Auf Friedensfahrt – Kurs 2012 6. Tag: Talitz -> Leipzig

Lesezeit: 3 Minuten

151,77 km | 1.160 Höhenmeter


Schon um 5:30 Uhr wurde ich von Vogelgezwitscher in unserer Baracke am See geweckt. Die Nacht war kurz und turbulent, denn vier Mann, eingepfercht in einer kleinen Holzhütte, mit einer interessanten jungen Frau, tun sich schwer beim Einschlafen.

Das Frühstück im Haupthaus der Jugendherberge war einfach aber energiespendend. Nach der routinierten Abfahrvorbereitung ging es los zum Treffpunkt im nahen Talitz. Die vielen Teilnehmer waren wieder auf drei Übernachtungsorte aufgeteilt. Eine logistische Meisterleistung vom Orga-Team rund um Christel und Peter. Nach einer kurzen Tourenbeschreibung und einer Startrakete ging es im großen Feld in Richtung Plauen.

Ich hatte heute die Aufgabe das Feld und Peter durch die Plauener Innenstadt zu führen. Eigentlich eine Aufgabe, die ich mit Hilfe meines Garmin routiniert abspulen kann. Mit über 100 Radfahrern und dem orange-blinkenden Orga-Pkw hinter mir hatte diese Aufgabe aber eine neue Qualität. So war ich froh einen »Plauener-Local« an meiner Seite zu haben, der die Strecke aus dem »FF« kannte und so die verkehrsfreundlichste Route wählte. Wären wir ausschließlich nach Garmin gefahren, wäre die Ortsdurchfahrt sicher unentspannter erfolgt.

Nun war ich froh das Ortsausgangsschild im riesigen Peleton erreicht zu haben und die ersten Hügel sich vor uns aufbauen zu sehen. Genau der richtige Augenblick, die Strecke frei zu geben und an Fahrt aufzunehmen.

Es bildete sich unmittelbar ein illustre Gruppe die sofort begann eben diesen Hügel hinauf zu ochsen und so das Feld zu zerpflücken.

Ich fühlte mich sofort wohl, denn es wurde sauber und flott in 2er-Reihen mit RTF-Speed gefahren. Die Route hatte auch heute wieder, einige Höhepunkte zu bieten, neben der Göltzschtalbrücke – der größten Ziegelbrücke der Welt – welche wir durchfuhren,  waren da noch die vielen grünen Mischwälder, die mein Gemüt erfreuten. Was für ein herrlicher Tag Rad zu fahren und neue, mir unbekannte, Regionen zu erkunden.

Kurz vor dem verdienten Buffett wurden noch Radler von der kurzen Runde kassiert. Nach einer ausgiebigen Labe mit Nutella-Broten und Riegeln ging es weiter auf dem hügeligen Terrain. Eindeutig ein Sektor der wieder von den Thüringer Bergziegen dominiert wurde. Jeder Hügel wurde so kraftvoll gedrückt, dass mir Angst und Bange wurde. Das Ein ums Andere mal überlegte ich, einfach reißen zu lassen, bevor mir wieder klar wurde, dass die Ziegen, Hügel einfach gelassener fahren: bergauf drücken bis die Ohre bluten und dann oben auf dem Kamm und in der Abfahrt rausnehmen und auch mal einfach rollen lassen. Extrem sympathisch, denn so hatten auch die etwas Schwereren am Berg die Chance, wieder mit dem schnellen Feld zu fahren.

Die Hügel verwandelten sich in Wellen und meine Stunde schlug. Dieses Terrain liegt mir. Mit Kraft und relativ niedriger Frequenz kann ich kleinere Wellen einfach wegdrücken, wohingegen leichtere Fahrer da oft ihre Schwierigkeiten bekommen, da nicht genug Muskelmasse vorhanden ist. Ich nahm mir gerne und oft die Führung und begann auch das Ein ums Andere mal so Feuer zu geben, dass nur noch in 1er Reihe gefolgt wurde. Welch ein Spass!

