20. Burger Spreewald-RTF

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Die Nacht war wieder kurz, denn ich sollte nach einer großen Schüssel Müsli schon um 6:45 Uhr von Karin K. abgeholt werden, um gemeinsam nach Burg im Spreewald zu fahren. Dort fand zum 20. mal die Burger Spreewald-RTF statt. Wir erreichten bei Sonnenschein und 16°C um 8.30 Uhr das 120 km entfernte Zentrum von Burg. Dort war schon emsiges Treiben mit vielen Radlern und wir registrierten uns zügig für die 150 km lange Strecke, denn der Start sollte pünktlich los gehen.

So folgte um 9:02 Uhr der Startschuss und wir fuhren neutralisiert, das heisst mit einem Polizeifahrzeug, welches keiner überholen durfte vorneweg, aus Burg heraus. Das Polizeifahrzeug fuhr immer über 40 km/h und so konnten die Ersten ganz schön am Rad drehen.

Da ich im Mittelfeld gestartet bin, wollte ich mich erstmal nach vorne ackern und überholte zig Radler. Vorne, bei den ersten 30 Radlern angekommen, versuchte ich mich hinter einem RC Charlottenburger einzurichten. Das Hinterrad eines routinierten Vereinsfahrers auf den ersten Kilometern zu halten hat sich als gute Taktik für mich bewährt, sauber durch Kurven zu kommen und das noch frische und aufgewühlte Feld auf den ersten Kilometern zu bewältigen. Nur keine Sprints oder unnötigen Überholvorgänge, der eigenen Motor ist noch nicht richtig warm und alle haben sich noch nicht richtig sortiert. Es besteht gerade in dem ersten Sektor immer ein großes Sturzpotential. So verfolgte ich von hinten auch wie die Ersten mehrmals falsch abbogen und so vom Feld kassiert wurden, weil sie wenden mussten. Das konnte mir in meiner Lauer-Position nicht passieren.

Die Strecke war an vielen Stellen unübersichtlich und bot enge 90° Abzweige. Nicht die richtige Umgebung um so hart zu fahren. Mir war das alles heute eigentlich zu unruhig, aber ich wollte auch nicht hinten mit-lullern so blieb ich dran.

Plötzlich passierte etwas, das ich zu genüge kannte aber an diesem Sonntag Morgen nicht unbedingt sehen musste und wollte: Direkt drei Reihen vor mir verhakten sich mehrere Radfahrer in einander und legten sich in Bruchteilen von Sekunden auf den Asphalt. Ich zog die Bremsen mit aller Kraft aber konnte den Radlern mit ihren Rädern, welche vor mir lagen nicht mehr ausweichen oder zum stehen kommen und überfuhr diese. Dadurch riess es mich auch aus dem Sattel und ich machte einen Abflug in die Wiese neben der Straße. Mein erster Blick galt dem Rad und dann mir: Wie ein Wunder war fast alles an mir heile geblieben: Nur eine stecknadelkopfgroße Abschürfung hatte ich am rechten Knie, ein klitzekleines Loch in meiner Radhose und an meinem Renner war nix. Die weiche Wiese hatte mich gerettet, denn ich bin in hohem Bogen mit einer JudoRolle dort gelandet. Die anderen Gestürzten und die Räder boten im ersten Moment ein trauriges Bild: Die Männer hielten sich die blutenden Arme und einer war auch unter den Rädern begraben und bat uns erstmal die Räder von ihm zu heben. Meine Getränkeflaschen waren voller fremden Blut.

Nun kam Karin die Strecke entlang und ich bat sie sofort die gerade passierte Polizei zu holen, sodass diese einen Krankenwagen verständigen konnten. Für uns gab es dann an der Unfallstelle nichts weiter zu tun und so beschlossen wir weiter zu fahren.

Zum Glück war es nun nicht mehr weit zur ersten Kontrolle, wo ich erstmal tief durchatmen konnte. Wir fanden jetzt eine gute Gruppe mit der wir die folgenden 130 km fahren wollten. Dort wurde nicht zu schnell gefahren und schön diszipliniert in 2er Reihen, nicht so wild wie zuvor.

So ließ es sich fahren, die Sonne kam immer mehr hinter den Wolken hervor und wir freuten uns über die schöne Landschaft, den glatten Asphalt und die surrenden geölten Ketten.

Am östlichsten Punkt unserer Runde, in Schenkendöbern, machte es an einem leichten Anstieg den ich im Wiegetritt mit großem Blatt bügeln wollte auf einmal plonk und ein MItfahrer machte mich darauf aufmerksam das mein Hinterrad total unrund laufen würde. Was war geschehen? Beim Sturz wurde vermutlich eine Speiche beschädigt, welche nun bei der hohen Belastung riss. Ich öffnete die Hinterradbremse aber das Rad schleifte weiterhin. Meine Gruppe fuhr freundlicherweise etwas langsamer und so fuhr ich auch vorsichtig weiter. Was sollte ich auch machen? Mitten in einem Waldstück war es unmöglich das Hinterrad zu reparieren. Ich musste mindestens weitere 25 km fahren um zur dritten Kontrolle zu gelangen, an der ein Serviceteam mit Montageständer und Werkzeug stand.

