Oranienburg- > Usedom 2012

Lesezeit: 3 Minuten

oder »11 gegen den Wind«


Eine Woche nicht auf dem Rad zu sitzen, ist sicher nicht die richtige Vorbereitung für das Vorhaben Usedom Frühjahr 2012, und so machte ich mich mit einem mulmigen Gefühl um 5 Uhr auf den Weg nach Oranienburg.

Fast alle Kettenbrüder waren im RegionalExpress zum Start, als ich in Gesundbrunnen zustieg. Die Stimmung war gut und ausgelassen, denn Regen war wohl heute nicht zu erwarten, nur der orkanartige starke Westwind bereitete uns Kopfzerbrechen.

Als Oleg mit der S-Bahn eintraf ereilte uns die erste Hiobsbotschaft: Sein Schaltzug war in der S-Bahn gerissen und er konnte die Fahrt mit uns an die Küste schon gleich ab Start abhacken. Sehr sehr schade.

Um 6:16 Uhr ging es dann los, erstmal gen Osten mit ordentlich Schiebewind. Als wir dann aber Links nach Zehlendorf abbogen und den Weg nach Norden einschlugen, merkten wir was uns heute bevorstand: Starker Wind blies nun von Links und erschwerte das Vorankommen stark, denn in den hinteren Reihen in welchen man normalerweise windgeschützt pedallieren kann, wurde man heute ordentlich aufgemischt und der Wind zerrte überall in der Gruppe am Lenker.

Dann der nächste Defekt: Florian zerbrach sein Flaschenhalter, was nach wenigen Minuten Zwangspause allerdings behoben werden konnte. Ganz im Gegensatz zu der gebrochenen Schraube an Armins Vorbau, der ihn nur wenige Kilometer später zur Aufgabe der Fahrt zwang. Bitter, denn in dem Ort Zehdenick war nicht einmal ein Bahnhof und so musste er sich von dort abholen lassen.

Jetzt waren wir nur noch zu Elft, die sich dem Wind stellten. Auf der einen Seite konnten wir das Tempo recht hoch halten auf der anderen Seite sank die gute Laune nicht nur in den hinteren Reihen, denn energiesparenden Windschatten gab es eigentlich fast nie und so war Erholung vom Führung-Fahren nicht wirklich möglich.

Auch die Hügel wurden nun mehr und wir begannen uns nach der Rast in Woldeck zu sehnen. Dort angekommen wollte ich nicht wieder den Fehler der Touren nach Usedom im Vorjahr machen: Bloss jetzt nicht überfressen! Also nur einen Milchreis und Frischeiwaffeln gekauft. Diese dann mit den Kameraden geteilt und so ging es gestärkt, aber nicht voll, auf den zweiten langen Block.

Es wurde jetzt noch ungemütlicher, denn es gab keinen schützenden Wald mehr, sondern nur noch die mit hoher Umdrehungszahl rotierenden Windräder um uns herum. Die Stimmung sank Meter um Meter und es wurde geschimpft und geflucht. Aber alles Wehklagen half nichts: Es gab nur einen Weg: Nach vorne nach Ückeritz.

In Anklam gab’s dann eine zweite Pause, die uns allen gut tat. Jetzt waren es noch 47 km bis zum Ziel. Eine überschaubare Zahl. Die Aussicht auf ein wenig Rückenwind, auf den letzten Kilometern, ließen uns weiter gen Insel drücken. Der Ort Usedom wurde passiert und die Fahrt von mir freigegeben. Nun gab es kein ruhiger mehr und jeder konnte fahren, was das Zeug hielt und die letzten Körner hergaben. Leider verzockte ich mich an einem der letzten Hügel und wurde abgehängt.

