Bericht vom Zeitfahren Hamburg -> Berlin 2009

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Nach einem ausgiebigen Dinner in unserem wunderschönen Hotel -Brasserie Lindenhof und dem Verstauen der Rennräder im Heizungskeller des Hotels haben wir uns auf unsere Zwei- und Dreibett-Zimmer zurückgezogen. Der Schlaf war bedingt durch das bevorstehende Event unruhig und so erwachten Christoph und ich schon 15 Minuten bevor der Wecker um 5:05 Uhr klingeln sollte. Wir checkten den Regenradar auf unseren iPhones und zogen die Decke nochmal über unsere Köpfe: Es war ein breites dunkles Regenband von Schleswig-Holstein kommend über Hamburg im Anzug, ein kurzer Blick aus dem Zimmerfenster auf die Straße offenbarte eine Frau die schon in dieser Herrgottsfrühe mit einem großen hellen Regenschirm unterwegs war. Au weia! Mindestens 8 Stunden auf dem Rennrad lagen vor uns und es sah tatsächlich so aus als würden wir heute keine trockene Minuten unter freiem Himmel genießen dürfen.

Die Räder wurden aus dem Heizungskeller gehievt und auf die Terasse des Hotels zwischengeparkt. Der Regen wurde stärker aber wir mussten ja losfahren um den 10 km entfernten Start inkl. Frühstücksbuffet in Altengamme zu erreichen. Nach einem kurzen Verfahrer, welcher die Laune weiter hebte, ging es dann zum Start. Dort war, bedingt durch die gewachsene Popularität der Veranstaltung, vor der Kneipe „Altes Fährhaus“ ein Pavillion aufgestellt, welcher die Startnummernausgabe organisierte. Wir betraten das Fährhaus um unser wohlverdientes Frühstück mit Kaffee und Nutellamehrkornbrötchen zu uns zu nehmen aber das Alte Fährhaus war bis zum letzten Platz besetzt. Draußen goss es in Ströhmen innen war die Luft aufgeheizt und feucht. Hecktische Betriebsamkeit. Entspannung am Samstag Morgen sieht anders aus. Dann traf ich aber Fabian und Alexander M., den ich bisher nur von fb kannte und es wurden Sitzplätze in der Stube frei. Meine Laune wurde besser und die Nervösität der letzten Tage begann abzufallen: Noch 30 Minuten bis zum Start um 6:50 Uhr und alles war eigentlich perfekt eingetaktet: Meine Teammitglieder waren alle entspannt und freuten sich trotz des Regens auf den Start.

Um 6:49 standen wir bereit, die „Westwind Riders“ wurden vom Starter aufgerufen und der Count-Down wurde gezählt – auf gings in die Nacht – von frühem Morgen war noch keine Spur. Wir fuhren routiniert in unserm fünfer Team auf bekannten Wegen, aber es war doch sehr anders als in den letzten beiden Jahren: Leider nicht so starker Rückenwind und dann noch dieser Regen, der nicht Enden wollte. Nach kurzer Zeit waren unsere Hände und Füße komplett durchnässt und wurden bedingt durch die Kälte immer gefühlloser. Keine wirkliche Freude mit 280 Kilometern »to go«.

Nach einer guten Stunden begann es zu dämmern und Regen ließ ein wenig nach, wir begannen uns Mut zuzusprechen und wechselten in der Führung sauber ab. So konnten wir viele vor uns fahrende Teams kassieren passieren, was die Stimmung weiter hob. Als wir Hitzacker erreichten waren wir doch sehr froh das die Hügel hinter uns lagen und wir uns den Elbdeichen und Dömitz näherten.


Als wir die Elbbrücke und den dahinter liegenden ersten und einzigen Kontrollpunkt erreichten staunten wir nicht schlecht: Wir waren laut Auskunft der Zeitnehmer das erste Team und das Versorgungsfahrzeug mit unseren Taschen war noch nicht eingetroffen. Dort wollten wir eigentlich unsere Beleuchtungsanlagen in unseren Rucksäcken verstauen. Nach einem leckeren Kaffee und einem Knoppers (10 Uhr in Deutschland und so) kam dann doch der Wagen mit den Rucksäcken und wird konnten nach erneuter Begrüßung von Fabian und Alexander und Begutachtung der saugeilen schönen Zeitfahrmaschinen von den beiden uns auf die Weiterfahrt bei leichtem Nieselregen machen. Die ersten 90 Kilometer waren abgehackt und nun begann für Sven eine schwere Zeit: Er hatte Probleme mit seinen Bronchen und musste immer wieder husten, was im das Mitfahren extrem erschwerte. So reduzierten wir das Tempo ein wenig und machten uns auf den Weg nach Wittenberge, wo Bergfest gefeiert werden sollte.

Ralph und Christoph T. hatten in diesem langen Sektor einen extrem guten Lauf und übernahmen die Führungsarbeit für lange Zeit, ganz zur Freude der verbleibenden Teammitglieder. Wittenberge war ja mal als Exit-Strategie-Stadt in Erwägung gezogen worden, falls es ununterbrochen regnen sollte. Aber gerade dort meldete sich die Sonne mit ein paar kleinen Strahlen auf der Straße und so war für alle in unserem Team klar, das wir das Ding nach Hause fahren werden – komme was wolle und es kam:

Die im Garmin programmierte Route führte über eine Elbbrücke welche für den Fahrzeugverkehr gesperrt war. Dieser Weg war von mir ausgesucht worden um uns einen Umweg von ca. 10 km zu ersparen. Normalerweise ist es auch kein Problem solche Strecken mit dem Rad zu passieren. Aber nicht heute: Als wir den Brückenkopf erreichten kam ein Vermessungsbeamter oder Bauarbeiter und wies uns unter Androhung von Strafe/Anzeige an, die Brücke unverzüglich zu verlassen. Wir begannen zu diskutieren aber alles bitten und betteln half nichts, wir mussten den Umweg fahren.

Mein Getränkevorrat ging vor Havelberg zur Neige und ich wusste aus leidlicher Erfahrung in den letzten Jahren, das die Strecke von Havelberg bis Rhino nichts hergab außer ein paar Windrädern, einer Brücke, Kopfsteinpflaster und einer nicht enden wollenden Allee. Eine Tankstellen oder ein Supermarkt war in dieser Region nicht existent. So mussten in Havelberg in einer Kneipe die Flaschen gefüllt werden, was meine Teamkollegen zu einem schnellen Käffchen nutzten. Einige Teams passierten uns und aus westlicher Richtung verdunkelte sich auch schon wieder der Horizont: Zeit wieder auf die Räder zu kommen.

Gestärkt passierten wir dieses unwirkliche Stück Brandenburg und erreichten Friesack wo wir einhellig beschlossen den günstig am Wegesrand gelegenen Aldi-Markt anzusteuern. Dort wurde dann nochmal aus Herzenslust das PowerShopping praktiziert und Malzbier, Berliner mit Fondant, Eierwaffen, Puffmaisschokolade, Sahne-Milchreis und Krabbenfleich (wtf!?) mit trockenen Dinkelbrötchen in der kurz scheinenden Sonne verzehrt. Wir fragten uns, wie denn nun noch die restlichen 60 Kilometer zu bewerkstelligen seien und allgemeine Unlust machte sich breit. Aber es half ja alles nix, die Strecke musste »gewuppt« werden – trotz nasser Kleidung, knirschender Ketten und verdreckten Gesichtern und Rädern.

Wir schwangen uns in die Sättel und pedalierten weiter immer nach Osten um das Wassersportheim, unser heutiges Tagesziel, möglichst bald zu erreichen. Nauen wurde auf bekannten Radwegen angefahren und dann ging es weiter über Falkensee nach Gatow. Dort erreichten wir glücklich das Ziel und schauten doch alle ein wenig »grau« aus unseren mit Dreck bedeckten Gesichtern.

Fazit: Die Veranstaltung war wieder gut vom Audax Club organisiert, inklusive Strichcodes auf den Startnummern, welche im Ziel eingescannt wurden, aber bedingt durch das mehr als mäßige Wetter hat sich wirklicher Fahrspass nur selten eingestellt. Trotzdem steht dieses Event auch im nächsten Jahr wieder auf meiner To-Do-Liste ganz oben. Mein Dank gilt auch meinem Team, welches super harmoniert hat und ohne welches es nie zu solch einer, den widrigen Umständen geschuldeten, klasse Zeit gekommen wäre.

