da dichter Autoverkehr und jede Menge Straßenbahnschienen in der Innenstadt von Leipzig meine volle Aufmerksamkeit erforderten. Das Hotel wurde aber dank Garmin und entsprechender Streckenplanung zielsicher erreicht. Ich konnte gerade einchecken und das Zimmer beziehen, als ich auf meinem iPhone sah, dass meine Buddies auch gerade eingetroffen waren. Einer ausgelassenen Hochzeitsfeier stand nun nur noch eine erfrischende Dusche im Wege. Nach dieser machten wir uns auf den Weg in den nahen Bayrischen Bahnhof. Ordentlich Knast und Bierdurst war in ausreichender Menge vorhanden.