Berlin -> Leipzig

Lesezeit: 3 Minuten

oder »Mit dem Rad zur Hochzeitsfeier in die Sachsenmetropole«


Elvira und Klaus, zwei gute Freunde von mir, hatten zur Hochzeitsfeier nach Leipzig geladen. Meine Berlin-Buddies wollten mit dem Auto runterfahren. Das war mir zu schnöde und so beschloss ich schon im Frühjahr, die Anfahrt mit meinem Renner zu bestreiten.

Die ganze Woche waren die Wetteraussichten durchwachsen, aber am Freitag Abend war klar, das der Samstag halbwegs trocken bleiben würde. Mein Vorhaben konnte also realisiert werden.

Um 14:30 Uhr wollte ich am Hotel in Leipzig sein, 6 Fahrstunden für 180 km hatte ich kalkuliert. Mit ein wenig Pause und Puffer war die Startzeit kein großes Algebra: Um 7 Uhr sollte es vor meiner Haustür auf die Reise gehen.

Die ersten Kilometer raus nach Süden liefen gut, es war zwar mit 12°C noch etwas frisch, aber schon jetzt zeigte sich die Sonne und der fast wolkenlose Himmel versprach einen schönen Sommertag. Meine Beine waren nach der Woche Rennrad-Abstinenz ausgeruht und fit. Ideale Bedingungen für diesen, etwas längeren, Ritt.

Nun musste ich nur noch zu mir finden und bei mir selbst und auf meinem Rad ankommen. Das fiel mir in den letzten Wochen sehr schwer und auch heute dauerte es bis hinter Tremsdorf bis sich Spass und Flow einstellte. Dieses herrliche Gefühl der Einheit von Strasse, Rennrad und Muskelkraft, die das schnelle und fast lautlose Vorankommen garantierten.

Ich konzentrierte mich nur auf die Landschaft, den Flow und die Straße. Die zurückgelegten Kilometer, die Fahrzeit und der damit verbundene Schnitt waren nebensächlich. Ich wusste das in Elster die Elbe zu überqueren war und etwa die Hälfte der Fahrstrecke absolviert war. Das sollte als Information reichen.

Leider lotste mich der Garmin in Zülichendorf das erste Mal auf unbefestigte Wege, in einen Wald hinein. Da muss ich wohl in Zukunft bei der Streckenplanung mehr Sorgfalt walten lassen. Trotzdem war Elster erstaunlich schnell erreicht und nach dem Übersetzten mit der Elbfähre zu 1,-€, machte ich erst einmal Rast in einem kleinen Tante-Emma-Laden in Wartenburg. Milchreis und volle Flaschen trugen entscheidend zum weiteren Wohlbefinden bei und ich freute mich auf den zweiten Sektor.

Leider meinte es der Garmin wieder nicht gut mit mir und lotste mich erneut über üble endlose Kopfsteinpflasterpassagen und Panzerplatten. Dann sollte ich in Wirtschaftswege einbiegen, die im dichten Unterholz im Wald zu enden schienen. Ich hatte ständig das Gefühl eine Zeitreise zu unternehmen und fand mich zurück vor 25 Jahren in der DDR. Zweitakter-Gestank und vorbeibrausende Trabbis hätten die Illusion perfekt gemacht, waren aber zum Glück nicht präsent.

Nun wurde die Route zunehmend länger, da ich zum Teil grosse Umwege in kauf nehmen musste, um nicht über weitere unbefestigte Wege durch den Wald fahren zu müssen.

Auch der Wind war nicht auf meiner Seite – die letzten Kilometer wurden richtig anstrengend. Aber nicht so anstrengend, das es sich noch gelohnt hätte ein weiteres PowerBar aufzureißen oder gar Gel zu verdrücken.

Am Ortsschild rief ich Ralph, der sich mit dem Auto auf der Anreis nach Leipzig befand und meinen Anzug mit im Gepäck hatte, an. Wir schalteten beide Google Latitude an, sodass wir wussten, wo wir uns befanden und wer zuerst im Hotel sein würde.

Ich musste mich nun kneifen, da dichter Autoverkehr und jede Menge Straßenbahnschienen in der Innenstadt von Leipzig meine volle Aufmerksamkeit erforderten. Das Hotel wurde aber dank Garmin und entsprechender Streckenplanung zielsicher erreicht. Ich konnte gerade einchecken und das Zimmer beziehen, als ich auf meinem iPhone sah, dass meine Buddies auch gerade eingetroffen waren. Einer ausgelassenen Hochzeitsfeier stand nun nur noch eine erfrischende Dusche im Wege. Nach dieser machten wir uns auf den Weg in den nahen Bayrischen Bahnhof. Ordentlich Knast und Bierdurst war in ausreichender Menge vorhanden.

Eine Antwort auf „Berlin -> Leipzig“

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: