Maratona dles Dolomites 2013

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oder »etwas mehr Höhenmeter per favore!«


Vor Jahren trug ein Rennradkollege ein Trikot vom Maratona dles Dolomites. Das Logo faszinierte und ich fasste den Entschluss, dort einmal mitzufahren. Nach unserer Nauders Reise im letzten Jahr fehlte ein Ziel für 2013 und schnell war der Fokus auf diesem Event.

Wunderschöne Natur und eine in Italien organisierte Jedermann-Radveranstaltung versprachen ein grandioses Rennrad-Erlebnis.

Maratona LogoWir meldeten uns also im Herbst 2012 an, das Los entschied für uns und wir planten unseren Rennrad-Sommer-Urlaub um dieses Event herum.

Heute früh um 3:30 Uhr war es dann soweit: Der Wecker klingelte so zeitig, damit wir um 4:30 Uhr abgefrühstückt und mit bester Laune unser wunderschönes Haus in Richtung Corvara verlassen konnten. Es stand noch eine Anreise von mindestens 30 Minuten mit unserem Transporter über den Grödner Pass bevor. Wir wussten nicht wie die Parkplatz- und Verkehrssituation im anderen Tal sein würde, und so wollten wir nichts riskieren und pünktlich am Start sein, was uns auch gelang.

Es blieb noch Zeit für einige Erinnerungsfotos bei 4°C bevor es endlich um 6:54 Uhr in den Berg ging.

Vor dem Start hatte ich schon einen riesen Respekt vor der Strecke, immerhin waren sieben Pässe auf knapp 138 km zu überwinden, was sich dann zu etwas über 4.000 Höhenmetern aufsummierte. Einmal auf den Mont Blanc bitte! Für einen Flachland-Tiroler wie mich ein fast undenkbarer Kraftakt.

Auch heute versuchte ich es wieder mit dem Motto »Einfach machen« und immer nach vorne schauen, was mich schonmal über die ersten drei Pässe brachte.

Die Strasse war zwar gesperrt, aber mich umringten so viel Jedermänner und -frauen, dass es sehr schwer für mich war, mein eigenes Tempo zu finden. Immer wieder mussten Rudel passiert werden, die einfach so den Berg hoch schlichen. Für eine leistungsstärkere Gruppe vom Start weg wäre ich aber auch nicht fit genug gewesen. Also locker angehen, kurbeln und schaun was geht.

Ich genoss die Abfahrten, soweit das bei den Temperaturen ging, und freute über die wärmende Sonne, die beim erneuten Passieren von Corvara so richtig zu strahlen begann.

Es lief für meine Verhältnisse ok und ich begann über die nächste grösste Herausforderung des Rennens nachzudenken: Den Passo di Giau. Der Pass dieser Veranstaltung – 29 Kehren mit Steigungen selten im einstelligen Bereich. Einige Radler machten Päuschen oder schoben gar ihr Bike. Das kam auf keinen Fall in Frage! So ein Pass muss am Stück gefahren werden! Die Kraft dafür war da, nur das Kopfkino wollte noch nicht so ganz und so musste der Garmin aushelfen: Zu jedem Zeitpunkt war die Restdistanz zum Gipfel, die restlichen Höhenmeter und – Strassenschild sei dank – die verbleibenden Kehren zu evaluieren. So kam bis oben nie Langeweile auf. Am Gipfel angekommen genoss ich für einen kurzen Moment die einmalige Rundumsicht, bevor ich mich in die Abfahrt stürzte. Viele gut asphaltierte Kehren warteten auf mich. Dass es lieber ein wenig vorsichtiger angegangen werden sollte, zeigte mir eine Ambulanz und ein daneben liegender Radfahrer. Wenige Kehren später war es dann leider auch schon um mich geschehen. Der Neigungswinkel meines Renners war wohl für den Untergrund in der Kurve zu groß und es legte mich am Ausgang eben dieser. Zum Glück blieb der Renner auf einer Wiese liegen und nicht an einer Leitplanke, und so konnte ich nach wenigen Minuten Sortierung und vielen Löchern in der Kleidung plus italienischer Straßen-Pizza an Knie, Hüfte und Ellenbogen, weiterfahren.

Am Rad waren zum Glück keine Defekte, die mich an der Weiterfahrt gehindert hätten und so machte ich mich auf die restlichen knapp 40 Kilometer. Nach 10 km erreichte ich am Wegesrand stehende Sanitäter, die mich vorbildlich versorgten und meine Wunden mit Alkohol desinfizierten.

Nun gab es nur noch einen eher seichten Anstieg hoch zum Passo Valparola und dann eine lange Abfahrt hinunter, die ich aber eher, aus Gründen, defensiv fuhr. Nun noch mal leichte 4 Kilometer hoch nach Corvara – durch den Zielbogen – geschafft.

Fazit: Wäre der Sturz nicht gewesen, ein sicher noch tolleres Erlebnis. Die Temperaturen am Morgen sind ein starker Dämpfer der Fahrfreude. Die Verpflegungen waren oft eher überschaubar organisiert und warme Cola ist nicht gerade mein Favorit. Die Streckensperrung und medizinische Versorgung war vorbildlich. Die gebotene Kulisse zum Berge fahren ist wohl einmalig auf der Welt.

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