Nauders -> Piller Höhe -> Norbertshöhe

Lesezeit: 2 Minuten

oder »Mir dicken Beinen durchs Inntal«


Heute war der zweite und vorerst letzte Trainingstag im Dreiländer-Eck geplant. Morgen ist Ruhetag, da übermorgen der Kaunertaler Kletscherkaiser auf dem Programm steht.

Dirk hatte die heutige Trainings-Runde für uns geplant. Obwohl der Track auf dem Garmin langweilig wirkt, hatte er einige Highlights zu bieten. Gleich beim langen angenehmen Einrollen ins Inntal hinab, sammelten wir einen Frankfurter Trek-Fahrer mit Skilehrergesicht ein. Er trainierte für den Ötzi und zeigte uns einen herrlichen Radweg entlang des Inns. Dort ging es leicht wellig, aber immer bergab nach Prutz, wo sich unsere Wege teilten und wir in Richtung Kaunertal abbogen.

Gemütlich kurbelten wir dem Gletscher entgegen, bis uns ein unerwarteter Abzweig in den steilen Berg hinein trieb. Die Steigung war sofort zweistellig, Karsten machte sich schlauerweise auf den Heimweg. Eigentlich sah es auf dem Garmin aus, als wäre der Anstieg nach 750 m vorüber. Dem war aber nicht so, nach drei flachen Metern ging es nocheinmal deutlich steiler den Berg hinauf.

Hinter Kauns versuchte Uwe mich den Führenden zu kassieren. Bei 14% Steigung kein leichtes Manöver. Er blieb wenige Meter vor mir, bevor ich aus dem Sattel ging und im Wiegetritt an ihm vorbei zog. Bei DER Steigung war es nun wichtig meinen Tritt zu finden und die Führung nicht mehr abzugeben, was mir ohne viel Mühe gelang.

Ich erreichte zwei Minuten vor Uwe den Gipfel. Als Dirk und Isabell oben waren genossen wir kurz die Aussicht und stürzten uns in die Abfahrt, von der ein YouTube Video mit Dirks KeyCam in 720p geschossen wurde. Die Abfahrt war nicht nur für Isabell zu steil, auch mich packte die Angst, dass Mensch und Maschine in einer Notsituation nicht mehr rechtzeitig zum Halten zu bringen sein würden.

Unten im Tal machten wir uns auf den schönen Inn-begleitenden Radweg in Richtung Prutz, wo wir zu Kaffee und Kuchen einkehrten. Der war nach dieser Belastung besonders lecker.

Mit vollem Magen kurbelten wir Martina, dem Schweizer Grenzort, entgegen. Auf einmal stoppte Isabell unerwartet. Wie sich später herausstellte konnte sie die Kette nicht mehr aufs große Blatt bewegen, was die drei handwerklich nicht ungeschickten Begleiter aber zu ihrem großen Missfallen ignorierten. Da es nur noch bergauf ging, war das große Blatt auch nicht mehr nötig, befanden die Männer. Isabell war anderer Meinung und mutierte zum Wutbürger.

Diese Wut setzte ungeahnte Kräfte in ihr frei, die es ihr ermöglichten, uns erst abzuschütteln und dann Ewigkeiten durch den Gegenwind zu führen. In Martina war dann damit Schluss, denn es ging den letzten Anstieg, mit 11 Kehren die Norbertshöhe hinauf.

Der Anstieg ist eigentlich recht gut zu fahren: Nicht übermäßig steil und die Kehren wunderbar durchnummeriert. Allerdings bemühten sich Isabell und Dirk, mir diesen letzten Anstieg abzunehmen, was in mir ungeahnte Angst Kräfte freisetzte.

Fazit: Eine klasse letzte Trainingseinheit vor dem Wettkampf am Donnerstag. Auch zwei Anstiege reichen um einen Garmin-Schorsch ordentlich auszubelasten. Ich freue mich schon sehr auf Übermorgen!

Nauders -> Ofen Pass -> Reschen Pass

Lesezeit: 3 Minuten

oder »Perfekter erster Tag in den Alpen«


Aufgewacht bin ich mit dickem Hals und Schniefnase. Keine guten Vorraussetzungen um eine Runde mit meinen Kettenbrüdern und vielen Höhenmetern in den Alpen zu absolvieren.

Unten im Ort waren wir, um 10 Uhr, mit Karsten verabredet um uns gemeinsam auf eine Einführungsrunde zu machen. Drei Länder und zwei lange Pässe standen auf dem Zettel. Aber erst einmal ging es über 14 Kehren die Norbertshöhe hinab in die Schweiz. Unten angekommen war Gruppenfoto-Termin am Schweizer Grenzhäuschen in Martina.

Dann ging es im Tal erst einmal flach weiter. Perfekt zum Einrollen und Anschwitzen. In Altana hatte wir noch kurz vor Abfahrt ein kleines Leckerli in den Track eingebaut: Statt im Tal zu bleiben wollten wir gleich die ersten ordentlichen Höhenmeter sammeln und nach Ftan hochbiegen. Karsten quittierte das mit »ich mag keine unnützen Berge hoch fahren.«

Christoph, Dirk und Uwe donnerten los. Ich verpasste den Anschluss. Die Sonne und die Beine brannten. Aber so einfach wollte ich meinen ersten Hügel nicht abgeben. Glücklicherweise sah ich auch, dass alle, bis auf Christoph, das Tempo reduzierten. Also in den Super-Sport-Modus schalten und die Verfolgung aufnehmen. Erst wurde Uwe, dann Dirk und zum Schluss Isabelle kassiert. Oben kam ich extrem ausbelastet und triefend an. Isabelle meinte zwar, dies »wäre ihr mit 2-fach Kurbel nicht passiert« – was aber zu beweisen gilt.

Die Abfahrt machte trotz stellenweiser Naturstrasse große Freude und wir hielten, um den rauschenden Bach am Wegesrand zu bestaunen. Die Natur ist hier viel intensiver und interessanter als bei uns in Ost-Deutschland. Herrlich.

Jetzt wurde es stiller im Peloton, denn wir näherten uns unserer heutigen Hauptaufgabe: Dem passieren des Ofenpasses. Ein 22 km langer Anstieg den Berg hinauf. Schnell separierte sich das Feld und ich versuchte an Christoph dran zu bleiben, was mir allerdings misslang. Gut dass ich meinen iPod dabei hatte und so mit Motivation den Kanten hochfahren konnte.

Oben kam ich kurz nach Christoph an und italienische Touristen boten sich als Fotografen für das Gipfelfoto an. Als alle eingetroffen waren, gab es noch Cola Zero für 3,40 € den halben Liter, bevor es in die lange und schnelle Abfahrt ging. Kurven kratzen stand nun auf dem Programm. Mit viel Spass und hoher Geschwindigkeit wurde ins Tal hinunter gedonnert. Dort angekommen bemerkten wir, dass die Flaschen nun wirklich leer waren und in einem kleinen Supermarkt gefüllt werden mussten.

Jetzt wartete noch ein langer Anstieg auf uns. Ein herrlicher Radweg an der Etsch entlang führte uns zurück an die österreichische Grenzen nach Reschen. Der Anstieg war nicht ohne, denn es wurde immer wieder wellig bis steil, was bei der Hitze viele Körner kostete.

Die Restdistanz zurück nach Nauders ware ein Kinderspiel, den leichtes Gefälle und Rückenwind schoben uns zurück zu unserem Ferienhaus.

Fazit: Ein toller erster Tag in den Alpen. Unvergleichliche Radsportregion. Da kann eigentlich nix Anderes mithalten. Freue mich schon auf die weiteren Tage und Pässe mit meinen Kettenbrüdern und Schwestern.

Auf Friedensfahrt – Kurs 2012 5. Tag: Mariánské Lázně -> Taltitz

Lesezeit: 2 Minuten

155,18 km | 1.931 Höhenmeter


Nach dem tschechischen Frühstück, hoch oben auf dem Berg über Marienbad verließen wir den eleganten Ort, ohne vorher noch eine touristische Ortsdurchfahrt zu absolvieren. Leider hatten wir nicht mehr Zeit, uns die vielen schönen alten Gebäude anzusehen.

Gemeinsam mit meinem Team ging es auf der geplanten Route die Ausfallstrasse hinaus nach Süden. Erst durch kleine Ortschaften, dann auf herrlich ausgebauten Waldpisten mit sehr wenig Autoverkehr, weiter in Richtung deutsch-tschechischer Grenze, die auf einem Bergkamm passiert wurde.

Jetzt war es wirklich an der Zeit die Armlinge abzustreifen, denn die Sonne wärmte selbst oben auf dem Berg beträchtlich.

Wir waren nun nur noch zu Viert, denn der Rest der Gruppe liess es entspannter angehen. Das Profil blieb wellig, aber bei dieser herrlichen Landschaft und dem Sonnenschein, war das Radfahren heute der perfekte Zeitvertreib. Wir fuhren auf drei Fahrer des Teams Univega auf und drückten mit diesen gemeinsam die Wellen weg.

Die Flaschen waren leer und das Buffet musste her. Pünktlich nach 86 km, der Hälfte der Strecke, stand Frank wieder mit seinem roten Kastenkombi und den tapeziertischen am Wegesrand um uns mit Stullen, Riegeln, Wasser und Tee zu versorgen. Herrlich! Nach und nach tröpfelte der Rest der Bande ein und zu meiner großen Freude trafen auch die Thüringer Bergziegen ein. Wir beschlossen gemeinsam weiter zu fahren. Zu siebt ging es auf den letzten Sektor.

Die Art und Weise wie die Thüringer die Berge nahmen kostete mich Flachländer ganz schön Körner: Immer am Anschlag den Hügel hoch und dann oben auf dem Kamm ruhiger weiter. In den Abfahrten auch mal Rollen lassen. Ich konnte mich anpassen, andere Mitfahrer maulten. Nicht schön.

Weiter ging es durch herrliche Landschaften entlang der Grenze von Deutschland und Tschechien. Eine Region die wie geschaffen ist zum Radfahren: Verkehrsarme Strassen, gute Asphalt und ein immer welliges Profil, dass einen nie wirklich verschnaufen lässt. Perfekt.

Auf den letzten Kilometern wurde es dann noch mal richtig hart für mich, da mich die Kräfte verließen. Aber meine Team-Mates bemerkten das ich fehlte und ließen es ruhiger rollen. So erreichten wir gemeinsam die an der Talsperre Pirz gelegene Jugendherberge. Eine 5-Mann-und-Frau-Baracke wurde bezogen und nach aller Hand Schabernack die Nachruhe eingeläutet.

Ein herrlicher Tag auf dem Renner, der eigentlich kaum zu toppen sein würde. Mal sehen…