Radmarathon »Von Britz zum Fläming«

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oder „Neue Bestzeit mit meinen BBBs?“


Der Schlaf war unruhig und ich stand 30 Minuten vor dem Weckerklingeln um 5:15 Uhr recht ausgeschlafen auf. Das übliche Programm: Toasties Toasten, Kaffee, Zähneputzen, Flaschen füllen. Die meisten Dinge hatte ich mir schon am Vorabend zurecht gelegt, das es morgens keine Komplikationen gibt. 6:45 Uhr die U-Bahn genommen, die mich zur weit entfernten Johannisthaler Chaussee bringen sollte. Von dort waren es noch ca. 1,5 km zum Start in einer Schule. In Neukölln stiegen Christoph R. und Oliver N. zu, Zeljo fuhr im gleichen Zug einen Wagon vor uns. Die Freude war groß, das meine BBBs mit mir die mehr als 200 km in Angriff nehmen wollten.

Am Start warteten schon Jan M., Stefan H. und Uwe K. – klasse! Für den Marathon brauchten wir nun eigentlich keine weiteren Mitfahrer, die Strecke würden wir mit diesen BBBs perfekt meistern können. Wie sich herausstellte waren auch nur ca. zwei handvoll andere Radler am Start, die diese lange Strecke heute fahren wollten.

So ging es um Punkt acht für uns sieben auf die lange Fahrt. Beim Losfahren begrüßte ich noch Alexander, der heute eine kürzere Strecke fahren wollte. Oliver führte uns raus aus der Stadt, natürlich gleich in einem Tempo, das nicht viel Zeit zum Warmfahren ließ. Es schloss sich noch ein Ralf aus Gütersloh, mit sehr trainierten Waden, unserer kleinen Gruppe an. Andere kleine Gruppen, welche vor uns gestartet waren wurden kassiert und ausgespuckt. Diese versuchten zwar sich bei uns hinten ran zu hängen, nach wenigen Minuten waren sie aber verschwunden. Unsere Reisegeschwindigkeit war auch hart an der Schmerzgrenze. Die erste Kontrolle wurde abgehackt und da war es auch schon passiert: in Gallun hatten wir Uwe verloren und wir schon jede Menge Körner, denn wir Kreiselten stetig, also wechselten flott und jeder fuhr bei seiner Führung full-throttle, also immer Oberkante bis der Puls in den anaeroben Bereich düste, noch ein bischen weiter und dann raus aus dem Wind.

Das machte eine Weile lang Spass, dann wurde es aber wirklich grenzwertig und ich machte mir Sorgen ob ich (wir) das so bis zum Ende würden durchhalten können. Die Durchschnittsgeschwindigkeit zu diesem Zeitpunkt war ordentlich: 37,4 km/h.

Nach rund 50 km und der zweiten Kontrolle beschlossen wir es ein wenig ruhiger angehen zu lassen, da alle doch unter dem hohen Tempo zu leiden schienen. Der ständige Gegenwind machte uns auch ganz schön zu schaffen und so drehten wir die Reisegeschwindigkeit ein bis zwei km/h runter. Auch so fuhren wir noch sportlich-ambitioniert, mussten uns aber keine Sorgen machen alles Pulver bereits im Fläming zu verballern, denn mit diesem starken Westwind musste auch noch zurück in die Hauptstadt gefahren werden.

Die dritte Kontrolle wurde passiert und es ging weiter an den südlichsten Punkt unseres heutigen Marathons nach Dahme. Der Wind war weiterhin garstig aber die Vorfreude auf Milchreis ließ mich ordentlich in die Pedale drücken. Immer wieder fuhr Ralf aus Gütersloh lange Führungen mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit. Später fand ich heraus das er früher Lizenzfahrer gewesen ist.

Nach dem Milchreis ging es zwar wieder Richtung Norden, quasi zurück in die Hauptstadt, aber es lagen etliche kleine Wellen, schlechter Asphalt und dieser uns ständig entgegenwehende Wind im Gesicht. Zermürbend. Mit rund 90 km to-go muss jetzt das Kopfkino erneut aktiviert und re-programmiert werden. Zum Glück gelang mir das, Dank der Späße meiner BBBs und den vielen Wechseln im Wind.

Die letzte Kontrolle 30 km vor dem Ziel wurde genommen und es viel uns auf, das uns niemand überholte hatte. Kurz hinter Schönefeld blickte ich auf meinen Garmin uns stellte fest, das wir unter 6 Stunden netto Fahrzeit bleiben werden. Ich hatte eine Vorahnung das das wohl der flotteste von meinen bisher vier Radmarathon »Von Britz zum Fläming« werden würde. Ich sollte Recht behalten: nach Vergleich der Zeiten der Vorjahre wurde mir klar, das mit diesem 7er Team eine neue PBZ auf dieser Strecke gefahren wurde. Bombe!


Danke Euch meine BBBs fürs Mitnehmen! Es war wieder toll!

Der Morgen »Rad am Ring«

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oder „Der Countdown läuft“


Die Nacht war überstanden und ich wartete auf meine letzte Runde in der „Grünen Hölle“.

Einerseits wollte ich diese Runde noch einmal richtig genießen und die Strecke einatmen, andererseits musste wieder richtig am Rad gedreht werden um unsere Plazierung im Gesamtklassement zu halten oder gar zu verbessern.

Genießen und Bolzen ließ sich erstaunlicherweise perfekt kombinieren, was auch an dem fast wolkenlosen Morgenhimmel und dem wärmenden Lüftchen lag. Ich freute mich schon auf die Fuchsröhre, der schnellste Abschnitt der Strecke, an der Christoph mit einem Top-Speed von 90,4 km/h eine klare Ansage gemacht hatte. Die 9 wollte ich natürlich auch vorne auf dem Tacho sehen, was mir auch gelang.

Der Spass endete aber, wie schon all die Runden zuvor, am Anstieg zur Hohen Acht – dem steilsten Stück der Nordschleife. Es musste mit voller Konzentration gefahren werden, da die Strecke nun, bedingt durch eine RTF sehr voll wurde und auch Familien mit Kindern die Strecke befuhren. Einerseits kann ich die Veranstalter verstehen das dieses tolle Asphaltband möglichst vielen Hobby-Radlern zur Verfügung stehen soll, warum das aber zeitgleich mit uns Rennfahrer erfolgen muss, ist mir unverständlich. Aber jede Ring-Stunde kostet eine Menge Geld und so muss das halt optimal genutzt werden. Ein Geschmäckle bleibt, denn die volle Fahrbahnbreite nutzende Familienväter mit ihren Kindern auf Tourenrädern störten den Rennbetrieb doch empfindlich. Und gerade in den letzten Stunden, wo alle 24-StundlerInnen doch mehr oder weniger angeschlagen sind, sind solche künstlichen Hindernisse nicht gerade der Sicherheit dienlich.

Seis drum, ich konnte trotzdem Genießen und Bolzen und ein letztes mal die echte Transponder-Trinkflasche an Peter übergeben. Nach 24 Stunden das erste mal aus meinen Radklamotten pellen um ein erfrischende Dusche nehmen – welch ein Genuß!

Nach Peter ging dann Christoph auf die letzte, 27. Runde. Er fuhr diese erneut sehr schnell und sicherte uns so den 93. Platz von 674 4er-Teams.

Fazit:

Eine im Großen und Ganzen recht gut organisierte Veranstaltung. Die Nordschleife mit dem Rennrad befahren zu dürfen ist ein Traum: Der Asphalt ist durchgehend perfekt glatt, griffig, sauber und frei von Schlaglöchern. Auch die Sicherheit entlang der Strecke ist super. Nachts hatte das THW sogar an gefährlichen Passagen Flutlicht aufgebaut. Was ich bemängel ist der extrem hohe Kommerzialisierungs Grad. Das fängt mit der Ring-Card an, welche an Terminals mit Bargeld beladen werden muss um Dinge auf dem Boulevard kaufen zu können, 6,- € Leihgebühr für den Transponder inkl. 40,- € Pfand (!) und hört bei kleinem Kaffee für 2,- € an der Verpflegungsbude auf.

