Auf Friedensfahrt–Kurs 2022 4. Tag: Chomutov – Chemnitz

Lesezeit: 3 Minuten

106 km | 1.637 Höhenmeter


Der Blick nach draußen aus Fenster des Hotelzimmers am frühen Morgen versprach einen wunderschönen Tag auf dem Renner: Blauer Himmel und fast keine Wolken. Bei solch einem Anblick, sind die Temperaturen fast nebensächlich. Meistens kommt es anders und zweitens als man denkt. Aber der Reihe nach: Das reichhaltige tschechische Frühstück-Buffet mit vielfältigster Wurst- und Aufschnittauswahl wurde selbstverständlich links liegen gelassen und auf bewährte Marmelade, Frischkäse und Müsli zurückgegriffen. Nach mehr als drei fleischlosen Jahren, unvorstellbar sowas nach dem Aufstehen in sich reinzudrücken. Nachfrage bestand. Heute und auch in Zukunft nicht mehr von mir.

Als es dann nach dem letzten mal Taschen packen und verladen endlich auf die Piste ging, stellte sich ein komisches Gefühl ein: Die kurze Strecke mit 106 Kilometern sollte zu schaffen sein, auch die rund 1.600 Höhenmeter bin ich schon mal gefahren, allerdings sollte es oben am Kamm des Erzgebirges einen Wetterumschwung geben, der die Temperaturen rapide senken würde. Ich glaubte nicht dran und ließ Beinlinge und Regenjacke im Gepäckbus. Ein Fehler?

Erstmal nicht, denn es ging in einen gewohnt steilen tschechischen Anstieg mit 10–12% Steigung den Hügel hoch, der den noch müden Körper ordentlich in Wallung brachte. Oben dann die Stimmungs-Bremse: Der Himmel zog sich zu und soweit das Auge reichte in drei von vier Himmelsrichtungen dicke schwarze Wolken. Die Temperaturen sanken rapide ab und es wurde erst kühl, dann richtig kalt. Der Garmin zeigte 3,0°C an. Nicht meine Komfort-Zone für eine Sonntag-Vormittags-Ausfahrt. Ich dachte an die vielen Leute die locker beim Sonntags-Frühstück saßen und warme Eier genossen.

Zur Kälte kamen nun auch noch kleine weiße Kügelchen von oben herab. Es hagelte. Was würde wohl als nächstes kommen? Schneeverwehungen? Zum Glück nicht und der Vorteil von Hagel ist ja auch, dass ich erstmal nicht nass wurde, weil diese Eiskugeln ja von mir abprallten. Also alles nicht so schlimm. Denkste! Als nämlich ein wenig vom Kamm runter ging, wurde aus dem Hagel einfach Regen. Toll! Da kann man eigentlich klatschen, wären die Hände nicht so kalt, wie die vorherigen Hagelkörner! Zum Glück hatte ich meine Rapid-Shifter am Oberlenker, denn mit den Zeigefingern zu Schalten war aufgrund der klammen Bratzen nicht mehr möglich. Das sich hier nicht gerade Glücksmomente einstellten, hat der geneigte Leser sicher bereits mit bekommen oder?

In Oberwiesental war dann Buffet. Mit fast gefühllosen Fingern versuchte ich aus dem Gewusel an Taschen im Begleitfahrzeug meine Tasche zu ergattern und die dort enthaltene Regenjacke und Beinlinge zu ergreifen, was mir auch gelang. Wärmende Handschuhe hatte ich vorsorglich in Berlin gelassen. Es würde ja wohl nicht soooo kalt werden … was für ein typischer Anfänger-Fehler!.

Zum Glück ging es von nun an fast ausschließlich bergab in niedrigere Gefilde, welche die Temperaturen automatisch steigen ließen. Der Regen wollte uns erstmal noch nicht verlassen. In Anbetracht der niedrigen Restkilometer von weniger als 50 stellte sich so etwas wie Hoffnung ein. Auch hatte ich zwei Prima Begleiter, den Markus O. und den Julian D. die halfen, die Moral oben zu halten. Klasse!

In Schkopau musste dann bei Sonnenschein die Strecke eines historisches Motorrad-Rennens gekonnt über Schotterpisten umfahren werden, bevor es auf die Zielgerade nach Chemnitz ging. Dort erreichten wir erleichtert den Bahnhof und nahmen unser Gepäck in Empfang.

Eine weitere ITF ist Geschichte. Alles war tadellos organisiert. Nicht nur die Streckenplanung von Christian P., auch die gesamte Leitung unter Tom B. war sehr professionell und es kam nie zu irgendwelchem Durcheinander oder Engpässen, wie ich das aus vergangenen ITFs zu genüge kenne. Die vielen Helfer:innen haben immer für ein entspanntes Ankommen gesorgt, sei es am Buffet oder im Hotel. Super!

Die positive Erinnerung wird ein wenig durch die nervige Wettersituation getrübt. 5°C wärmer und alles wäre viel toller gewesen. Ein wenig verwöhnt durch Slowenien war ich wohl schon. Auch war der tschechische Asphalt in vielen Teilen wieder extrem unterirdisch. Deshalb bin ich unentschlossen ob ich in 2023 wieder dabei sein werde … wir werden sehen!

Tolle Erinnerung bleiben auf jeden Fall!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: