ITF 3. Etappe Duchcov -> Mladá Boleslav

Lesezeit: 3 Minuten

165,7 km • 1.687 Höhenmeter

Nach einem einfachen Frühstück in der Pension ging es auch schon los und es musste zu der Strecke geroutet werden, auf welcher der Großteil der Fahrer entlang kamen, welche in Duchcov genächtigt hatten.

Leider hatten diese keine Lust, am vereinbarten Treffpunkt, zu warten und so machten wir uns mit einer kleinen Truppe auf den Weg nach Mladá Boleslav, der Skoda-Stadt.

Nach wenigen Kilometern wurden wir schon durch giftige Anstiege begrüßt und wir mussten richtig losackern um die Hügel zu bezwingen. Dafür wurden wir landschaftlich mehr als entschädigt: Es ging durch herrlich grüne Hügelgruppen auf verkehrsarmen Nebenstraßen mit meist wunderbar glattem Asphalt. Der Garmin leitete uns zielsicher zum ersten Buffet nach 60 km. Dort war auch die Teilung zur „Erlebnisrunde“ welche ca. 40 km länger war und zur „kurzen“ Runde. Wir wollten natürlich etwas erleben und nahmen, wie auch an den anderen Tagen, die angebotene Erlebnisrunde. Es gab auch wirklich keine Überlegung darüber, da ich nur die langen Strecken in meinen Garmin gespeichert hatte.

Diese Erlebnisrunde hatte es wirklich in sich: Vorbei an grotesken Sandsteinfelsen und durch grüne Täler ging es mit Rückenwind zum zweiten Büffet nach 120 km.

Das der Himmel hinter uns immer dunkler wurde beunruhigte uns erst einmal nicht, denn wir waren flott unterwegs und dachten das uns das Gewitter nicht einholen könnte. Weit gefehlt: Nach 151 km also knapp 20 km vor Ende der Etappe erwischte und das Unwetter mit voller Gewalt auf freien Feld. Es blieb nicht einmal Zeit die mitgeführte Regenjacke anzuziehen, der starke Wind blies sie einem aus der Hand und so war ich komplett durchnässt bevor ich die schützende Jacke überhaupt anziehen konnte.

Der Regen wurde innerhalb von wenigen Sekunden so stark, das man die Straße nur noch schwerlich erkennen konnte. Die Regentropfen verwandelten sich in Hagelkörner und der Sturm kam nicht mehr von oben sondern von vorne. Es kam Endzeitstimmung auf und wirkte so bizarr wie wohl nur eine echte Naturkatastrophe wirken kann. So ein Unwetter hatte ich auf dem Rad noch nicht erlebt!

Nach wenigen hundert Metern gefährlichstes, halbwegs geradeaus fahrens mit 5 km/h, entdeckten wir glücklicherweise eine kleine Provinztankstelle am rechten Fahrbahnrand an der wir erst hinter dem Häuschen Windschutz suchten und uns dann ins warme Innere begaben.

Leider wollte die Verkäuferin partout keine Euro oder EC-Karten als Zahlungsmittel akzeptieren und so blieb sie auf Ihren Schokoriegeln sitzen.

Nach einer kleinen Ewigkeit wurde der Regen weniger und die Gruppe wollte die letzten 15 km wagen.

Als Navigator musste ich voraus fahren, was wahrlich kein Zuckerschlecken war: Kälte, peitschender Wind und viele Äste, Stöcke und Bäume auf der Straße die gekonnte umfahren werden wollten.

Die Gegend scheint öfter Unwetter ab zu bekommen, denn innerhalb von wenigen Minuten waren die Anwohner mit Motorsägen aus ihren Häusern gekommen und räumten die Straßen von den umgefallenen Baumstämmen frei.

Nun sollte sich vor Mladá Boleslav noch eine letzte Prüfung ergeben: Der Garmin wollte mich auf eine Serpentine bergab lotsen, welche den kürzesten Weg nach Mladá Boleslav bedeutete, denn sonst müsste man einen großen Umweg in kauf nehmen, da es nur wenig Brücken in den Ort gibt.

Genau an diesem Abzweig zur Serpentine aber war ein Baustellen- und ein Sackgassenschild.

Ich entschied mich, obwohl uns zwei Frauen entgegen kamen, die den Kopf von links nach rechts drehten und mit den Fingern ein klares „Ne“ signalisierten, die Serpentine zu nehmen.

Es empfingen uns aufgerissener Asphalt, der mit Steinen der spitzesten Sorte gefüllt war, Sturzbäche welche über die Straße liefen, abgebrochene Bäume welche quer über der Straße lagen und zu allem Überfluss im Tal ein Baum, der so groß und mächtig über der Straße lag, das man die weitere Straßenführung dahinter nicht mehr sehen konnte. Es half alles nichts: Absteigen, Rad schultern und durch den Baum klettern.

Auf der anderen Seite waren es dann glücklicherweise nur noch wenige Kilometer zu unserem Hotel, welches wir dank Garmin auch zielsicher erreichten.

Nach der obligatorischen warmen Dusche und dem Ausstopfen der Radschuhe mit Zeitungspapier wurde von Uwe und mir der nächste Bäcker zu Fuß angesteuert – der Regen hatte mitlerweile aufgehört – und fast leer gekauft.

Wir spazierten weiter zum Skoda Museum, in welchem um 17 Uhr ein Führung durch Peter Scheunemann organisiert worden war. So lernten wir, daß das Unternehmen 1895 unter dem Namen Laurin & Klement von Václav Klement und Václav Laurin gegründet wurden und Ferdinand Porsche ein Tscheche war.

Nach dem Abendessen, bei dem es als Vorspeise leckere Saumagen-Suppe gab und als Hauptgericht Hühnerbrust mit Reis wurde noch ein Verdauungsspaziergang zur Burg des Ortes unternommen. Da Mladá Boleslav an diesem Abend „Lange Nacht der Museen“ hatte und in diesen freier Eintritt war, schauten wir uns noch das Heimatmuseum des Ortes an und gingen dann müde und geschafft zu Bett.

<http://connect.garmin.com/activity/6109575>

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: