ERT 2017 Cles – Bormio

Lesezeit: 2 Minuten

103,8 km | 2.752 Höhenmeter


Der Blick aus dem Fenster unseres Bed&Breakfast zauberte ein breites Lächeln auf Iljas und mein Gesicht: fast wolkenloser Himmel und Sonnenschein soweit das Auge reichte. Nach den Regenfahrten der vergangenen Tage eine riesen Freude und die willkommenste  denkbare Abwechslung!

Das von Rosario und seiner Mutter liebevoll zubereitete Frühstück war schnell verzehrt. Danach wurden die noch feuchten Radklamotten für eine halbe Stunde in die Sonne gehangen, bevor es los ging. Auch heute wieder auf die »kurze« Strecke mit rund 102 km und zwei ordentlichen Pässen.

Erst einmal führte mich aber die Strecke über einen wunderschönen Radweg, durch ein noch schöneres Tal immer entlang des Noce, mit beeindruckendem Alpenpanorama. Immer leicht nach oben, bevor es am ersten Pass, dem Passo del Tonale, mit durchschnittlich 7% Steigung wirklich nach oben ging.

Schnell hatte ich mich auf den rund 14 km langen Anstieg eingeschossen und kurbelte diesen relativ gleichmäßig nach oben. Nicht zu flott, denn es sollte ja noch der weit aus längere Gavia folgen.

Nach knapp 80 Minuten war ich dann oben und die wff-Verpflegung wartete schon im verwaisten Ski-Ort mit leckerem Buffet auf uns. Schnitten belegen, Flasche füllen und weiter, in die kühle und windige Abfahrt.

Unten saßen Stephan und Ilja und tranken Cappuccino und Limonade. Gute Idee, ich schloss mich an und wir feixten gemeinsam in der Sonne. Das Aufbrechen fiel schwer, denn nun wartete der eigentliche Kanten auf uns: der Gavia-Pass.

Ich merkte schon auf den ersten Metern, das der Berg kein Zuckerschlecken werden würde, denn die Rampen waren erheblich steiler als am Passo del Tonale.

Auch hatten sich ein Haufen Millionäre mit Ihren Oldtimern genau diesen Pass für ihr Bergkriterium ausgesucht. Mit den Radfahrern und Motorradfahrern war dies auf den engen Straßen eine gefährliche explosive Mischung.

Da konnte mich auch der ausgestreckte Daumen beim Überholen der teuren Cabriolets  nicht milde stimmen und ich bekam irgendwann einen richtigen Groll auf die Luftverpester und mit 5 Zentimeter Seitenabstand Überholenden.

Als wäre es Karma, blieb dann auch ein Oldtimer, wegen eines überhitzten Kühlers, am Berg an einer Engstelle liegen und nix ging mehr. Glücklicherweise könnte ich mit meinem Renner passieren und hatte die nächste halbe Stunde Ruhe vor, von hinten herannahenden Fahrzeugen.

Der Berg wurde gefühlt steiler und der auf 1,2 km unbeleuchtete Tunnel nahte. Mit meinen kleinen LED Lichtern war das kein Spaß. Aber auch dieses »Hinderniss« wurde genommen. Nun war ich über 2.000 Meter ü.n.N. und konnte die Schneeschmelze neben der Straße beobachten. Wann war ich endlich oben?

Es wurde abermals steiler und die Lust sank, aber es gab keine Alternative als oben anzukommen. Gedanken wie »Ist das wirklich Urlaub?«, »Schöner als das Ankommen ist nur das Fahren« und »Helden sterben nicht im Wohnzimmer« gingen mir durch den Kopf.

Oben dann der eingespielte Ablauf: Passfoto und in die Abfahrt gestürzt. Kalt war es und die entgegenkommenden Motorräder spritzten mir zu allem Überfluss auch noch das Rinnsal aus den Pfützen, die sich im schlechten Asphalt gebildet hatten, ins Gesicht.

Viele Serpentinen und viel schlechter Asphalt später, dann eine weitere Geisterstadt, die im Winter sicher einen schönen Skiort abgibt, heute aber nur verwaiste Restaurants und Cafés und ein paar Wanderarbeiter zu bieten hatte.

Nach weiteren 15 Kilometer Abfahrt war dann unsere Zielort Bórmio erreicht, in dem schon Ilja, Stephan und Herbert in einem Café in der Sonne Kohlenhydrate konsumierten.

Nach einer Cola ging es zu unserem schönen Hotel, in dem wir dann auf unser Gepäck warteten, dass umgehend eintraf.

Schön anstrengender Tag auf dem Rad, mit den bisher meisten Höhenmetern. Morgen dann wieder Berge mit genauso schönem Wetter!?

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