Zum zweiten mal hatte ich heute Glück und es gelang mir mit dem wabelnden HInterrad dort hin zu gelangen. Der Mechaniker prüfte das schleifende und warm gelaufen Rad, öffnete die Bremse noch weiter und tapte mit Lenkerbandklebeband die lose Speiche an eine Intakte sodass diese nicht herumhing. So sollte es mir gelingen die restlichen 40 km nach Burg zu fahren. Natürlich ist da kein schnelles entspanntes Fahren mehr möglich, aber wenigstens ging es noch mit eigener Kraft weiter. Meine Truppe war auch super drauf und sie hatten nicht vergessen, das ich sie vorher viele Kilometer geführt hatte und so wurde ein wenig rausgenommen und gemeinsam nach Burg zurück gefahren. Die zwei folgenden Verpflegungsstationen wurden natürlich auch noch angesteuert und von dem reichlichen Buffet gesnackt.

In Burg war ich dann doch sehr froh das ich ohne weitere Defekte im Ziel angekommen bin, wir machten noch ein Erinnerungsfoto mit Didi Senft – dem Tour-Teufel und fuhren zurück mit dem Auto in die 90 Minuten entfernte Hauptstadt.

Eine schöne professionell organisierte Veranstaltung, zu der ich in 2011 gerne wieder fahren werde!

Nachtrag: Wie sich herausstellte ist den Mitfahrern welche mit mir in den Sturz verwickelt waren nichts ernstes passiert, also außer Abschürfungen keine Knochenbrüche, aber am Start gab es weiter hinten wohl noch einen bösen Sturz, zu welchem sogar ein Rettungshubschrauber gerufen wurde. Ein Radler wurde mit diesem abtransportiert, ein Anderer mit dem Krankenwagen nach Cottbus.

Sehr unschön und sicher vermeidbar wenn einfach weniger Rennen und mehr RTF gefahren würde.

Mein besondere Dank gilt Karin, die diese tollen Fotos gemacht hat, mich und mein Rad sicher durch Brandenburg chauffiert hat und auch bei dem Sturz und Defekt mir sehr kameradschaftlich zur Seite stand.

Breisgau Tour 2010 – Tag 5 – Bötzingen->Schauinsland (Bergzeitfahren)

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Leider war heute schon der letzte Tag unserer Breisgau Tour 2010 und alle erwarteten mit großer Spannung das finale Bergzeitfahren am Schauinsland. Die Spannung war so groß, sodass das Frühstück heute recht wortkarg ausfiel. Nur die wichtigsten Informationen wurden ausgetauscht und auch der Weg nach Freiburg war sehr ruhig. Keiner wollte sich zu weit aus dem Fenster lehnen und einen Spruch machen, welchen er später bereuen würde. Das ist sonst eigentlich anders.

Der Weg durch Freiburg zur Talstation wurde sauber vom Garmin geroutet und so stoppten wird dort um die letzten Vorbereitungen vor dem Start zu treffen. Ein letztes mal vom Energieriegel abgebissen, Flaschen leeren, die Musik richtig eingestellt, den richtigen Gang eingelegt und sogar den Helm gegen ein Cap zum entspannteren Bergauffahren getauscht.

Dann wurde in Abständen von zwei Minuten am Parkplatz losgedonnert. Erst Stephan S. dann Christoph, dann ich, dann Andi S und zum Schluss Stefan N.

Der erste Kilometer des rund 11 km langen Anstiegs war wie zu erwarten sehr hart. Zum einen muss man seinen runden Tritt finden, zum Anderen ist genau dieser Sektor der Steilste.

Es ging erstaunlich schnell das Andi mich kassierte. Ich versuchte noch ein wenig mich an sein Hinterrad zu hängen, was mir aber nur für ungefähr 200 Meter gelang. Danach musste ich ihn leider ziehen lassen, aber zu meinem großen Erstaunen, war der zwei Minuten vor mir gestartete Christoph schon in Sichtweite. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir schon fast sicher, das ich bei diesem Zeitfahren nicht die rote Laterne auf den Gipfel bringen würde.

Nun drückte ich mir ein Gel rein um noch einen ordentlichen Schub zu bekommen und Christoph so zu kassieren, das er sich nicht bei mir reinhängt. Das gelang mir zum Glück auch, denn für einen Gipfelspurt hätte ich keine Körner mehr gehabt. So kam ich erschöpft aber zufrieden auf 1.230 Metern höhe an. Stephan S. stoppte die Zeit und weiter ging es gleich bergab nach Todnau. Dort wurden die Flaschen gefüllt und erst einmal eine kleine Brotzeit eingelegt, bevor es den letzten Anstieg zum Wiedener-Eck hochging. Dieser wurde von Stephan und mir total piano gefahren. Das Zeitfahren war ja nun erfolgreich beendet.