Sebastian und Lukas machten sich uneinholbar davon. Ich konnte aber wieder zu Christoph, Florian und Ralph aufschließen. Auch Stefan kam wieder heran und so ging es zu fünft zum Ortsschild Ückeritz. Leider setzte ich zu früh zum Sprint an und verlor. Schon wieder verzockt. Egal, denn froh und zufrieden war ich trotzdem, das Tagesziel erreicht zu haben. Nach einigen Gruppenfotos und alleiniges Anbaden von Christoph, ging es rein zum Uetkick zu Hering satt, Pommes und isotonischem Hefeweissbier.

Schön wars, wenn denn der viele Wind und die lange Zugfahrt nach Hause nicht gewesen wären. Aber mit Rückenwind kann ja jeder da hoch fahren!

RTF »Nordexpress«

Lesezeit: 2 Minuten

oder »Wieder hurtig nach Norden ab Buch«


Was ist schöner als eine RTF am Wochenende zu fahren? Logisch: An beiden Wochenendtagen bei herrlichem Sonnenschein an den Start gehen!

Die Anreise war reine Routine, da es gestern schon mit den gleichen Verkehrsmitteln in den Norden ging. Ebenso war die Anmeldung ratz-fatz erledigt und die Minuten vor dem Start konnten noch zur Begrüßung der anderen Rennradkolleginnen und Kollegen genutzt werden. Herrlich! Das Kernteam, bestehend aus Sebastian, Stefan B., Alexander, Yannic, Erich und mir besprach die Taktik für die Strecke. Heute sollte es ein wenig entspannter zugehen und jede Kontrolle zu einer kleinen Verschnaufpause genutzt werden. Sehr gut.

Leider verloren wir Isabell und St. Pauli-Dirk gleich am Start und mussten uns ohne deren Unterstützung über die nervige Kopfsteinpflasterpassage hinweg machen. Die Wechsel klappten anfangs gut, bis wir andere kleine Gruppen einsammelten, die sich uns anschlossen. Leider verstanden diese nicht, wie wir wechselten und daß es sich auch für Lutscher gehört, Führung zu fahren. Mit deutlichen Worten erklärten wir unsere Fahrweise und dann war ein friedliches Miteinander bis zur ersten Kontrolle gesichert. Der RVg Nord hatte an den Kontroll-Verpflegungspunkten keine Kosten und Mühen gescheut und reichte neben Rosinenbroten mit original Nutella auch Vitell Wasser aus der Flasche. Wir waren beeindruckt. Nun machten wir uns erfrischt und gut gelaunt auf den weiteren Weg nach Norden.

Die von uns neu eingeführten Mallorca-Wechsel klappt nun sehr gut und jeder durfte mal in der Führung fahren und hatte so oft auch einen neuen Nachbarn. Das Tempo wurde trotz ungünstiger Windverhältnisse hoch gehalten. Die Kontrollen 3 und 4 wurden angesteuert, wo noch ein Erinnerungs-Gruppenfoto geschossen wurde, bevor auf dem Stück von Lehnitz nach Summt von Sebastian richtig am Docht gezogen wurde und so sich so die Gruppe zwangsläufig ein wenig reduzierte. Großer Sport.

Zum Glück waren es jetzt weniger als 10 km zurück zur Hufeland-Schule in Buch, denn meine Beine fühlten sich müde an und alle Körner waren bereits auf den letzten 140 km des schwarzen Asphaltbandes verteilt worden. Ein letztes mal in der Führung fahren und dann der erlösende Rechtsknick hinunter zu Schule. Endlich geschafft! Ein klasse RTF-Rennradwochenende geht zu Ende. Bis Dienstag dann wieder Rennrad-Fahren. Freu mich jetzt schon.

Oranienburg -> Warnemünde

Lesezeit: 2 Minuten

oder »Einmal Küste und zurück«


Um 5:50 Uhr stieg ich mit Alexander und Christoph in den Regional Express, der uns nach Oranienburg bringen sollte. Im Zug begrüßten uns schon Isabelle, Dirk und Uwe.

Auch die Eisenschweine waren mit an Board; sie hatten heute allerdings die Strecke nach Usedom auf dem Zettel. Sam, Stefan und Oleg waren wohl mit der S-Bahn angereist und so konnte es nach dem notorischen Startfoto und der Verabschiedung durch alkoholisierte jugendliche Nachschwärmer auch schon auf unsere Piste gehen. Für die einen beginnt der Tag nach einer durchzechten Nacht im Bus nach Leegebruch, für die Anderen auf dem Rad und Straße bei -3°C in dichten Nebel des Landkreises Oberhavel. Zeitweise wusste ich nicht, ob ich froh sein sollte, zu den Anderen zu gehören.

Aber lange Gedanken über den Sinn oder Unsinn unseres Vorhabens, heute zum Strand von Warnemünde per Rennrad zu fahren, zu verschwenden war nicht angebracht, denn wir wollten voran kommen und nicht zweifeln. Das Vorankommen klappte dann erstaunlich gut. Motivierend war, dass es nur wärmer werden konnte, nicht kälter und auch die durch den Nebel blinzelnde Sonne machte uns Mut.

So wurde dann nach gut zwei Stunden Rheinsberg erreicht und ein erster Kaffee- und Kuchen-Stop eingelegt. Alle freuten sich über das Heißgetränk und den süßen Gaumenschmaus. Von nun an ging es zwar noch mit einstelligen Temperaturen, aber immerhin mit blauem Himmel und Sonnenschein, weiter nach Norden.

Die Müritz wurde passiert und durch das konsequente Zweier-Reihen-Fahren ließ sich energiesparend voran kommen. In Bellin musste ein außerplanmäßiger Stopp eingelegt werden, da das Vorderrad von Sam sich mit einem lauten Knall von seiner enthaltenen Luft verabschiedete. Dank Sonnenschein und Teamwork wurde auch diese Situation ohne Verdruss gemeistert und der nächste Supermarkt-Stop in Güstrow angesteuert.

Davor ging es noch über den Kopenhagen-Radweg durch herrlich riechende Nadelwälder. Auch die Tierwelt präsentierte sich heute in all seiner Vielfalt: Ein Dachs, Rotwild und sogar eine Blindschleiche kam, bei einer P-Pause, zum Vorschein.

In Güstrow war es nun auch aller höchste Eisenbahn, wieder Energie zu tanken. Diese wurde in Form von Frischeiwaffeln, Müsliriegeln und einem Bäckerbesuch nachgefüllt. Die Kirsch-Streusel-Schnecke hatte dann leider doch nicht den gewünschten Turbo-Effekt, aber Spass hatten wir trotzdem, bis ich an einem leichten Hügel hinter mir, ein mir unbekanntes Geräusch, vernahm. Nachdem wir uns umdrehten und dann zurück fuhren war schnell klar, was passiert war: Christoph war in das Hinterrad seines Vordermannes gefahren und kam dadurch zu Fall. So ein Mist! Zum Glück – im Unglück – landete er und sein Rad im weichen Gras des Randstreifens. Er zog sich zwar Schürfwunden zu, aber von wirklichen Defekten blieb er verschont. Nach kurzer Justage des Renners und des restlichen Equipments ging es auf die letzten zwanzig Kilometer in die Ostseestadt. Davor musste aber noch Rostock passiert werden. Ein neuer Weg wurde nach Warnemünde eingeschlagen, der sich als relativ verkehrsarm und gut zu fahren erwies. Gut zu wissen.

Nun noch ein paar kleine Straßen, dann konnte ich das Hotel Neptun vor uns ausmachen. Es war geschafft! Nach 231,7 Kilometern fahrt, war unser heutiges Tagesziel erreicht: Der Strand von Warnemünde. Zum Anbanden fehlte uns der Mut und die Zeit. Die Stunde bis zur Heimfahrt nutzten wir lieber für einen Fischteller plus Fassbier. Dann war es auch schon an der Zeit den Regionalexpress zurück in die Hauptstadt zu entern.

Fazit: Mit einer tollen Truppe einen schönen Tag auf dem Rennrad verbracht. Freu mich schon auf Usedom in vier Wochen!