Die Nacht war kurz und der Wecker klingelte um 5 Uhr, am Samstag Morgen. Ein Blick aus dem Fenster und auf das Außenthermometer prophezeite ideale Bedingungen für die Veranstaltung im weit entfernten Prenzlau: trockene Straßen und 7º Celsius.
Schnelles Frühstück und das Rennrad zerlegt und in den smart4two gezwängt. Dann Richtung Pankow auf die Autobahn. Die Straßen waren leer und die Sonne zeigte sich langsam am Horizont. Der Außenthermometer des smart schwankte zwischen 6 und 8º Celsius. Den „Hitzetot“ würde ich wohl heute nicht sterben müssen.
Nach rund 90 km Fahrt, abbiegen von der Autobahn, noch 15km bis Prenzlau. Ein leichter Nieselregen begann und Windböen zogen auf, so daß ich das Lenkrad meiner kleinen Kugel ganz schön festhalten musste. Mir schwante schlimmes für die folgende Veranstaltung.
Auf dem nahegelegen Parkplatz machte ich mich abfahrbereit, also Rennrad aufbauen, umziehen, alle wichtigen Dinge checken und Garmin startklar machen.
Nun war es schon 20 vor 8 und es bressierte ein wenig da ich ja noch zur Anmeldung musste. Zum Glück hatte ich mich vor rund 2 Wochen angemeldet, so dass die Anmeldung im gut beheizten Zelt sehr flott über die Bühne ging.
Es waren schon ca. 100 Radler in der Startgasse – hinten einreihen war angesagt. Vorne entdeckte ich Gregor, also konnte Ralph auch nicht weit sein, dachte ich mir. Pünktlich um 7:59 Uhr erfolgte der Startschuss, der keiner war, mit mutmachenden Sprüchen von Didi Senft.
Ich wollte nach vorne zu Ralph und Gregor und musste erstmal richtig Gas geben um das Feld zu überholen. Es war aber nicht so schnell unterwegs wie vor 2 Jahren, insofern war das (relativ) leicht möglich und ich begrüßte Ralph nach 10 Minuten Fahrt.
Das Nieseln wollte nicht aufhören und der Himmel blieb grau. Mir wurde kalt und meine Laune wurde schlechter, da das Nieseln in einen Regen überging und kein heller Fleck am Horizont auszumachen war, egal in welche Richtung ich sah. Hinzu kam, dass die Veranstalter die Marathon-Super-Cup Strecke dieses Jahr um bescheidene 31 km verlängert haben, um sich für die Super-Cup-Wertung zu qualifizieren. Also nicht 207 km sondern 238 km bei dem Sau-Wetter!
Der Regen wurde stärker und die vermeintlich schützende Kleidung war schnell komplett durchgenässt. Die Schuhe standen unter Wasser und jedes Mal wenn ich in den Wiegetritt ging spürte man wie das Wasser aus den Sohlen gepresst wurde. Dann kam der Abzweig zur kurzen Runde und ich blieb auf dem Track für die Lange, wie die Meisten meiner Gruppe. Ich meinte nur „Dann fahre ich halt mit den Bekloppten“ Was einer mit „Jetzt könnte man so schön zuhause auf der Couch hocken“ erwiderte. Der Westwind wurde stärker und meine Laune schlechter. Auch der iPod und die leise Musik auf den Ohren half nicht wirklich weiter.
Von Ralph und Gregor war auch nichts zu sehen. Ob die beiden wohl die kurze Runde fahren? Meine Arme und Beine begannen zu frieren und ich hatte Mühe den Schalthebel zu bedienen. Bremsen wollte ich sowieso nicht: Nur keine mühsam erzeugte Energie vernichten.
An der zweiten Kontrolle traf ich dann Ralph und Gregor wieder, die ihren Humor nicht verloren hatten, auf mein Schlottern und Jammern hin, das es mir sehr kalt sei, erwiderte Ralph nur das ich halt ans Feld ran fahren solle, so wie er und Gregor, dann würde mir schon warm werden. Genau, das ist echter Sportsgeist!
Weiter ging es über Feldberg Richtung Woldegk. Nach dreieinhalb Stunden Regenfahrt hörte es sehr langsam auf zu Regnen und alle waren froh, dass nun nur noch mit dem Wind zu kämpfen war.
Dieser wurde besonders böse als es wieder Richtung Süden nach Linhorst zur dritten Kontrolle ging. Auch im Gruppeto und mit Windkante fahren war es selten möglich über 25 km/h schnell zu fahren. Bei grauem Himmel ziemlich demotivierend. An der Kontrolle gab es Eintopf mit Würstchen, auf welchen ich schon Lust gehabt hätte, aber aufgrund der schweren Verdauung nicht konsumiert wurde. So musste heißer Tee und PowerBar als Wegzehrung herhalten. Nun konnte man erneut die 150km oder 239 km Strecke wählen. Es war aber nun klar, dass ich mir die große Strecke, wie in den letzten Jahren, antun werde.
Wir waren sechs Mann, die sich darauf verständigten das Ding gemeinsam zu Ende zu fahren. Nur so erschien es allen möglich die Runde bei diesen widrigen Bedingungen halbwegs unbeschadet zu bewältigen. Ich freute mich über die Kameradschaft und machte mich mit meinen neuen Kettenbrüdern auf die letzten 90 km.
Die Kilometer wurden abgespult, die vorletzte Kontrolle in Brüssow hinter uns gelassen und dann passierte das was nicht passieren sollte: An einem längeren Hügel musste ich abreißen lassen und verlor den Anschluss. Ich war natürlich ziemlich genervt ob der tollen Worte keine 90 Minunten zuvor und stelle mich darauf ein, die letzten 50 km alleine fahren zu müssen. Und das gerade auf den Passagen, die die viele Windräder um sich scharen.
Ich machte mir wieder Musik auf die Ohren und versuchte mich zu motivieren. Das war nicht wirklich einfach aber ich wusste das es ca. 5 km zur letzten Kontrolle waren, so spulte ich die Strecke vor meinem inneren Auge ab und die Zeit verging.
An der letzten Kontrolle warteten dann meine Kettenbrüder auf mich und nahmen mich wieder in ihre Gruppe auf um gemeinsam die letzten 30 km nach Prenzlau zu fahren. Es wurde noch mal Gas gegeben und die letzten Körner auf die Straße gelegt. Ralph führte mit 40+ km/h das Feld an und wir nutzten den Sog um die letzten 10 km zu fressen.
Im Ziel war ich dann zufriedener aber auch erschöpfter als in den letzten Jahren, sicher bedingt durch das üble Wetter, als auch durch die Streckenverlängerung um über 30 km.
Ich aß noch eine Grillwurst, welche nach den ganzen süßen Riegeln mehr als köstlich war, spritzte das verdreckte Rad mit klarem Wasser ab, zog mir eine gemütlich Hose über und entschwand ohne zu Duschen dem Ort des Geschehens Richtung Hauptstadt in meinem kleinen Transportmobil.
In 2010 werde ich wieder kommen – keine Frage.
Hier der Track auf gpsies.com:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yccpipzsbtkqzygi
Die WebSite des Veranstalter: http://www.huegelmarathon.de/