Mallorca Trainingscamp – Tag 6 – San Salvador

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oder »Auch bei schönem Wetter ’ne anstrengende Runde«


Die erste Woche des Trainingscamps ist vorüber und so hieß es von einigen Rennrad-Freunden abschied nehmen. Ein letztes gemeinsames Erinnerungsfoto und schon ging es für das A- und das B-Team auf die geplanten Ausfahrts-Runden.

Für uns stand heute San Salvador auf dem Programm. Eine eher flache Runde, auf der sich die Beine von den Strapazen von gestern erholen sollten. Wir fuhren, raus über Can Picaford und dann die lange Gerade in Richtung Petra, bevor wir scharf nach Links in Richtung Mancor abbogen. Hinab in ein wunderschönes Tal, auf steilen Serpentinen. Einige kleine Hügel mussten noch gebügelt werden, bevor wir in der GroßStadt Manacor eintrafen. Der Autoverkehr meinte es heute gut mit uns und wir konnten den Innenstadtautoverkehr ohne Zwischenfälle hinter uns lassen und San Salvador anpeilen.

Ohne die notorische P-Pause konnte nicht in den Berg gefahren werden und so legten wir vor dem Abzweig noch einen kurzen Stop ein. Zuerst konnten wir es gar nicht glauben als Michael und Tom erklärten, sie würden lieber unten warten und pausieren, während wir die weniger als 500 Höhenmeter zum Kloster hochkurbeln würden. Auch flotten Sprüche und Überredungsarbeit mit Engelszungen half nix: Ihr Entschluss stand fest und so machten sich Karin, Eric, Heiko, Christoph, Herbert und ich auf den Weg nach oben. Der Anstieg ließ sich bei herrlich blauem Himmel und wenig Wind hervorragend fahren. Ich fand schnell meinen Tritt und es machte Laune mich auszubelasten. Da hatten die Beiden echt was verpasst!

Oben tranken wir aus der frischen Wasserquelle reichlich leckeres, frisches Wasser und machten eine kleine Brotzeit, bevor es wieder nach unten ging. Unten warteten die Beiden auf uns. Weiter ging es nun gemeinsam Richtung Norden. Eine Pause war erst in Can Picaford geplant. Dort kannte Heiko eine Restauration, welche die Combo: Leckerer Erdbeerkuchen+Sahne+Getränk+Meerblick+Strand für 3,75 € im Angebot hatte. Leider war diese Restauration nur 15 km von unserer Haustür entfernt und bis dorthin waren es noch rund 60 km zu fahren. Immer wieder wurde es ungemütlich uns wirklich anstrengend. Aber da muss man einfach Klappe halten und durch, was auch hervorragend funktionierte.

In Petra gab es einen kurzen Zwischenstop zum Flaschen füllen und ColaZero trinken. Jetzt kam der letzte 20-km-Sektor und ein paar weitere Höhenmeter zum Erdbeerkuchen.

In der Restauration angekommen gab es nach kurzen Anlaufschwierigkeiten der Bedienung prompt unsere Bestellung. Michael erhielt sogar ein halbes Stück mehr, als die übrigen Rennfahrer. Ob das gerecht war, stellte Heiko zur Diskussion. Wir wollten keinen Futterneid aufkommen lassen und widmeten uns anderen Kettengesprächen bevor die Rechnung beglichen wurde und der letzte Sektor Richtung Home-Base pedaliert wurde.

Fazit: Eine Runde, die ich nicht so anstrengend in Erinnerung hatte. Habe ordentlich Körner lassen müssen, besonders auf dem Rückweg. Morgen ist Ruhetag und das ist auch gut so!

Mallorca Trainingscamp – Tag 5 – Deià

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oder »Viele Kilometer – viele Höhenmeter«


Heute sollte es endlich in die »richtigen« Bergen gehen. Alles Anstiege, die ich aus den beiden letzten Jahren kannte, die aber dadurch kein bischen ihres Reizes verloren hatten. Bei Sonnenschein und mehr als 20°C sowieso schon mal nicht!

Es ging wieder in großer Gruppe um kurz nach 10 Uhr los, auf bekannten Wegen durch das Peter Maffay Tal. Hinter Alaro wartete der erste Vorgeschmack auf die Anstiege die da noch kommen sollten, auf uns, bevor es nach Orient hoch in den Berg ging. Michael und ich spielten am Berg, so war für gute Laune gesorgt und es ließ die Anstrengung ein wenig vergessen. Oben in Orient musste noch ein kleiner Anstieg genommen werden, bevor es die enge Abfahrt hinuter nach Bunyola ging. Heute waren viele Radfahrer unterwegs, sodass auf der schmalen Straße sehr vorausschauend gefahren werden musste. Ich hatte sowieso das Gefühl, das ich die Abfahrten früher schneller gefahren bin. Ob das an meinem Rad, meinem Mut oder meinem Alter liegt weiss ich noch nicht.

In Bunyola kauften Tom und Herbert große Wasserkanister, sodass wir alle unsere Flaschen füllen konnten. Sehr schön. Nun stand als nächstes der Col de Soller auf dem Programm. Dieser, etwas über 5 km lange und mit Ø 4,5% Steigung eher moderate Pass läßt sich hervorragend kontinuierlich kurbeln.

Oben angekommen glng es auch gleich wieder, über unzählige Serpentinen ins Tal, in dem die Stadt Sóller liegt. Leider konnten wir uns dort nicht lange aufhalten, da unsere heutige Kaffee-Pause in Deià geplant war. Um dort hin zu gelangen mussten aber noch einige Höhenmeter bezwungen werden. Diese taten mir richtig weh, da kein Ende abzusehen war und die Mittagshitze richtig brannte.

In Deià angekommen nahmen wir wieder, wie schon in den letzten Jahren, im gleichen Café platz. Es gab Coca-Cola und Mandelkuchen. Welch Gaumenschmaus nach den Strapazen!

Just in dem Moment als wir weiter Richtung Valdemossa den Hügel hoch wollten, donnerten Polizeimotorräder mit Blaulicht und Martinshorn durch die engen Gassen. Dann kam ein PKW mit vielen Rennrädern auf dem Dach. Es kündigte sich ein Radrennen an, für welches wir die Straße frei zu halten hatten. Wenige Sekunden später sauste das Führungsfeld an uns vorbei. Ganz schön beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit da der Berg hoch gebügelt wird.

Als auch der letzte Fahrer und der Sanitätswagen durch waren, konnten auch wir unsere Tour fortsetzten und weiter den Berg hoch kurbeln. Hinter Valldemossa ging es dann auf einer sehr schönen Abfahrt bergab. Nun waren die meisten Höhenmeter geschafft. Einige Mitfahrer hatten aber Probleme mit dem Tempo welches vorgelegt wurde und so besprachen wir eine Heimfahrt-Taktik.

Wir wollten so vorne im Wind fahren, das es nicht sonderlich anstrengend war, damit auch alle mitkommen konnten. Hinter Santa María hatten wir dann auch noch Rückenwind auf dem Muro-Radweg. Kurz vor Sa Pobla und dem Schilf trennte sich die Gruppe dann doch in A- und B-Team. Im Schilf fuhren Tom, Michael, Matze, Herbert und ich dann nicht mehr auf Angriff, sondern ließen es relativ locker ausklingen. Jeder spürte die knapp 160 km und 1.860 Höhenmeter in seinen Beinen.

Fazit: Ein klasse Tour durch die Berge. Trotzdem das Team nicht zu homogen war, hat es allen sicher Spass gemacht. Bin gespannt wozu die müden Beine morgen fähig sind!?

Mallorca Trainingscamp – Tag 4 – Randa

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oder »Entscheidung am Schicksalsberg«


Nach dem erholsamen Ruhetag konnte es heute eigentlich mit neuer Kraft in diese bekannte Etappe gehen. Ganz so entspannt waren die Vorzeichen jedoch nicht, denn Herbert hatte noch eine Rechnung aus dem letzten Jahr mit mir offen. Wie er mir erzählte, war ich im letzten Jahr vorletzter geworden, zählte mich allerdings als Letzten, da Herbert von mir, wegen seines hohen Alters, nicht in die Wertung genommen wurde. Das hatte der Direktor und Professor ein ganzes Jahr nicht vergessen und in seine Wintertrainingspläne und Ernährungstagebücher mit eingewoben.

Kurz: Er wollte mich in Randa dieses Jahr richtig abkochen und warf mir diesbezüglich schon am Montag den Fedehanschuh hin. Da ich noch nie ein guter Bergfahrer war, Randa wirklich nicht zu meinen Top-Hügeln gehört und Herbert 12-kg abgenommen hatte, waren meine Chancen nicht wirklich gut, die Klostermauern dort oben vor ihm zu erreichen.

Um 10 Uhr versammelten wir uns, wie schon in den Tagen zuvor, auf dem Hotelvorplatz um die Abfahrt zu besprechen. Karin, Susanne, Tine, Thomas, Christoph, Ralph und Mike wollten heute in die Berge aufbrechen und keine Hatz-nach-Randa mitmachen und so fuhren wir zu Neunt Richtung Süden. Die Führung wurde oft gewechselt und es wurde nicht zu flott angegangen.

Nach 55 km um 11:57 Uhr erreichten wir den Abzweig von der Hauptstraße zum Ort Randa, an dem das Bergzeitfahren zwischen Herbert und mir offizielle mit einem fliegenden Start begann.

Meine Taktik war, solange wie möglich an Herberts Hinterrad kleben zu bleiben und wenn möglich irgendwann einen Angriff zu wagen. Soweit die Theorie. Herbert fuhr kontinuierlich und nicht zu schnell in den Berg und es machte mir erstmal wenig Mühe dran zu bleiben. Außer Heiko und Timo waren die anderen Mitfahrer recht schnell abgeschüttelt. Heiko fuhr vorne und Timo beobachtete den Zweikampf unmittelbar hinter mir. Ich war überrascht wie Herbert trat kontinuierlich und rund in die Pedale. Um dran zu bleiben musste ich nun schon das Ein ums Andere mal aus dem Sattel gehen. Der Puls war bei 172 bpm und ich wusste, das da von mir keine Schippe mehr drauf zu legen war. Etwa nach zwei Dritteln der Strecke musste ich reißen lassen und Herbert konnte einen Vorsprung von ungefähr 100 Metern herausfahren. Ich konnte nie sehen das er sich nach mir umdrehte. Seines Sieges war er sich wohl sicher.

Diesen Vorsprung von 100 bis max. 200 Metern konnte er bis zu den Klostermauern halten. Für mich war ab dem Zeitpunkt, an dem ich reißen lassen musste auch kein Beissen mehr drin – zu leichtfüßig kurbelte Herbert zum Kloster hoch.

Respekt! Heute hat er mich ordentlich abgekocht! Was doch so eine ordentliche Winterdiät alles bewirken kann! Oben angekommen gratulierte ich dem Gewinner und Herbert freute sich das seine Randa-Radfahrer-Ehre wieder hergestellt ist.

Ich konnte die Niederlage mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen, da ich zwar gegen Herbert verloren hatte, aber immerhin Platz 4 von 9 gesichert hatte. Also nix Rote-Laterne!

Nach einer Stärkung im Restaurant im Kloster ging es auf die flotte Abfahrt. In einer Kurve verbremste ich mich und mein Hinterrad rutschte weg. Glücklicherweise konnte ich mein Cannondale wieder fangen und es kam zu keinem Sturz.

Die Rückfahrt sollte uns auf bekannten Wegen über Montuiri nach San Juan führen. Durch die leicht abfällige Straße wurde richtig Stoff gegeben und eine klasse Bolzerei begann. Es waren wohl noch jede Menge Körner übrig. Kurz vor Petra fuhren Timo und Herbert gerade aus weiter. Wir hatten wohl nicht genau besprochen, das wir über Llubi zurück in die Home-Base fahren wollten. Nun waren wir nur noch Sieben.

Als letzte Herausforderung wartete noch das Schilf auf uns. Dieser Sektor wird immer erst recht moderat in der Gruppe gefahren, nach der schmalen Brücke geht es dann aber ab: Taktisch wird die Führung gewechselt und jeder versucht, den Hintermann in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit oder mit schierer Pedal-Power, abzuschütteln. Direkt hinter Heiko, der in diesem Moment die Gruppe mit etwas über 40 km/h führte, sah ich etwa 400 Meter vor uns einen Bau-LKW aus der Einfahrt der Müllverbrennungsanlage auf unsere Hauptstraße einbiegen. Das war meine Chance! Wenn es mir gelingen sollte, noch mal das Tempo zu erhöhen und in den Windschatten des LKWs zu kommen, könnte ich das Schilf heute für mich entscheiden. Gedacht – getan: Zwar verlor der LKW jede Menge Dreck, der in meinem Gesicht haften blieb, aber was tut man ich nicht alles für einen Tagessieg im Schilf? Keiner meiner Kettenbrüder folgte mir uns so konnte ich nach erreichen des Windschattens des LKWs gemütlich im Winschatten bei 50+ km/h uneinholbar ein paar Meter mitrollen, bevor der LKW zu schnell wurde und ich reißen lassen musste.

Ein kurzer Blick nach hinten: Keiner war mir gefolgt. Trotzdem fuhr ich die restliche Distanz zum Kreisverkehr mit hohem Tempo weiter. Ich wollte auf jeden Fall verhindern, auf den letzten Metern noch kassiert zu werden, was mir glücklicherweise erspart blieb.

In Alcudia wurden wir dann noch von einer Schafsherde ausgebremst, bevor wir leer, grau und glücklich unsere Hotelanlage erreichten.

Fazit: Eine gelungene Ausfahrt auf den Schicksalsberg mit ganz vielen Gewinnern!