Auf der anderen Seite gab es aber auch viele Sponsoren, die uns kostenlos versorgten, wie eine lokale Molkerei an der dann eben der gesponsorte kostenlose Eiskaffee in Dosen getrunken wurde. Auch die kostenlose 24-Stunden-Fahrer-Nacht-Verpflegung war ok: Im Boulevard gab es immer ausreichend Bananen, Kekse, Frischeiwaffeln, Muffins und Pepsi-Cola.

An vielen Stellen merkt man halt auch, das die Symbiose von Rad- und Motorsport einfach nicht funktioniert. Das ganze Konzept „Nürburgring“ ist halt für 364 Tage im Jahr Motorsport erstellt worden: Abseits der Nordschleife erwarten einen halt eine funktionale Betonwüste und keinerlei Grünflächen. Der industrielle Charm einer Motorsportbox läßt sich für eine Nacht durchaus ertragen, die Jungs vom Team „Spass Am Ring“ hatten allerdings Probleme die Heringe ihrer Zelte auf ihrer betonierten Parzellenfläche einzuschlagen. Aber das können die Veranstalter auch nicht ändern.

Die Strecke der Grünen Hölle entschädigt für all das und ich habe sehr große Lust, diese Veranstaltung wieder mit einem tollen Team zu besuchen. Ob schon in 2011…ich werde sehen!

Die Nacht »Rad am Ring«

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oder „Oh what a night!“


Jetzt war es so weit: Die Sonne verschwand am Horizont und es wurde Dunkel. Wir waren vom Material her gut für die Nacht gerüstet: Alle hatten sehr leuchtstarke Scheinwerfer an Ihren Rennern. Dank der Leihgabe von Karsten konnte ich sogar mit zwei Scheinwerfern fahren. So standen auch tollkühnen Abfahrten bei Nacht nichts im Wege.

Mein Runde, die 13. (!), begann um kurz vor Eins, die Transponderübergabe während der Fahrt klappte super: Wir reichten uns den Transponder in einer leeren Wasserflasche währende der Fahrt – wie bei einem Staffellauf. Zuerst musste ich mich jedoch an die absolute Dunkelheit gewöhnen, da ich die Strecke nun aber schon ein wenig kannte konnte ich mich recht schnell drauf einstellen.

Ich hatte den VP (Virtuellen Partner) von einer vorigen Runde – im Hellen – aktiviert und wollte sehen wie sehr ich an eine helle Rundenzeit anknüpfen werde können. Es lief recht gut ich war immer weniger als 200m hinter mir. Sicher auch bedingt durch den wenigen Radverkehr und die langsameren Abfahrer bei Nacht. Ich ließ es ordentlich krachen und verblies viele Körner, denn nach dieser Runde hatte ich für mehr als 4 Stunden Pause, da die 14. Runde eine Doppelrunde für meine Teammitglieder sein sollten. Wir hatten das vorher so eingerichtet, damit jeder in der Nacht eine längere Pause zum schlafen hatte.

Ich kam nach 53 Minuten nur wenige Meter hinter meinem VP in die Boxengasse und da passierte das Malheur: Ich griff in meiner Angespanntheit nicht nach der Transponderflasche und übergab sie Peter sondern schickte ihn mit meiner fast leeren Wasserflasche in die Nacht!

Nach wenigen Minuten im Klappstuhl sitzend in der Box bemerkte ich das auf unsere Tisch nicht meine Wasserflasche stand, sondern die Transponderflasche!

Panik! Ich war entsetzt und eine schnelle Entscheidung musste her. Ich entschied, erneut auf eine Rund zu gehen, mit Transponder und bat Jan, der den Boxen-Telefon-Funk zu diesem Zeitpunkt leitete, Peter anzurufen. Dieser ging, verständlicher Weise, erstmal nicht an sein Handy. Er sollte ja fahren und nicht telefonieren.