Leider war das zweite Buffet noch nicht installiert. Wir waren wohl einfach zu schnell und so gab es einen kurzen VitaCola- und Knackwurst-Stop am Versorgungsfahrzeug der Bergziegen. Da uns das aber noch nicht reichte wurde auch noch eine Tankstelle angesteuert und weitere Kohlenhydrate nachgelegt.

Gut gestärkt ging es auf die letzten Kilometer nach Leipzig, zu einer Turnhalle im Zentrum der Messestadt. Dort traf wenige Minuten vor uns der Gepäckwagen ein. Nach klasse Teamarbeit auf dem Rad setzte sich diese beim Entladen der vielen Gepäckstück auf dem LKW fort und mit Hilfe einer menschlichen Kette war das Gepäck ratz-fatz entladen.

Erstmal duschen & chillen, denn es dauerte noch mindestens eine Stunde, bis der Rest meines Teams eintrudelte.

Mit einem gemeinsamen Besuch beim VaPiano am Augustusplatz ließen wir die ITF 2012 ausklingen und versprachen uns, 2013 wieder dabei zu sein. Welch unvergesslichen 6 Tage liegen hinter mir!?

Auf Friedensfahrt – Kurs 2012 5. Tag: Mariánské Lázně -> Taltitz

Lesezeit: 2 Minuten

155,18 km | 1.931 Höhenmeter


Nach dem tschechischen Frühstück, hoch oben auf dem Berg über Marienbad verließen wir den eleganten Ort, ohne vorher noch eine touristische Ortsdurchfahrt zu absolvieren. Leider hatten wir nicht mehr Zeit, uns die vielen schönen alten Gebäude anzusehen.

Gemeinsam mit meinem Team ging es auf der geplanten Route die Ausfallstrasse hinaus nach Süden. Erst durch kleine Ortschaften, dann auf herrlich ausgebauten Waldpisten mit sehr wenig Autoverkehr, weiter in Richtung deutsch-tschechischer Grenze, die auf einem Bergkamm passiert wurde.

Jetzt war es wirklich an der Zeit die Armlinge abzustreifen, denn die Sonne wärmte selbst oben auf dem Berg beträchtlich.

Wir waren nun nur noch zu Viert, denn der Rest der Gruppe liess es entspannter angehen. Das Profil blieb wellig, aber bei dieser herrlichen Landschaft und dem Sonnenschein, war das Radfahren heute der perfekte Zeitvertreib. Wir fuhren auf drei Fahrer des Teams Univega auf und drückten mit diesen gemeinsam die Wellen weg.

Die Flaschen waren leer und das Buffet musste her. Pünktlich nach 86 km, der Hälfte der Strecke, stand Frank wieder mit seinem roten Kastenkombi und den tapeziertischen am Wegesrand um uns mit Stullen, Riegeln, Wasser und Tee zu versorgen. Herrlich! Nach und nach tröpfelte der Rest der Bande ein und zu meiner großen Freude trafen auch die Thüringer Bergziegen ein. Wir beschlossen gemeinsam weiter zu fahren. Zu siebt ging es auf den letzten Sektor.

Die Art und Weise wie die Thüringer die Berge nahmen kostete mich Flachländer ganz schön Körner: Immer am Anschlag den Hügel hoch und dann oben auf dem Kamm ruhiger weiter. In den Abfahrten auch mal Rollen lassen. Ich konnte mich anpassen, andere Mitfahrer maulten. Nicht schön.

Weiter ging es durch herrliche Landschaften entlang der Grenze von Deutschland und Tschechien. Eine Region die wie geschaffen ist zum Radfahren: Verkehrsarme Strassen, gute Asphalt und ein immer welliges Profil, dass einen nie wirklich verschnaufen lässt. Perfekt.

Auf den letzten Kilometern wurde es dann noch mal richtig hart für mich, da mich die Kräfte verließen. Aber meine Team-Mates bemerkten das ich fehlte und ließen es ruhiger rollen. So erreichten wir gemeinsam die an der Talsperre Pirz gelegene Jugendherberge. Eine 5-Mann-und-Frau-Baracke wurde bezogen und nach aller Hand Schabernack die Nachruhe eingeläutet.

Ein herrlicher Tag auf dem Renner, der eigentlich kaum zu toppen sein würde. Mal sehen…

Auf Friedensfahrt – Kurs 2012 4. Tag: Leubsdorf -> Mariánské Lázně

Lesezeit: 2 Minuten

158,89 km | 2.969 Höhenmeter


Pünktlich um 7 Uhr wartete wieder ein reichhaltiges Frühstücksbuffet in unserer Pension auf uns. Dann ging es auf den Weg zum 10 km entfernten Zschopau. Bei der Anfahrzeit verkalkulierten wir uns erheblich, denn die vielen Hügel hatten wir nicht auf dem Schirm. Den anderen Mitfahrern ging es aber zum Glück ebenso und so war dann doch noch Zeit für ein Erinnerungsfoto auf dem Zschopauer Rathausplatz. Heute stand das Bezwingen des Fichtelbergs und des Keilbergs auf dem Zettel. Keine Hügel, sondern echte Berge, die uns einiges an Respekt einflößten.

Unten im Tal, vor dem Fichtelberg wurde noch einmal eine gemeinsame kurze Riegel-Pause eingelegt, bevor wir uns in den Berg bewegten. Dieser hielt einige fiese Steigungen bereit, die mich fast verzweifeln ließen. Das »Schieben-wollen-Gefühl« kam auf. Aber das ist ja als ambitionierter Jedermann erst Jenseits der 20% Steigung eine Option. So steil wurde es heute nie.

Oben angekommen wehte ein frischer Wind und die Sonne lugte nur sehr schüchtern hinter den Wolken hervor. Also nicht lange verweilen und gleich in die kurze aber knackige Abfahrt gestürzt, es wartete ja noch der Keilberg auf der tschechischen Seite auf uns.

Dort oben bot sich ein trauriges Bild: zerfallene Ruinen und ein Sendemast aus Zeiten des kalten Krieges. Aber auch ein nagelneuer Skilift wartete auf die kommende Wintersaison.

Nachdem wir mit hoher Geschwindigkeit die Abfahrt nahmen, sammelten wir uns mit den nicht so schnellen BergfahrerInnen Nachzüglern, um die vor uns liegende tschechische Region gemeinsam zu erkunden.

Karlsbad wurde passiert und ein erster Supermarktstopp auf tschechischem Boden eingelegt. Es gab leckere, mit Quark gefüllte, Milchbrötchen und ColaLight, da die Zero-Variante nicht verfügbar war.

Gestärkt machte wir uns auf die Weiterfahrt. Als wir an einer Wiese mit einer lustigen Kuhherde P-Pause machten, staunten wir nicht schlecht, als Alex, Karsten und Uwe auf uns auffuhren.

Die Gründe warum sie hinter uns, langsame Gruppe, gefallen waren, war schnell artikuliert: Uwes Umwerfer hatte es am Berg abgerissen und so mussten die Jungs in Karlsbad einen Radhändler finden, der ihnen eine Schelle verkaufte, um den Umwerfer wieder notdürftig zu fixieren. Diese Mission gestaltete sich wohl zeitaufwändiger als vermutet. Gut für uns, so konnten wir, zumindest bis zur nächsten Hügelkette wieder gemeinsam fahren.

Uwe, Christian und ich kamen nach einer endlos langen schönen Waldabfahrt gemeinsam in unserem Zielort an. Ein edles Plätzchen, mit vielen herrschaftlichen Häusern und teuren Geschäften. Waren wir hier etwa im Monaco Tschechiens gelandet?

Leider währte unsere Freude nicht lange, denn unsere Hotel war ganz oben auf dem Hügel, welcher nun noch erklommen werden wollte. Aber auch dieses letzte Hindernis wurde gebügelt, bevor wir endlich unser großes 4-Bett-Zimmer mit Auszieh-Couch und Wannenbad erreichten.

Nach dem notorischen Abendspaziergang in vollständiger Dunkelheit schlief ich erschöpft aber zufrieden und schnell ein. Zum Glück durfte ich morgen wieder Rad fahren!

P.S. Die heutige Etappe, war nach Höhenmetern die Königsetappe der ITF 2012