Danke Christoph & Christoph, Sven und Ralph!

Die Garmin Connect Daten sind leider fehlerhaft, nur soviel: Wir sind um 6:50 Uhr gestartet, und um 16:31 Uhr in Gatow angekommen. Wir haben ein Moving-Time von 8:34 h und ein Gesamtzeit von 9:41 h – da hätten wir wohl weniger Pause machen sollen. Ich bin trotzdem gespannt auf die Plazierung im Gesamtklassement, welche leider noch nicht online ist.

Angekommen in Geesthacht

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Der Zug nach Hamburg Hauptbahnhof war fast pünktlich und die S-Bahn hat uns sauber nach Bergedorf gebracht. Von dort ging es 15 km auf dem Renner in leichtem Nieselregen in Jeans zu unserem klasse Hotel. Jetzt sitzen wir bei Weissbier und Salat und warten auf Ralph W. unseren 5ten Mann. Dann geht es ab in die Haia – Wake up is morgen um 5 Uhr.
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Prenzlau Hügelmarathon 2009

Lesezeit: 4 Minuten

Die Nacht war kurz und der Wecker klingelte um 5 Uhr, am Samstag Morgen. Ein Blick aus dem Fenster und auf das Außenthermometer prophezeite ideale Bedingungen für die Veranstaltung im weit entfernten Prenzlau: trockene Straßen und 7º Celsius.

Schnelles Frühstück und das Rennrad zerlegt und in den smart4two gezwängt. Dann Richtung Pankow auf die Autobahn. Die Straßen waren leer und die Sonne zeigte sich langsam am Horizont. Der Außenthermometer des smart schwankte zwischen 6 und 8º Celsius. Den „Hitzetot“ würde ich wohl heute nicht sterben müssen.

Nach rund 90 km Fahrt, abbiegen von der Autobahn, noch 15km bis Prenzlau. Ein leichter Nieselregen begann und Windböen zogen auf, so daß ich das Lenkrad meiner kleinen Kugel ganz schön festhalten musste. Mir schwante schlimmes für die folgende Veranstaltung.

Auf dem nahegelegen Parkplatz machte ich mich abfahrbereit, also Rennrad aufbauen, umziehen, alle wichtigen Dinge checken und Garmin startklar machen.

Nun war es schon 20 vor 8 und es bressierte ein wenig da ich ja noch zur Anmeldung musste. Zum Glück hatte ich mich vor rund 2 Wochen angemeldet, so dass die Anmeldung im gut beheizten Zelt sehr flott über die Bühne ging.

Es waren schon ca. 100 Radler in der Startgasse – hinten einreihen war angesagt. Vorne entdeckte ich Gregor, also konnte Ralph auch nicht weit sein, dachte ich mir. Pünktlich um 7:59 Uhr erfolgte der Startschuss, der keiner war, mit mutmachenden Sprüchen von Didi Senft.

Ich wollte nach vorne zu Ralph und Gregor und musste erstmal richtig Gas geben um das Feld zu überholen. Es war aber nicht so schnell unterwegs wie vor 2 Jahren, insofern war das (relativ) leicht möglich und ich begrüßte Ralph nach 10 Minuten Fahrt.

Das Nieseln wollte nicht aufhören und der Himmel blieb grau. Mir wurde kalt und meine Laune wurde schlechter, da das Nieseln in einen Regen überging und kein heller Fleck am Horizont auszumachen war, egal in welche Richtung ich sah. Hinzu kam, dass die Veranstalter die Marathon-Super-Cup Strecke dieses Jahr um bescheidene 31 km verlängert haben, um sich für die Super-Cup-Wertung zu qualifizieren. Also nicht 207 km sondern 238 km bei dem Sau-Wetter!

Der Regen wurde stärker und die vermeintlich schützende Kleidung war schnell komplett durchgenässt. Die Schuhe standen unter Wasser und jedes Mal wenn ich in den Wiegetritt ging spürte man wie das Wasser aus den Sohlen gepresst wurde. Dann kam der Abzweig zur kurzen Runde und ich blieb auf dem Track für die Lange, wie die Meisten meiner Gruppe. Ich meinte nur „Dann fahre ich halt mit den Bekloppten“ Was einer mit „Jetzt könnte man so schön zuhause auf der Couch hocken“ erwiderte. Der Westwind wurde stärker und meine Laune schlechter. Auch der iPod und die leise Musik auf den Ohren half nicht wirklich weiter.

Von Ralph und Gregor war auch nichts zu sehen. Ob die beiden wohl die kurze Runde fahren? Meine Arme und Beine begannen zu frieren und ich hatte Mühe den Schalthebel zu bedienen. Bremsen wollte ich sowieso nicht: Nur keine mühsam erzeugte Energie vernichten.

An der zweiten Kontrolle traf ich dann Ralph und Gregor wieder, die ihren Humor nicht verloren hatten, auf mein Schlottern und Jammern hin, das es mir sehr kalt sei, erwiderte Ralph nur das ich halt ans Feld ran fahren solle, so wie er und Gregor, dann würde mir schon warm werden. Genau, das ist echter Sportsgeist!

Weiter ging es über Feldberg Richtung Woldegk. Nach dreieinhalb Stunden Regenfahrt hörte es sehr langsam auf zu Regnen und alle waren froh, dass nun nur noch mit dem Wind zu kämpfen war.

Dieser wurde besonders böse als es wieder Richtung Süden nach Linhorst zur dritten Kontrolle ging. Auch im Gruppeto und mit Windkante fahren war es selten möglich über 25 km/h schnell zu fahren. Bei grauem Himmel ziemlich demotivierend. An der Kontrolle gab es Eintopf mit Würstchen, auf welchen ich schon Lust gehabt hätte, aber aufgrund der schweren Verdauung nicht konsumiert wurde. So musste heißer Tee und PowerBar als Wegzehrung herhalten. Nun konnte man erneut die 150km oder 239 km Strecke wählen. Es war aber nun klar, dass ich mir die große Strecke, wie in den letzten Jahren, antun werde.

Wir waren sechs Mann, die sich darauf verständigten das Ding gemeinsam zu Ende zu fahren. Nur so erschien es allen möglich die Runde bei diesen widrigen Bedingungen halbwegs unbeschadet zu bewältigen. Ich freute mich über die Kameradschaft und machte mich mit meinen neuen Kettenbrüdern auf die letzten 90 km.

Die Kilometer wurden abgespult, die vorletzte Kontrolle in Brüssow hinter uns gelassen und dann passierte das was nicht passieren sollte: An einem längeren Hügel musste ich abreißen lassen und verlor den Anschluss. Ich war natürlich ziemlich genervt ob der tollen Worte keine 90 Minunten zuvor und stelle mich darauf ein, die letzten 50 km alleine fahren zu müssen. Und das gerade auf den Passagen, die die viele Windräder um sich scharen.

Ich machte mir wieder Musik auf die Ohren und versuchte mich zu motivieren. Das war nicht wirklich einfach aber ich wusste das es ca. 5 km zur letzten Kontrolle waren, so spulte ich die Strecke vor meinem inneren Auge ab und die Zeit verging.

An der letzten Kontrolle warteten dann meine Kettenbrüder auf mich und nahmen mich wieder in ihre Gruppe auf um gemeinsam die letzten 30 km nach Prenzlau zu fahren. Es wurde noch mal Gas gegeben und die letzten Körner auf die Straße gelegt. Ralph führte mit 40+ km/h das Feld an und wir nutzten den Sog um die letzten 10 km zu fressen.

Im Ziel war ich dann zufriedener aber auch erschöpfter als in den letzten Jahren, sicher bedingt durch das üble Wetter, als auch durch die Streckenverlängerung um über 30 km.

Ich aß noch eine Grillwurst, welche nach den ganzen süßen Riegeln mehr als köstlich war, spritzte das verdreckte Rad mit klarem Wasser ab, zog mir eine gemütlich Hose über und entschwand ohne zu Duschen dem Ort des Geschehens Richtung Hauptstadt in meinem kleinen Transportmobil.

In 2010 werde ich wieder kommen – keine Frage.

Hier der Track auf gpsies.com:

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yccpipzsbtkqzygi

Die WebSite des Veranstalter: http://www.huegelmarathon.de/