Oben, wo auch die Fotos entstanden freuten wir uns schon auf die lange Abfahrt ins Münstertal. Dort wurde das Landgasthaus angesteuert und Weizen und Kännchen Kaffee zu 4,20€ geordert.

Zurück in Bötzingen wurden die Zeitfahrzeiten ausgewertet und es kamen erstaunliche Ergebnisse zu Tage:

  1. 0:43:26h (0:43:05h 2009) Stefan N.
  2. 0:44:53h (0:47:03h 2009) Andi S.
  3. 0:45:22h (0:42:17h 2009) Stephan S.
  4. 0:49:50h (0:46:43h 2009) Georg
  5. 0:52:32h (0:54:42h 2009) Christoph

Breisgau-Statistik:

  • 633,38 km in 5 Tagen gefahren
  • 25:20:39 Stunden im Sattel gesessen
  • 9.165 Höhenmeter durchlitten
  • 100% Spass gehabt

Fazit: Ein klasse Radurlaub mit einer tollen Truppe, nun schon im dritten Jahr und immer noch spannend und neues zu Entdecken. Black Forest rules!

Breisgau Tour 2010 – Tag 4 – Bötzingen->Colmar->Vogesen

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Am vierten Tag unserer Radreise stand eine eher flache Etappe auf dem Programm. Stephan S. hatte auch zwei Touren geplant. Eine Kürzere (125 km | 1.100 hm) und eine Längere (157 km | 1.753 hm).

Es wurde dann gestern Abend entschieden die kürzere Varianten zu nehmen, da ja für den Mittwoch das Einzel-Zeit-Fahren hoch zum Schauinsland geplant ist und die Beine nicht kaputt sein sollten. Aber wie es so oft ist, es kam dann doch anders als wir dachten. Um 5 vor 10 ging es bei herrlichem Wetter gen Westen in Richtung Breisach. Dort wurde der Rhein überquert und schneller als wir uns versahen waren wir schon in Frankreich. Wir fuhren erst auf einer Schnellstraße mit viel LKW Verkehr Richtung Colmar. Glücklicherweise ging es aber an einem der vielen Kreisverkehre ab auf ruhige Nebenstraßen und wir fuhren in hohem Tempo in die Innenstadt von Colmar. Diese Stadt ist ja wirklich sehr malerisch und bietet viele Gassen und eine wunderschöne Altstadt.

Leider hatten wir dafür heute keine Zeit, denn wir wollten die Vogesen erreichen, welche gleich hinter Colmar beginnen. So ließ der erste Anstieg mit typisch französischem grob geschottertem Asphalt nicht lange auf sich warten. Der Garmin vergaß nun plötzlich die Strecke und wollte nicht mehr den Weg anzuzeigen.

Das erste mal startete ich einfach den Track neu, als er aber nach wenigen Kilometern wieder der Track vergaß und auch die Karte verlor, wusste ich, das mit der Streckenplanung etwas schief gelaufen sein musste. Ich vermutete das durch das Kopieren der langen Strecke und der anschließenden Verkürzung auf die kurze Strecke am Mac etwas unvorhergesehenes passiert sein muss.

Leider lässt sich solch ein Problem nicht einfach auf der Straße beheben. Meine Kettenbrüder vertrauten mir aber weiterhin die Wegesführung an, was sollten sie auch sonst machen, und so führte uns der Garmin dann auf die große Runde, welche wir eigentlich gar nicht fahren wollten.

Dadurch kamen wir aber am wunderschönen Lac Blanc auf 1.052 m Höhe vorbei und auch den langen und kalten Kamm durch das Skigebiet des Col du Calvaire hinunter zum Col de la Schlucht. Nun begann es leicht zu nieseln. Wir waren alle froh das es jetzt sehr lange bergab gehen würde und keine Höhenmeter mehr zu bewältigen waren.

Im Tal wurde in Munster erst einmal eine Pâtisserie angesteuert, in welcher Gebäck und Cola gekauft wurde.

Wenige Kilometer nach der Vesper zerbarst noch Stefan N.’s Mantel. Dieser wurde professionell mit PowerBar-Folie repariert und es konnten die letzten 50 Kilometer zurück in den Breisgau in Angriff genommen werden.

Eine schöne, wenn auch sehr lange Tour, welche uns neue unbekannte Landschaften im doch recht vertrauten Breisgau gezeigt hat.

In den Vogesen kann man sicher auch super Radurlaub erleben. Besonders der lange Anstieg zum Col de la Schlucht sei dabei hervorzuheben. Ich war heute sehr froh diesen nur bergab fahren zu dürfen.