Ich machte mich unmittelbar auf die Reise, war aber so zerstreut, das ich mein Handy vergaß. Also noch mal umkehren und los. Ich hoffte innig, das Jan Peter erreichen würde, denn es wäre fatal, wenn Peter 2 Runden durchfahren würde, ohne zu merken, das er nur meine Trinkflasche an Board hat.

Ich war so durcheinander auf meiner zweiten Runde, ja auch kaputt durch die große Anstrengung, das ich mich an der ersten Senke verschaltete und die Kette absprang. What a nightmare! Angehalten hektisch die Kette wieder aufgelegt und weiter.

Nun begannen die Steigungen und das Handy klingelte! Anhalten, Handy auspacken, Jan war dran. Er hatte zum Glück Peter erreicht und mit Ihm ausgemacht das dieser vor der Opel-Steilkurve auf mich warten würde. Klasse dort würde ich wohl in maximal fünf Minuten auch eintreffen und könnte dann den Transponder übergeben.

In der Nähe vom Treffpunkt hörte ich schon Peters Stimme meinen Namen in die Nacht hinein rufen. Ich Übergabe den Transponder mit einer großen Entschuldigung. Peter antwortete: „Es gibt schlimmeres“, was mich wieder richtig aufbaute: Wahrer Sportsgeist! Ganz großes Kino!

Ich hatte nun meine Strafe auszulöffeln und musste diese Fehlrunde zu Ende fahren. Die Anstiege sind auch langsam nicht ohne und kosten ordentlich Körner. Aber wenigstens musste ich nicht auf die Uhr schauen und musste nicht im Time-Trial-Tempo den Rundkurs absolviere.

Am Ende kostete uns diese 14. Runde 12 Minuten extra. So fatal wie sich die Situation für mich am Anfang darstellte, hätte es weit aus schlimmer kommen könnnen. Nun muss ich wohl befürchten, sollte ich hier im nächsten Jahr wieder starten wolle, das mich niemand mehr in seinem Team haben möchte und ich als Einzelstarter die 24 Stunden angehen muss.

Nach den zwei Runden war ich nicht nur nervlich sondern auch kräftemäßig am Ende, zugleich aber total aufgedreht. Ich wusste das ich eine Mütze schlaf bekommen musste, sonst würden meine fest eingeplanten zwei Runden im Morgengrauen böse Ende. Ich legte mir Schaumstoffmatten im Heck des Vitos aus uns versuchte zu schlafen. Das gelang mir zum Glück auch bis um kurz nach fünf als ich durch einen Anruf von unserem Team geweckt wurde. Ich hatte mich nicht ordentlich abgemeldet und keiner wusste wo ich steckte. Die erste halbe Stunde wach war der Horror: Mir war kalt und ich zitterte. Ich trank ein RedBull und aß zwei PowerBars – what a breakfast! – und es begann mir langsam besser zu gehen. Jan erreichte pünktlich zum Sonnenaufgang, nachdem er seine zwei Runden absolviert hatte, unsere Box und übergab mir korrekt den Transponder.

Die Beine fühlten sich schlecht an, richtg Druck aufbauen war irgendwie nicht mehr möglich. Schnell merkte ich aber, das es den Anderen auf der Strecke genau so ging und ich konnte am Berg viele kassieren und ausspucken. Das nach der Runde noch eine Runde gefahren werden musste, half natürlich überhaupt nicht im Kopfkino. Der Film wollte einfach nicht richtig in Gang kommen. Also neue Taktik: Kino komplett ausschalten, einfach reintreten und irgendwann würde ich zum zweiten mal die Box erreichen. So kam es auch und ich konnte bei beiden Runden unter 60 Minuten bleiben.

In der Gesamtwertung rutschten wir zum Ende der Nacht zum ersten mal in die Top-100. Mal sehen ob wir das bis zum Ende halten können. Noch knapp 4 Stunden 2go