oder »Heute mal ein wenig länger unterwegs«
Es muss schon ein besonders Ereignis anstehen, wenn ich mir den Wecker auf 2:50 Uhr stelle. Um pünktlich um 4:30 Uhr am Potsdamer Platz zu sein, war diese Maßnahme aber nötig.
In der U-Bahn traf ich, neben einigen Nachtschwärmern, auch den verschlafenen Stefan B., der in seinen Croissant biss. Auch er gehörte zu den verrückten auserwählten 14, die heute aus Berlins Zentrum, auf den Fichtelberg, an der deutsch-tschechischen Grenze fahren wollten.
Als wir pünktlich am Potsdamer Platz eintrafen herrschte schon reges treiben und die anderen Mitfahrer waren damit beschäftigt, ihren Rucksack im Begleitfahrzeug, welches Daphne lenkte, zu verstauen.
Nach Begrüßung und kurzem Materialcheck ging es auf die lange Fahrt nach Süden. Nicht den kürzesten Weg, sondern über Neukölln, die Ost-Krone, nach Schönefeld. Die Reisegeschwindigkeit war keineswegs als ruhig zu bezeichnen und so freute ich mich, dass wir zügig voran kamen.
Bekannte Ortschaften wurden passiert und wir fuhren lange Zeit neben einer Gewitterfront her, die uns begleitete aber nicht erreichte. Sehr schön.
Nach rund 80 km stand die erste Pause auf dem Garmin. Die Pausenpunkte hatte Tom im voraus hervorragend ausgekundschaftet und so hatten wir in diesem kleinen Ort einen Bäcker mit Kaffee und Kuchen. Niemand wollte, wie so oft, weiter fahren, aber wir hatten ja doch noch ein paar Kilometer vor uns. Als der Fläming nach Süden verlassen war, passierten wir Ortschaften von denen ich noch nie gesehen oder gehört hatte. Stets mit gutem Asphalt, aber der leichte, ständige Südwind machte uns zu schaffen. Einige Mitfahrer hatten nun, nach weniger als der Hälfte der Strecke, bereits Schwierigkeiten, das Tempo zu halten. Dass die Strecke nun welliger wurde, machte die Sache nicht einfacher. Tom entschied, die Gruppe zu teilen. Da wir mit genügend Garmins ausgerüstet waren, machte uns diese Entscheidung keine Probleme. Im Gegenteil: jetzt konnte wieder gleichmäßiger und kontinuierlicher gefahren werden. Die Langsameren fühlten sich auch nicht ständig gehetzt.
Die ersten 200 Tageskilometer waren abgespult und einige Mitfahrer freuten sich, da sie noch nie so weit am Stück mit dem Rad gefahren waren. Kleinere Anstiege wurden ausgefochten. Ob sich das später bei dem langen Anstieg, hinauf zum Keilberg, rächen würde?
Am dritten Pausenort wartete wieder Daphne mit dem Kombi auf uns. Sie stand mit einer Kiste Wasser und Zugriff auf unsere Rücksäcke am Begleitfahrzeug, auf einem Kaufland Parkplatz bereit. Der riesige Kaufland hatte zu meiner großen Enttäuschung keine gekühlten Getränke im Angebot. Was hätte ich für eine eiskalte Coca-Cola and diesem schwülen Tag gegeben!?
Der vierte Sektor wurde wieder anspruchsvoller als der Vorherige, denn es wurde hügeliger. Nicht mal ab und zu einen kurzen Kanten, nein das Profil war nun Dauer-gewellt.
Ich hatte Schwierigkeiten mich zu motivieren und lugte öfters auf meinen Garmin, um zu erspähen, wie weit es denn noch zum finalen Pausenpunkte war. Das es regnete und die Straße nass war, setzte nicht gerade Motivationsschübe frei.
Aber auch der Regen wurde, wie die Restkilometer, weniger und so erreichten wir trocken den letzten Pausenpunkt, eine Penny-Markt.
45 Restkilometer lagen nun noch vor uns. 50% bergauf – 50% berab und ich hatte zu 100% keine Lust mehr weiter zu fahren.
Es half nichts, der Keil- und Fichtelberg wollten noch erklommen werden. Zu sechst ging es los und die tschechische Grenze war schnell passiert. Neu ging es kontinuierlich bergauf. Christian, Stefan B. und ich blieben zusammen. Georg I. verlor den Anchluss. Ich knallte mir Musik auf die Ohren, mein beliebtes Hilfsmittel, mich den Berg hoch zu treiben. Irgendwann nach der Hälfte des Anstiegs, hoch zum Keilberg, ließ ich die beiden ziehen. Kraft war zwar noch vorhanden, aber Lust hatte ich keine mehr. Die hunderte Fliegen, die bei dem Anstieg um mich kreisten und wohl gefallen an meinem muffelnden und verschwitzten Körper fanden, machte den Aufstieg nicht angenehmer.
Oben angekommen warteten schon Christian und Stefan und machten Fotos. Nach der rasanten Abfahrt hinüber in deutsche Landen, schlossen einen Nichtangriffspakt für den letzten Kanten, den Fichtelberg. Gemeinsam wollten wir dort hoch, was wir auch mit Späßen und guter Laune durchzogen. Geschafft, die letzte Rampe des Tages lag vor uns, dann waren wir oben auf dem Fichtelberg. Erinnerungsfoto, Abfahrt, denn es begann bereits zu dämmern. Nun noch auf die 15 km lange Abfahrt hinunter nach Rittersgrün und dann war es geschafft, das Projekt BerFi2012 war erfolgreich absolviert.
Fazit: Eine klasse, von Tom organisierte, Fahrt von Berlin zum Fichtelberg. Die Rahmenbedingungen haben gestimmt und es war eine starker Truppe. Leider hatten nicht alle den gleichen Leistungsstand und so kam es zur Gruppenteilung. Die Verpflegungspunkte waren gut ausgewählt und das Begleitfahrzeug mit Daphne am Steuer war Gold wert. Teilweise bin ich echt an meine Grenzen gekommen, zum Glück ging es meinen Mitfahrern auch so. Gemeinsam lässt sich besser leiden.
Ausgefüllter kann man einen Tag, zwischen Sonnenauf- und Untergang kaum gestalten. Gerne wieder.
Wiedermal ein schöner Bericht. Das Höhenprofil sieht gut aus! Ist die 2. Gruppe denn auch noch angekommen?
Gruss
oderturm
Es sind alle Fahrer aus eigene Kraft angekommen. Die letzten Gruppen haben dann nur die Gipfelstraßen vom Keilberg und Fichtelberg ausgelassen.